Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Sie beugte sich hinunter, sammelte ihre Taschen ein und folgte ihm über einen gewundenen Schieferplattenpfad in die Finsternis. Niedrige Lichter erleuchteten Teile des Weges mit Kreisen aus feuerfarbenem Licht. Nachtgeräusche umgaben sie, die Annika nur aus Filmen kannte. Ein Quaken, Rascheln, Schaben und Singen, das sie nicht definieren oder erklären konnte. Die Finsternis um sie her­um wurde immer dichter.
    »Wo ist das Hotel?«, fragte sie ins Dunkel hinein.
    Halenius zeigte nach links. Hinter einem Dschungel aus tropischen Pflanzen schimmerten weiße Steinwände.
    »Ein eigenes Haus? Jedes Zimmer ist ein eigenes Haus?«
    Sie betrat einen Raum mit weißen Wänden und schwarzen Dach­balken, die irgendwo hoch oben unter dem Dachfirst schwebten. Weiße Leinenvorhänge hingen an schwarzen schmie­de­eisernen Gardinenstangen, in einem offenen Kamin knisterte ein Feuer, rechts befand sich ein Wohnzimmer. Sie blickte auf das Himmelbett, das wie ein Schiff mitten im Raum zu treiben schien – sein Rumpf war aus Eisen und das Moskitonetz die Segel. Vorsichtig ging sie über den glänzenden Holz­boden, der dunkel wie Eis in der Nacht war.
    Sie stellte die Taschen ab und öffnete linker Hand eine Tür. Das Badezimmer, vom Boden bis zur Decke in braunem Schiefer, war größer als ihr Wohnzimmer zu Hause.
    »Bleibt vom Lösegeld noch etwas übrig, wenn wir das hier bezahlt haben?«, fragte sie Halenius, als sie wieder herauskam.
    »Kostet genauso viel wie ein Einzelzimmer in New York«, sagte er. »Aber hier gibt es nur ein Bett. Ich gehe an die Rezeption und sage Bescheid, dass wir zwei Einzelbetten wollen …«
    Sie legte die Hand auf seine Brust. Er blieb stehen und schaute hinüber zum Feuer.
    »Was ich getan habe, ist unverzeihlich.«
    »Für wen?«
    Er sah zu Boden.
    »Thomas untersteht meiner Verantwortung, ich bin sein Vorgesetzter. Wenn er sich nicht auf mich verlassen kann …«
    »Thomas allein trägt die Verantwortung für sich. Genau wie ich für mich und du für dich.«
    »Ich habe die Situation ausgenutzt«, sagte er, »das ist absolut verwerflich. Du befindest dich in totaler Abhängigkeit von mir, ich habe jeden Ehrenkodex verletzt, den es gibt …«
    Sie trat ganz dicht an ihn heran, er spürte ihren Atem am Hals und wie sie die Hände über seinen Rücken wandern ließ.
    »Und wenn du ihn wiedersiehst«, sagte Halenius leise, »was wirst du dann fühlen?«
    »Wir müssen uns nicht heute Abend entscheiden«, flüsterte sie und biss ihn vorsichtig ins Ohrläppchen.
    Ein paar Sekunden atmete er schwer, dann zog er sie an sich.

TAG 10
    Freitag, 2. Dezember
    Annika erwachte vom Rauschen eines Wasserfalls. Sie lag in ein Laken verheddert dicht neben Halenius und wusste nicht, wo sie war.
    »Das ist der Regen, der aufs Blechdach prasselt«, flüsterte Ha­lenius in der Dunkelheit. »Hört sich gefährlich an, was?«
    Sie lag stumm da und konnte das Moskitonetz über dem Him­melbett in den Schatten erahnen. Das Rauschen schwoll zu Sturz­bächen an. Von den Ngong Bergen drang leises Donner­grollen herüber.
    Sie drehte sich zu ihm um, schlang ihre feuchten Beine um seine und legte ihm die Hand auf die Wange. Das Aufleuchten eines fernen Blitzes erhellte den Raum. Sie blickte Halenius in die Augen und ließ sich fallen.
    Als sie das nächste Mal aufwachte, dämmerte es bereits. Der Regen hatte aufgehört, nur einzelne Tropfen von den Bäumen prall­ten wie kleine Knallerbsen auf das Blechdach. Halenius stand auf der anderen Seite des Moskitonetzes und zog seine Jeans an.
    Sie schlug das Laken zur Seite, setzte die Füße auf den Holzfuß­bo­den und stieg nackt aus dem Bett. Im Raum war es kühl und klamm. Sie schmiegte sich an Halenius, ließ ihre Finger über sei­nen nackten Arm wandern. Er hatte die Kiefer zusammengepresst.
    »Wir bestimmen es selbst«, sagte sie leise. »Niemand außer uns weiß davon.«
    »Frida hat das Zimmer gebucht«, sagte Halenius. »Sie weiß es nicht, aber sie ahnt es.«
    Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn vorsichtig. Er legte die Hände auf ihren Rücken und erwiderte den Kuss, dann ließ er sie abrupt los und ging zu dem Stuhl, über den er sein Hemd geworfen hatte. Er zog es an, knöpfte es halb zu, nahm die Taschen mit dem Geld und ging zur Tür.
    »Frida ist in einer Viertelstunde hier«, sagte er und ging aus dem Zimmer.
    Annika trat auf die Schieferplatten der Veranda hinaus und fand sich in Cousteaus Unterwasserwelt wieder. Kühle Feuchtigkeit

Weitere Kostenlose Bücher