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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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fragte er und schob den Laptop weg, als sie hereinkam.
    »Schlafen noch.«
    Er griff nach seinen Unterlagen.
    »Der Geiselnehmer von gestern Abend hat Ihre Festnetznummer angerufen. Hat er die von Thomas, oder kann er sie auch auf anderem Wege in Erfahrung gebracht haben?«
    Sie blieb an der Schwelle stehen und zögerte. Es gab zwei Stühle im Raum. Auf dem einen saß der Staatssekretär und auf dem anderen türmten sich ihre Klamotten von gestern. Statt die Kleider wegzuräumen, ging sie zum Bett und kroch wieder ­unter die Decke. Ein Schluck Kaffee schwappte auf den Bett­bezug.
    »Die Visitenkarte«, sagte sie und versuchte den Fleck wegzureiben. »Er hat einen ganzen Stapel davon in der Brieftasche. Da stehen Handy- und Festnetznummer drauf. Wir hatten deswegen Streit, weil die Festnetznummer eine Geheimnummer ist und ich der Ansicht war, sie gehöre nicht auf die Karte. Wer ihn beruflich erreichen will, kann ja wohl in seinem Büro oder auf dem Handy anrufen …«
    »Ihre Mobilnummer steht nicht auf der Karte?«
    Auf seiner Visitenkarte? Warum sollte sie?
    »Dann können wir davon ausgehen, dass die Gangster weiterhin die Festnetznummer anrufen. Und wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass wir mit den richtigen Leuten verhandeln.«
    Er holte den Laptop wieder zu sich heran.
    »Mit den richtigen Leuten?«, fragte sie.
    Er sah sie an, und sie zog sich die Bettdecke bis unters Kinn.
    »Es ist nicht ungewöhnlich, dass Leute sich als vermeintliche Geiselnehmer ausgeben. Es sind schon große Lösegeldsummen an die Verkehrten gezahlt worden. Aber wir haben die Zeugenaussage, dass Thomas gefangen genommen wurde, wir haben das offizielle Video, das die Aussage bestätigt, und sie haben seine Geheimnummer.«
    Er wandte sich wieder dem Computer zu und klickte weiter. Annika trank einen Schluck Kaffee, er war stark und bitter.
    »Was passiert heute?«, fragte sie.
    »Eine ganze Menge«, sagte er, ohne die Augen vom Bildschirm zu heben. »Ich habe auf dem Weg hierher mit Kommissar Q von der Kriminalpolizei gesprochen. Das Joint Investigation Team von Interpol ist zusammengestellt und schon aktiv, und ab heute sind auch die Leute von der Kripo so weit. Hans und Hans-Erik regeln die Koordination im Ministerium, und bald rühren so viele Köche in diesem Brei, dass es nur so spritzt …«
    Er sah sie wieder an.
    »Sie sollten feststellen, wie viel Geld Sie lockermachen können. Wie viel können Sie sich leihen? Haben Doris oder Ihre Mutter noch Vermögen?«
    Sie stellte den Kaffeebecher auf dem Nachttisch ab.
    »Nachdem die Geschichte jetzt in den Medien ist, gibt es keinen Grund mehr, die Entführung zu verschweigen«, fuhr Halenius fort. »Sie müssen sich entscheiden, ob Sie den Massenmedien zur Verfügung stehen wollen. Wenn ja, müssen wir einmal durchgehen, was Sie im Interview sagen dürfen und was nicht. Zum Beispiel dürfen Sie nicht die kleinste Andeutung darüber machen, dass ich hier bin. Sie dürfen nicht sagen, dass wir mit den Entführern Kontakt hatten …«
    Sie hob die Hand und unterbrach ihn.
    »Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Noch etwas?«
    »Vielleicht können wir gegen Abend mit einem Anruf rechnen, aber das ist nicht sicher. Sie müssen sich überlegen, wie es mit den Kindern weitergeht. Vor allem kurzfristig.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sollen sie weiter in die Schule gehen? Gibt es jemanden, der sich um sie kümmert, falls wir wegfahren müssen?«
    Sie erstarrte.
    »Wohin denn? Wohin sollten wir denn fahren müssen?«
    Er fuhr sich durch die Haare.
    »Wir müssen den Fall einplanen, dass das Lösegeld gezahlt wird. Die Entführer kommen wohl kaum nach Stockholm geflogen, um das Geld abzuholen.«
    Sie sah wieder das gelbbraune Satellitenfoto von Liboi vor sich. Die ganze Situation erschien ihr völlig absurd.
    »Sie gehen einfach davon aus, dass wir diesen Verbrechern eine Menge Geld geben«, sagte sie. »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Das Video steht ja im Netz, also sind die Briten und die Ame­rikaner vermutlich schon dabei, alternative Lösungen zu suchen.«
    Annika blinzelte.
    »Die Amerikaner haben nicht weit von Liboi entfernt eine riesige Militärbasis«, sagte Halenius. »Natürlich ist die auf keiner Karte eingezeichnet, aber sie haben über fünftausend Mann an der Grenze nach Süd-Somalia stehen. Die Engländer sind auch vor Ort. Ich versuche die Kontaktdaten zu finden, aber ich kann mich einfach nicht erinnern, wo ich die abgespeichert habe, verdammt noch

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