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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Viertel im Süden der Stadt abgelegt«, las er. »Der Sohn der Deutschen hat es in einem Graben am Fuß des Mount Kenya hinterlassen, mehr als tausend Kilometer nördlich. Die Frau des Rumänen wird im Laufe des Tages 800 000 Dollar in Mombasa an der Küste übergeben. Die Übergabe durch die Fran­zösin hat in Nairobi stattgefunden, aber sie konnte später nicht mehr sagen, wo.«
    »Sie legen nicht alle Eier ins selbe Nest«, sagte Annika.
    Er setzte sich wieder neben sie und blätterte in seinem Block.
    »Normalerweise wird das Lösegeld in der Nähe des Entführungsortes übergeben, dreißig, vierzig Kilometer entfernt vielleicht, selten mehr. Aber in diesem Fall ist es anders.«
    »Und dann?«
    »Kann es bis zu 48 Stunden dauern, bis die Geisel auftaucht«, sagte Halenius.
    Sie legte die Hand auf seinen Schenkel und schluckte.
    »Und dann?«, fragte sie leise und sah ihn an.
    Er wandte den Kopf ab, und sie zog die Hand zurück.
    »Ich bereue es nicht«, sagte sie.
    Er stand auf und ging ins Schlafzimmer, ohne sie anzusehen. Stumm und bleischwer blieb sie sitzen, während sich eine gewaltige Leere zwischen ihrem Magen und dem Zwerchfell ausbreitete und ihr das Atmen schwermachte. Sie rappelte sich mühsam auf und folgte ihm. Mit roten Augen und hochkonzentriert saß er vor seinem Computer und schrieb.
    Plötzlich fühlte sie sich durch und durch lächerlich, wie ein schwanz­wedelnder, anhänglicher, sich anbiedernder kleiner Hund.
    »Ich kümmere mich um die Flugtickets«, sagte sie. »Irgendwelche Vorlieben?«
    »Nicht Air Europa«, sagte er und blickte auf. »Und nicht über Charles de Gaulle.«
    Er lächelte sie matt an.
    Sie schaffte es, sein Lächeln zu erwidern, und ging ins Wohnzimmer und dann ins Kinderzimmer.
    Der einzige Flug nach Nairobi, bei dem es noch freie Plätze gab, war ein Air-France-Flug am selben Abend über Paris.
    »Und ist es auch die ganze Strecke Air France?«, fragte Annika. »Nicht Air Europa?«
    Die Frau im Reisebüro des Abendblatts hackte auf ihren Computer ein.
    »Doch«, sagte sie. »Der Flug nach Paris Charles de Gaulle wird von Air Europa durchgeführt.«
    »Gibt es keinen anderen?«
    »Schon, über Brüssel. Aber der geht in zwanzig Minuten vom Flughafen Bromma.«
    Sie buchte den Flug um 16.05 Uhr von Arlanda nach Paris, um 20.10 Uhr weiter mit Air France (durchgeführt von Ke­n­ya Airways). Das Flugzeug landete am nächsten Morgen um 6.20 Uhr ostafrikanischer Zeit in Nairobi. Die Tickets würden ihr zum Ausdrucken per E-Mail geschickt. Annika legte auf. Es war mitten am Tag, wurde aber schon wieder dunkel. Und sie be­fand sich in dem schwerelosen Zustand zwischen Jetzt und Später.
    Halenius fuhr nach Hause, um frische Kleider, Zahnbürste und Rasierer zu holen. Annika schrieb vierzig Minuten konzentriert an ihrem Artikel, packte ihren Laptop, ein paar Klamotten und die Videokamera ein. Da sie nur mit Handgepäck reisten, war für das Stativ kein Platz mehr. Sie öffnete den Kühlschrank und warf alles weg, was nicht haltbar war, brachte den Müll nach unten und schaltete die Lichter aus. Dann stand sie im dunklen Flur und lauschte den Geräuschen des Hauses.
    Für irgendetwas war es definitiv zu spät oder noch viel zu früh. Sie trat hinaus ins Treppenhaus, schloss die Wohnungstür sorgfältig ab und ging hinunter zum Eingang, um dort auf Halenius zu warten, der sie mit dem Taxi abholen wollte.
    Währenddessen rief sie Sophia Grenborg an.
    »Wir fahren jetzt«, sagte sie. »Wir haben uns auf eine Lösegeldsumme geeinigt. Der Flug geht in zwei Stunden.«
    »Willst du mit den Kindern sprechen?«
    Ein schwarzglänzender Volvo mit getönten Scheiben näherte sich durch den Schneematsch und hielt vor ihrer Eingangstür. Eine der hinteren Türen wurde geöffnet, und Halenius streckte den Kopf heraus.
    »Ich rufe noch mal von Arlanda an«, sagte Annika und beendete das Gespräch.
    Sie trat ins Unwetter hinaus und lächelte über Halenius’ unor­dentliche Frisur, aus dem Augenwinkel sah sie einen Fotografen, der ein langes Teleobjektiv auf sie richtete. Der Fahrer, ein Mann in grauem Mantel, stieg aus dem Wagen. Sie erkannte ihn wieder, es war einer der Männer namens Hans. Er nahm ihre Computertasche und legte sie in den Kofferraum. Annika setzte sich neben Ha­lenius, während der Fotograf sie mit dem Teleobjektiv verfolgte.
    Der Staatssekretär hielt sein Handy hoch.
    »Es müssen amerikanische Dollar sein, Zwanzigdollarscheine, in starke Plastikfolie eingepackt und

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