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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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»Das war 2007, auf Veranlassung des Ministeriums, wegen genau der Frage, die Sie gestellt haben. Die Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass Frauenfriedensbruch kein andauerndes Verbrechen ist, also perdurierend, sondern aus verschiedenen Einzeltaten besteht. Das heißt, dass die Verjährungszeiten aufgeteilt werden müssen, alles andere wäre unangemessen und würde die Rechtssicherheit gefährden.«
    Sie wandte den Kopf und blickte zu ihm hoch. Er hatte also tatsächlich gehört, was sie gesagt hatte.
    »Es gibt immer noch Ankläger, die dieses Gesetz für ein politisches Gesetz halten«, sagte sie. »Wussten Sie das?«
    Halenius nickte.
    »Und was sind dann alle anderen Gesetze?«, fuhr sie fort. »Gott­gegeben?«
    Sie drehte sich um und verließ den kleinen machtfreien Raum.
    Hinter sich hörte sie Anders Schyman und den Staatssekretär murmeln. Sie wusste genau, worüber sie redeten. Wie lange konnte man das hier vor der Öffentlichkeit geheim halten? Bis sich eine Gruppierung zu der Tat bekannte, vielleicht, aber länger nicht. Zu viele Staaten waren betroffen, zu viele Organisatio­nen. Wann durfte Schyman das drucken? Wer würde sich dazu äußern?
    Sie nahm den Aufzug nach unten, ohne auf ihn zu warten.
    *
    Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum ohne Fenster. Die Innenwände waren tiefschwarz von Ruß. In der Mitte des Bo­dens eine Feuerstelle, die wohl gleichzeitig als Herd, Wärme­quelle und Lichtspender diente, im Moment aber nur Platz weg­nahm. Ein Loch im Dach bildete den Rauchabzug und ließ etwas Dämmerlicht herein, in dem unsere Körper dunkel und ver­schwommen erschienen. Man hatte uns wieder die Hände auf dem Rücken gefesselt. Und die Schuhe weggenommen.
    Es war sehr eng.
    Ich lag mit dem Gesicht im Schritt von Alvaro, dem Spanier. Genau wie wir anderen hatte er in die Hose koten müssen, der Gestank war schwer und beißend.
    Per, der Däne, bekam kaum Luft. Er klagte nicht, aber sein Keuchen erfüllte das Halbdunkel. Die Deutsche schnarchte.
    Wir befanden uns in einem Dorf für Menschen und Vieh, das von einer Einfriedung aus Reisig und Dornenbüschen umgeben war und Manyatta genannt wurde. Im Mondlicht hatte ich acht Hütten erkennen können, bevor wir hier eingesperrt wurden. Andere Leute als unsere Aufpasser waren nicht zu sehen gewesen. Auch keine Kühe oder Ziegen. Ich glaube, in den Morgenstunden habe ich ein bisschen geschlafen.
    Die Luft stand absolut still. Es war unglaublich heiß. Das helle Viereck der Rauchöffnung ließ erkennen, dass die Sonne sich dem Zenit näherte. Der Schweiß lief mir in die Augen. Das Salz brannte, aber das war egal.
    Wir hatten zu essen bekommen. Ugali, Brei aus Maismehl, die Standardnahrung in Ostafrika. Ich aß zu schnell und bekam fürchterliche Magenschmerzen. Aber ich fühlte mich satt und zuversichtlich. Es würde bald vorbei sein. Das hatte uns der Lange in seinem gebrochenen Swahili versichert. Wir warteten nur noch auf Kiongozi Ujumla, den großen Anführer. Der Lange war anscheinend nicht befugt, über unsere Freilassung zu entscheiden. Allein der Kiongozi Ujumla traf diese Art von Entscheidungen, und wir konnten das natürlich verstehen, wenn man keine Befugnis hat, dann hat man sie nicht, das kannten wir ja alle.
    Selbst Sébastien wirkte zufrieden. Er hatte sogar aufgehört, eine medizinische Versorgung der Kopfwunde zu verlangen, die man ihm mit dem Gewehrkolben zugefügt hatte.
    Aus dem Halbdunkel lachte mich Annika an, ich konnte den Duft ihres Shampoos riechen.
    Die Leute hier wollten uns eigentlich nichts Böses. Sicher, sie benutzten uns als Tauschobjekte in einem brutalen Spiel, aber sie waren ja auch nur Menschen. Sie wussten ganz genau, dass wir wichtige Mitbürger in unserem jeweiligen Heimatland waren, dass wir Kinder und Familie hatten. Mit ihrer Tat wollten sie auf ihre Sache aufmerksam machen, aber danach würden sie uns laufenlassen. Das hatte der Lange mehrmals erklärt.
    Und wenn sie nicht Wort hielten, würde sie das teuer zu stehen kommen. Sämtliche Polizeikräfte Kenias und Somalias würden Jagd auf sie machen, und die gesamte EU dazu.
    Ich versuchte den Kopf abzuwenden, um dem Kotgestank zu entgehen.
    Bald würde ich wieder zu Hause bei Annika und den Kindern sein.
    *
    Die Fassade des Hauses in der Agnegatan war während ihres Aufenthalts in Washington renoviert und gestrichen worden. Die früher undefinierbar schmutzig braunen Wände waren jetzt blendend hell, ein schreiendes Weiß mit einem Grünstich. Der Himmel

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