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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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umspülte sie wie eine Welle, das Licht sickerte durch wogende manns­hohe Limnobiumpflanzen. Sie hielt den Atem an.
    Vorsichtig ging sie in den Garten. Pflanzschalen, hängende Gewächse, Palmen, Bäume mit roten Blättern und orangefarbenen Blüten, ein überwucherter Holzzaun. Die Luft war kühl und frisch, es roch nach Erde und Regen.
    Eine gelbe Katze sprang vor ihr auf den Weg, und einen Augen­blick lang glaubte sie, es wäre Whiskas (ihr hübscher, süßer ­klein­er Kater Whiskas, den Sven damals an jenem Septembertag in der alten Fabrik daheim in Hälleforsnäs umgebracht hatte). Den Schwanz hoch in die Luft gestreckt, lief die Katze den Weg entlang und miaute. Ein Gartenarbeiter, ein riesiger Schwarzer in Gummistiefeln und dunkelblauem Arbeitsoverall, stellte den Spaten beiseite, bückte sich und streichelte das Tier. Er kraulte es unter dem Kinn, strich ihm über Kopf und Rücken. Die Katze schmiegte sich an seine Beine und schnurrte, legte sich auf den Rücken und rollte herum, genoss die liebevolle Behandlung, die sie gewöhnt war.
    Annika blieb auf den Steinplatten stehen. Aus unerfindlichen Gründen fiel ihr plötzlich das Atmen schwer.
    Frida trug Kickerboots und lila Kleidung, die Ton in Ton auf ihre lila Zöpfe abgestimmt war.
    »Gut geschlafen?«, fragte sie.
    Annika versuchte ein Lächeln und setzte sich auf die Rückbank, vor der die Taschen mit den Dollarscheinen bereits verstaut waren.
    Halenius kam im Laufschritt aus der Rezeption und sprang auf den Beifahrersitz.
    Frida ließ den Motor an und bog nach rechts auf die Karen Road. Als Annika zurückblickte, sah sie den Leoparden hinter den Bäumen verschwinden. Sie passierten das Karen Blixen ­Museum und das Kazuri Beads and Pottery Center und kurv­ten um die Wasserlachen auf der Straße herum. Es herrschte kaum Verkehr, deshalb schaukelten sie in flottem Tempo an Mö­belhändlern vorbei, die ihre Waren unter Zeltdächern feil­boten, an Reihen von Verkaufsständen, die alte Autos und Blechgiraffen, verschnörkelte Himmelbetten und Feuerholz anboten.
    Rote Erde und üppiges Grün und endlose Menschenschlangen. Wohin waren all diese Menschen unterwegs? Nahm ihre Wanderung niemals ein Ende?
    Schlagbäume und gelbe Tore versperrten die Zufahrt zum Wilson Airport. Frida bezahlte etwas an einem Kontrollhäuschen, und dann wurden ihnen die Schranken geöffnet. Niedrige Abfertigungsgebäude aus Beton mit Schildern, die Annika nichts sagten, Departments Wanausafari, Delta Connection, Safarilink , eine abgezäunte Startbahn und Kerosingeruch in der Luft.
    Annika starrte die Wachen an den Toren an, vor der Brust der Männer baumelten ihre Waffen.
    Würde sie jemals eine Antwort auf die Frage bekommen, ob in Kenia Lösegeld erlaubt war? Die Engländer (und Kenianer), die in Somalia im Gefängnis saßen, waren auf einem Flugplatz geschnappt worden.
    Sie merkte, wie ihre Handflächen schweißnass wurden.
    Halenius stieg aus, öffnete die hintere Tür und griff nach den Geld­taschen. Mit zitternden Knien kletterte Annika aus dem Wagen.
    »Müssen wir durch eine Sicherheitskontrolle?«, fragte sie.
    Halenius schien sie nicht gehört zu haben, er ging mit einer Tasche in jeder Hand zu Frida, stellte die Taschen ab und umarmte sie. In ihren Boots überragte sie ihn um einen ganzen Kopf, er wiegte sie in den Armen und murmelte ihr etwas ins Ohr, das Annika nicht verstand.
    Sie sah hinüber zu den Toren, wo zwei Männer in gelben Wes­ten auf einer großen Waage Gepäck abwogen. Hinter den Toren hörte sie das Dröhnen von Flugzeugmotoren. Die Terminals hatten Blechdächer.
    Würden sie die Taschen kontrollieren? Und wenn sie nun das Geld entdeckten?
    Frida kam auf sie zu, umarmte sie und drückte sie fest.
    »Pass gut auf ihn auf«, flüsterte sie, und Annika wusste nicht, wen von beiden sie meinte.
    Der Pilot William Grey kam aus einem der Terminals – schneeweißes Hemd, hellbeige Leinenhosen, graublondes Haar und strahlendes Lächeln.
    »Ihr wollt also nach Liboi«, sagte er und begrüßte sie mit festem Handschlag. »Ein bisschen abseits der üblichen Touristenpfade, könnte man sagen. Wir fliegen mit der Mühle da drüben.«
    Er zeigte mit der freien Hand auf eine Reihe kleiner Privatflug­zeuge neben der Startbahn. Annika hatte keine Ahnung, welches er meinte.
    »Seid ihr bereit? Alles dabei?« Er blickte auf ihre Taschen.
    Halenius nickte.
    William Grey ging auf die gelben Tore zu. Sie folgten ihm im Gänsemarsch. Halenius trug in jeder Hand eine

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