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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wartete mit offenem Mund.
    »Das geht nicht«, sagte er. »Stockholm liegt am Nordpol und Nairobi am Äquator … Nein, wir können das Geld nicht noch heute übergeben … Wir … Nein, wir … Ja, wir können so bald wie möglich nach Nairobi fliegen, vielleicht schon heute Nacht … Meine Handynummer?«
    Er las seine Nummer vor, der Entführer sagte etwas, und dann wurde die Verbindung unterbrochen. Annika hörte das Klicken, als er auflegte.
    »Wir haben fünfundzwanzig Stunden«, sagte Halenius und ließ den Hörer sinken.
    Er schob sie aufs Sofa, setzte sich auf den Sessel ihr gegenüber und umfasste ihre Hände.
    »Das wird eine Prüfung«, sagte er.
    Annika nickte, als verstünde sie ihn.
    »Er ist auf mein Angebot von 1,1 Millionen eingegangen. Er wollte das Geld in zwei Stunden in Nairobi haben, obwohl er ge­nau weiß, dass wir diese Forderung nicht erfüllen können.«
    »Warum 1,1 Millionen?«, fragte sie.
    »Um zu zeigen, dass du wirklich alles versucht hast, dass nicht mehr zu holen ist. Er wird sich im Laufe des Tages wieder melden, ich weiß nicht, wie, um genauere Anweisungen zu geben, wie das Geld überbracht werden soll.«
    Sie zog ihre Hände zurück, aber er griff von neuem danach.
    »Wir müssen spätestens heute Nacht nach Nairobi fliegen. Kannst du uns Tickets besorgen?«
    Sie nickte wieder.
    »Setz dich zu mir«, sagte sie.
    Er setzte sich neben sie aufs Sofa, berührte sie aber nicht. Er blickte hinunter auf seine Jeans.
    »Glaubst du, er lebt?«
    Halenius strich sich die Haare zurück.
    »Laut Handbuch sollte er am Leben sein, sonst hätte er uns kein Foto geschickt. Aber bei diesem Typ weiß man nicht genau. Der Franzose wurde umgebracht, obwohl seine Frau bezahlt hat. Sie wurde also gelinkt.«
    »Was geschieht jetzt?«
    Er überlegte einen Moment.
    »Laut Lehrbuch? Generell gibt es bei kommerziellen Entführungen sechs verschiedene Verläufe. Im ersten Fall stirbt die Geisel, bevor Geld fließt.«
    »Klingt nach einem schlechten Geschäft.«
    »Stimmt. Die Geisel kann bei einem Fluchtversuch ums ­Le­­ben kommen, bei einem Befreiungsversuch oder an einem Herz­infarkt oder einer anderen Krankheit sterben. Es ist auch schon vorgekommen, dass Geiseln verhungert sind. Im zwei­ten Fall wird das Lösegeld gezahlt, aber die Geisel stirbt trotzdem.«
    »Wie der Franzose«, sagte Annika.
    »Genau. Das passiert, wenn die Täter glauben, sie riskieren, identifiziert zu werden, oder wenn der Anführer der Gruppe ein völliger Soziopath ist. Letzteres trifft auf unseren Mann ziemlich genau zu. Szenario Nummer drei: Das Lösegeld wird bezahlt, aber die Geisel wird nicht freigelassen. Stattdessen melden sich die Täter erneut und fordern mehr Geld, und eine neue Verhandlungsrunde beginnt. Das passiert meistens, wenn das Lösegeld hoch ist und zu schnell gezahlt wird. Dann glauben sie, es wäre noch mehr zu holen.«
    »Kann uns das auch passieren?«
    »Das ist eher unwahrscheinlich. Wir haben das ja alles mit ihnen durchgekaut. Viertens: Das Lösegeld wird bezahlt, die Geisel wird freigelassen, aber später noch einmal gekidnappt. Das wird wohl kaum passieren. Fünftens: Das Lösegeld wird bezahlt, die Geisel kommt frei. Sechstens: Die Geisel entkommt oder wird befreit, ohne dass Geld bezahlt wird.«
    Für eine Weile blieb sie stumm sitzen. Er wartete regungslos ab.
    »Kann man denn überhaupt sagen, was für ein Verlauf es wird?«, fragte sie ruhig.
    »Er hat gesagt, dass er morgen früh mit uns Kontakt aufnimmt. Vielleicht hält er sich dran, es kann aber auch genauso gut bis zum späten Nachmittag dauern. Dann müssen wir bereit sein, müssen das Geld und ein vollgetanktes Auto und einen Fahrer haben. Unsere Handys müssen geladen sein, wir müssen Wasser und Pro­viant gepackt haben, denn oft dauert so eine Über­gabe ziemlich lange.«
    Sie räusperte sich.
    »Was unternimmt die Polizei?«
    »Das JIT in Brüssel liest meine SMS und hält alle, die involviert sind, auf dem Laufenden, aber es ist absolut entscheidend, dass die Verbrecher sehen, wir sind allein. Sie haben keine Lust, ins Gefängnis zu wandern. Ich werde fordern, dass die Übergabe von Angesicht zu Angesicht abgewickelt wird, aber darauf werden sie sich garantiert nicht einlassen.«
    »Und der Ort, also der Übergabeort, liegt der in Nairobi?«
    Er stand auf und ging ins Schlafzimmer, dann kam er mit ­einem Notizblock in der Hand wieder zurück.
    »Der Freund des Spaniers hat das Geld in einem Container im so­malischen

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