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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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worden war. Anders Schy­man sah das zerfurchte Gesicht Christer Petterssons vor sich. Der alte Junkie wurde später vom Obersten Gericht freigesprochen, ein Urteil nie vollstreckt. Außerdem hatte die technische Entwicklung die etablierten und verantwortungsbewussten Medien längst überholt. Anklagen, Gerüchte und blanke Lü­gen wucherten schon wenige Minuten nach Erhebung der Anklage und nach der Festnahme im Internet. Beim Abendblatt überprüften sie zumindest die Quellen, bevor die Zeitung in Druck ging, und es gab einen Verantwortlichen (also ihn, Schyman), den man bei eventuellen Fehlern zur Rechenschaft ziehen konnte. Außerdem wurde an verschiedenen Stellen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Mann nach wie vor nur unter Verdacht stand.
    Er betrachtete das Gesicht des (verdächtigten) Serientäters und erinnerte sich an das Telefonat mit der Mutter der ermordeten Lena.
    »Es war Gustaf, dieser Loser … Er hat sie verfolgt, seit sie Schluss gemacht hat …«
    Vorsichtig lehnte er sich gegen die Rückenlehne seines neuen Bürostuhls. Die Betriebskrankenschwester hatte ihm versprochen, den Verband am Nachmittag abzunehmen und stattdessen ein Pflaster aufzukleben. Ehrlich gesagt, brummte ihm noch immer der Schädel, obwohl er doch sonst nie Kopfschmerzen hatte. Er befühlte die Wunde und meinte, die Knoten der Stiche durch den Verband zu spüren.
    Sein Blick fiel auf die Beschreibung des Mannes, der gesehen worden war, als er den Waldrand in Sätra verließ: zirka 1,75 groß, normaler Körperbau, aschblondes Haar, glattrasiert, dunkle Jacke, dunkle Hose.
    Wenn man ehrlich war, passte diese Beschreibung auf achtzig Prozent aller schwedischen Männer mittleren Alters.
    Der Gedanke, dass die Zeitung Schwierigkeiten bekommen könnte, wollte sich in seinem Kopf breitmachen, aber er bekam ihn zu fassen und verscheuchte ihn.
    Die Polizei ermittelte. Die Zeitung erstattete Bericht und dramatisierte.
    Und während er darauf wartete, dass ein bisschen Schwung in die Entführungsgeschichte in Afrika kam, nahm er sein Schreiben an die Verlagsleitung in die Hand und las noch einmal den Anfang: »Hiermit bitte ich um Entbindung von meinen Aufgaben als Chefredakteur des Abendblatts .«
    *
    Blasses Dämmerlicht weckte sie. Vorsichtig, fast entschuldigend drang es durch die Wolken, und Annika wusste sofort, dass sie zu lange geschlafen hatten. Hier war es zwei Stunden früher als in Kenia. An diesem Morgen konnte sich bereits alles Mögliche ereignet haben.
    Für irgendetwas war es definitiv zu spät, doch sie wusste nicht, wofür. Ihr Körper unter der Decke fühlte sich noch immer warm und schwer an, pulsierend und lebendig. Sie drehte den Kopf und ließ ihren Blick auf dem braunen Schopf ruhen, der auf dem Kissen neben ihr lag. Sie streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern durch die Haare, sie waren unglaublich weich, fast wie die eines kleinen Kindes.
    Zu spät oder vielleicht noch immer zu früh. Sie wusste es nicht.
    Sie kuschelte sich an ihn, schlang ihre Beine um seine und ließ ihre Hand über seine Schulter wandern. Er wachte auf und küsste sie. Völlig regungslos sahen sie sich an.
    »Es ist acht Uhr«, flüsterte sie ihm in die Augen.
    Er zog sie fest an sich, und mit einem Keuchen spürte sie, wie er wieder in sie hineinglitt, sie war noch immer feucht und geschwollen und kam sofort. Er brauchte ein bisschen länger, sie spürte, wie er wuchs, und kam ihm entgegen, bis seine Schultern sich spannten und er laut stöhnte und keuchte.
    »Du lieber Himmel, jetzt muss ich wirklich dringend pinkeln«, sagte er.
    Sie lachte, vielleicht ein bisschen peinlich berührt.
    Sie frühstückten gemeinsam am Küchentisch: Joghurt mit Walnüssen und Früchtebrot mit Leberwurst, Kaffee und Blutorangensaft. Er hatte sich die Jeans und sein Hemd angezogen, aber er hatte es nicht zugeknöpft. Er saß in ihrer Küche und las Zeitung und tastete nach dem Kaffeebecher und krümelte auf den Boden.
    Sie schaute in ihren Joghurt.
    Es war zerbrechlich wie Glas, und sie traute sich nicht, daran zu rühren, aus Angst, es könnte zerspringen: Sein Haar im Mor­gen­licht, die feste Rundung seines Brustkorbs, dass er versunken den Leitartikel las, dass er hier bei ihr war, sie so fest an sich gedrückt hatte.
    Sie atmete durch den offenen Mund, um nicht zu ersticken.
    Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf die Fensterbank.
    »Dann werfe ich mal die Maschinen an.«
    Er erhob sich und ging an ihr vorbei, ohne sie zu

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