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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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verfrachtet, dass wir schon in Äthiopien waren? Die Nacht war undurchdringlich, egal, in welche Richtung man sich wendete. Nirgends erleuchtete der wunderbare Schein von Elektrizität den Horizont. Vor und hinter uns gingen bewaffnete Männer. Sie waren zu viert, zwei ganz junge Kerle und zwei Erwachsene. Catherine sagte, sie seien keine Kenianer. Außer Englisch beherrschte sie sowohl Arabisch, Swahili und Maa (die regionale Sprache der Massai), und sie verstand nicht, was die Männer untereinander besprachen. Natürlich konnte es irgendeine andere der sechzig regionalen kenianischen Sprachen sein, aber es war weder eine der nilotischen noch Bantu. Sie tippte auf Somali aus der Familie der afroasiatischen oder ostkuschitischen Sprachen. Einer der Männer, der Lange, der meine Autotür geöffnet hatte, sprach uns gelegentlich in schlechtem Swahili an, er hatte uns unter anderem verkündet, dass wir treulose Hunde seien, die es verdienten, einen langsamen und qualvollen Tod zu sterben, und dass der Große Führer oder der Große General über unser Schicksal entscheiden werde. Er nannte den Führer ­ Kiongozi Ujumla , vielleicht war es aber auch das Wort für »Führer« in einer seiner Sprachen. Wer dieser Führer war oder wo er sich aufhielt, wurde nicht klar.
    Dann blieben die beiden Männer vor uns stehen. Der Lange sagte etwas zu einem der jungen Kerle weiter hinten, er klang müde und gereizt, fuchtelte mit den Händen und mit seiner Waffe.
    Der Junge verschwand in der Dunkelheit.
    Der Lange zeigte mit der Waffe auf uns.
    »Kukaa! Chini! Kukaa chini …«
    »Er sagt, wir sollen uns hinsetzen«, sagte Catherine und sackte zusammen.
    Ich setzte mich neben sie. Ich fühlte Insekten an den Händen, machte aber keine Anstalten, sie abzuschütteln. Stattdessen legte ich mich hin. Ameisen krochen mir in die Ohren. Ich bekam einen harten Tritt in den Rücken.
    »Kukaa!«
    Mühsam setzte ich mich wieder auf. Scheinbar durften die Frauen sich hinlegen, nicht aber wir Männer.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß. Die Kälte legte sich wie ein eiskalter Panzer auf meine verschwitzten Kleider, schon bald klapperte ich mit den Zähnen. Möglicherweise bin ich aber trotz­dem eingeschlafen, denn plötzlich war der Junge mit der Waffe wieder da, und der Lange schrie uns an, wir sollten aufstehen (es bedurfte keiner Übersetzung aus dem Swahili, die Bewegung mit der Waffe war unmissverständlich).
    Wir gingen denselben Weg zurück, oder vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht, aber Catherine kam nicht weit. Sie brach in mei­nen Armen zusammen. Ich fiel hin und sie landete auf mir.
    Der Lange trat Catherine auf ihren verletzten Fuß und zog sie an den Haaren hoch.
    »Kutembea!«
    Der Rumäne – ich hatte seinen Namen bei der Vorstellungsrunde nicht mitbekommen und vergessen, in der Liste nachzusehen – stellte sich auf die andere Seite neben Catherine. Ich muss sagen, dass ich es eine Spur aufdringlich fand, wie er einfach nach ihr griff, aber ich war nicht in einer Position, um mich zu beschweren.
    Ich weiß nicht, ob man sich im bewusstlosen Zustand aufrecht fortbewegen kann, aber für den Rest der Nacht kam und ging mein Bewusstsein. Aus einer Himmelsrichtung, die ich später nicht mehr wiederfand, schimmerte schwach die Morgendämmerung, als wir plötzlich vor einem Wall aus Reisig und trockenem Buschwerk standen.
    »Eine Manyatta«, flüsterte Catherine.
    »Das ist vollkommen inakzeptabel!«, rief der Franzose. »Ich verlange, dass wir Wasser und Nahrung bekommen!«
    Ich sah, wie der Lange auf Sébastien Magurie zuging und den Gewehrkolben hob.

TAG 2
    Donnerstag, 24. November
    Kalle wollte morgens immer O’boy trinken. Annika war davon nicht besonders begeistert, denn der Kakao jagte seinen Blut­zuckerspiegel in die Höhe, so dass der Junge erst völlig aufgedreht und dann gereizt war. Sie hatten einen Kompromiss geschlossen: Er bekam O’boy, wenn er dazu Rühreier mit Speck aß, also Fett und Proteine mit niedrigem glykämischem Index. Mit Ellen brauchte Annika keine Frühstücksverhandlungen zu führen, sie liebte den sahnigen griechischen Joghurt mit Himbeeren und Walnüssen.
    »Können wir am Sonntag zum Hockey gehen?«, fragte Kalle. »Es ist Derby: Djurgården gegen AIK .«
    »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist«, sagte Annika. »Diese Derbymatches sind immer so brutal. Die Fans von Black Army werfen Kracher aufs Eis, und die Iron Stoves reagieren mit Bengalischem Feuer. Nein

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