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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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mal …«
    Plötzlich musste sie lachen.
    Er wusste, wo die USA ihre geheimen Armeestützpunkte hat­ten, konnte aber in seinem eigenen Computer die Telefonnum­mer nicht finden.
    Sie griff nach dem Kaffeebecher und stieg aus dem Bett. Der Bademantel verrutschte und entblößte ihr Bein bis hinauf zur Hüfte, doch Halenius bemerkte es nicht. »Hübscher Schlafanzug«, hatte er gesagt. Ja, er war hübsch, aus fester cremefarbener Seide. Sie hatte ihn sich im Shoppingcenter Pentagon City selbst zum Geburtstag geschenkt. Von Thomas hatte sie einen verchromten Toaster im 50er-Jahre-Design bekommen. Er lief mit 110 Volt, deshalb hatten sie ihn dagelassen, als sie nach Europa zurückkehrten.
    Man erinnert sich wirklich an die nutzlosesten Dinge, dachte sie und ging Richtung Bad, um zu duschen. Im Wohnzimmer machte sie kehrt und ging noch einmal zurück ins Schlafzimmer, genauer gesagt in die Entführungszentrale.
    »Und was ist mit Ihren Kindern?«, fragte sie.
    Zwillinge; sie hatten Zwillinge gehabt, ein Junge und ein Mäd­chen in Ellens Alter. Der Staatssekretär starrte weiter auf den Bildschirm.
    »Meine Freundin kümmert sich um sie«, sagte er.
    Die Worte brannten in ihrem Gesicht. Seine Freundin, er hatte eine Freundin, logisch, dass er eine Freundin hatte.
    »Ich dachte, Sie wären geschieden«, hörte sie sich sagen.
    »Neue Freundin«, sagte er. »Da ist die Nummer ja. Ich rufe sofort dort an.«
    Sie drehte sich um und schwebte ohne richtigen Bodenkontakt zum Badezimmer.
    Die Kinder wachten auf, während sie unter der Dusche stand. Mit einem Blick schwarz wie die Nacht stand Kalle im Flur, als sie mit einem Handtuch um den Kopf aus dem Bad kam.
    »Warum ist er noch da?«, fragte er dumpf.
    Durch die Wand hörte sie Halenius laut und schnell auf ­Englisch sprechen. Annika ging zu ihrem Sohn und umarmte ihn.
    »Jimmy redet mit ein paar Leuten, die vielleicht helfen können, Papa zu befreien«, sagte sie. »Was möchtest du zum Frühstück?«
    »Keine scrambled eggs «, sagte Kalle.
    »In Ordnung«, sagte Annika und erhob sich. »Dann gibt es gekochte Eier. Oder griechischen Joghurt mit Walnüssen.«
    Der Junge zögerte.
    »Gibt es Himbeeren?«
    Die letzten hatte sie Halenius gestern zum Schokoladen­kuchen serviert.
    »Du kannst Marmelade haben«, sagte sie und kapitulierte.
    Ellen saß im Bett und spielte mit ihren Kuscheltieren. Sie hatte achtzehn Stück, und alle wohnten in ihrem Bett, obwohl nur Poppy (die neue Poppy – die alte war bei dem Brand um­gekommen) mit ihr das Kissen teilen durfte. Annika kroch zu ihr und kitzelte sie am Bauch, dann einigten sie sich über das Frühstück, und Annika ging in die Küche, um den Tisch zu de­cken.
    Da klingelte das Telefon im Schlafzimmer: Festnetz. Ihr Haus­­anschluss.
    Annika hielt mitten in der Bewegung inne. Die Entführer soll­ten doch erst am Abend anrufen, wenn überhaupt. Sie spitzte die Ohren so gut sie konnte, um zu hören, was Halenius drüben im Schlafzimmer sagte, leises Gemurmel, das sie für Schwedisch hielt. Dann wurde aufgelegt.
    »Sie müssen sich mit dieser Anne Snapphane in Verbindung setzen und ihr sagen, dass sie aufhören soll, den Festnetzanschluss anzurufen«, sagte Halenius und ging ins Bad. Durch die dünne Holztür konnte sie hören, wie er urinierte, während sie den Frühstücksjoghurt auf den Tisch knallte.
    »Stellt die Teller auf die Anrichte, wenn ihr fertig seid«, sagte sie zu den Kindern und ging mit ihrem Redaktionshandy ins Wohnzimmer.
    Seit TV 4 angerufen hatte, war das Telefon abgeschaltet gewesen. Als es jetzt wieder eine Verbindung mit dem Provider herstellte, kamen siebenunddreißig neue Kurzmitteilungen herein. Sie drückte bei allen auf »als gelesen speichern« und wählte Annes Nummer.
    »Mensch, Annika«, sagte Anne. »Das ist ja alles ganz entsetzlich. So abgrundtief scheußlich! Und wer war dieser Kerl, der an deinem Telefon war?«
    »Ein Typ von der Telefongesellschaft«, sagte Annika und folgte ihm mit dem Blick. »Hast du die Zeitung gelesen?«
    »Zeitung? Annika, du bist so altmodisch!«
    Ihre Diskussion über die Internetrevolution und die sozia­­len Medien war genauso alt wie die Tagespresse selbst. Annika lachte.
    »Na, was sagen die Zeugen der Wahrheit in ihren Blogs?«
    »Also, weißt du, was die da unten mit Leuten machen, die gekidnappt werden? Das ist total entsetzlich!«
    Annika erhob sich vom Sofa und trat ans Fenster. Das Außen­thermometer zeigte fünfzehn Grad unter null.
    »Weißt du«,

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