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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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vielleicht, und schlank und mit diskretem Facelifting, aber nicht eine Sekretärin. Thomas jagte in höheren Gefilden.
    »Hat er sich freiwillig gemeldet?«, fragte Annika.
    Halenius ließ das Papier sinken.
    »Wie meinen Sie das?«
    Die 32-jährige Engländerin war klein und blond, unter Garantie.
    »Nützt es dem Prestige, diese Fahrt mitzumachen?«, fragte sie.
    Halenius sah müde aus.
    »Nein«, erwiderte er. »Sich für so einen Auftrag zu melden bringt nichts fürs Prestige. Auch keiner der anderen Delegierten steht in der Hierarchie weit oben. Ich weiß nicht, ob Thomas freiwillig mitgefahren ist oder ob es eine Anordnung von höherer Stelle gab, aber ich werde das überprüfen lassen.«
    Er griff nach einem weiteren Blatt Papier.
    Annika ließ den Blick durch den kleinen Konferenzraum schwei­­fen. Das hier war kein Machtzentrum, es war nicht das Blaue Zimmer, in dem die Leitung des Ministeriums tagte. Es war ein beschissenes kleines Zimmer, in das man Frauen von ver­schwund­enen Männern führte, und vielleicht arbeitete man hier an Gesetzesänderungen über verschwundene kleine Frauen, die er­mordet hinter Kindergärten und auf Parkplätzen gefunden wurden.
    »Der erste Bericht der Protokollführerin enthält eine kurze Beschreibung der Stadt Liboi und eine Zusammenfassung des Gesprächs, das die Delegation mit dem Polizeichef der Stadt geführt hat«, sagte Halenius. »Es gibt offenbar keine Kontrollposten am eigentlichen Grenzübergang nach Somalia. Die Polizeistation dient gleichzeitig als Zollstation, und sie liegt mehrere Kilometer hinter der Grenze …«
    Annika beugte sich vor.
    »Wieso behaupten Sie, dass schwerer Frauenfriedensbruch eine Verjährungszeit von zehn Jahren hat?«
    Anders Schyman schlug die Hand vor die Augen und stöhnte auf.
    »Annika …«, sagte er.
    Halenius sah sie schweigend an.
    »Das stimmt doch gar nicht«, fuhr sie fort. »Dieses Gesetz war doch bloß Theater, stimmt’s? Das Justizministerium wollte sich von der Frauenbewegung und den Menschenrechtsaktivisten auf die Schulter klopfen lassen und hat ein Gesetz erlassen, das in Wirklichkeit absolut lasch ist.«
    Sie blickte sich im Zimmer um. Die beiden Hansemänner starr­ten sie an, als hätte sie plötzlich in fremden Zungen geredet. Jimmy Halenius musterte ihr Gesicht, als suchte er darin nach etwas.
    »Also, der überlebende Fahrer konnte einen kurzen Bericht über die Ereignisse geben«, sagte er langsam. »Die Delegation wurde an einer Straßensperre von einer Gruppe bewaffneter Män­ner gestoppt, sieben oder acht Leute. Der Fahrer ist sich nicht ganz sicher über die Anzahl. Er behauptet, es wären Somalier gewesen, aber das lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen.«
    Die Kälte im Zimmer drang ihr bis ins Rückenmark, sie schlang die Arme um den Körper. Kannte Anne Snapphane nicht einen Kerl, der Somalier war? Rapper, total süßer Typ?
    »Die Wagen befanden sich auf einer inoffiziellen Straße, einige Kilometer südlich der A3 an der somalischen Grenze. Mindestens einer der Leibwächter muss mit den Männern an der Stra­ßen­sperre gemeinsame Sache gemacht haben. Er hat bei beiden Toyotas die Sender ausgebaut, mit denen wir ihre Position hätten bestimmen können.«
    Ein Hans meldete sich plötzlich zu Wort.
    »Toyota Landcruiser 100 sind ungemein beliebt in Afrika«, sagte er. »Die kommen wirklich durch jedes Gelände. Die Amerikaner haben sie benutzt, als sie in den Irak einmarschiert sind. In Kenia werden sie ›Toyota Take Away‹ genannt, weil sie ein begehrtes Diebesgut sind.«
    Annika sah ihn an.
    »Und was hat das mit dieser Sache zu tun?«, fragte sie.
    Der Mann wurde rot.
    »Es sagt einiges über die Männer an der Straßensperre aus«, warf der Staatssekretär ein. »Sie haben genau gewusst, was sie taten. Der Überfall war kein Zufallstreffer. Sie haben auf die EU -Delegation gewartet. Sie wussten, dass die Autos mit Posi­tions­sendern ausgerüstet waren, und auch, wo die Sender saßen. Diese Leute sind scharf auf Geld und wissen, was für einen Wert die Autos darstellen.«
    Sie wussten, was sie taten.
    Man wusste, was man tat.
    Wusste man wirklich, was man tat, wie man es tat und warum man es tat? Sie merkte, wie ihre Verwirrung wuchs.
    »Ein abgekartetes Spiel?«, fragte Anders Schyman.
    »Sieht ganz so aus. Die Gruppe hat die Stelle des Überfalls sorgfältig ausgesucht. Sie waren in einem anderen Fahrzeug dorthin gefahren, einem Laster mit Plane. Der Fahrer der Delegation hat

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