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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Zeitung will das Lösegeld bezahlen, wenn ich ihnen dafür die Exklusivrechte an der Geschichte einräume und dar­über schreibe.«
    Berit nickte.
    »Ich weiß. Er hat mich gebeten, dich dazu zu überreden. Wirst du es tun?«
    Annika ließ den Blick über die Anrichte schweifen, dies war ihr Verantwortungsbereich im Entführungsfall: die Küche und die Stromversorgung. Sie war für die Logistik zuständig, sollte sich darum kümmern, dass es Essen gab und Wasser und geladene Handys.
    »So wie er es gesagt hat, klang es wie eine Bevorzugung. Als ob ich es wollen müsste, als ob ich etwas davon hätte, meine eigene Tragödie auszuschlachten.«
    »Er wollte dir vielleicht nur helfen.«
    »Ich habe nicht vor, da mitzumachen. Nie im Leben.«
    »Wenn du willst, kann ich ja den Aufmacher schreiben.«
    Sie lächelte Berit an.
    »Das wäre wirklich der einzige Grund, doch zuzusagen. Trotzdem. Nein, danke.«
    Annika hörte, wie auf der anderen Seite der Wand Halenius’ Handy klingelte. Er nahm das Gespräch an und redete in gedämpftem Ton in einer Sprache, die wie Englisch klang, aber sie konnte keine einzelnen Worte ausmachen. Annika stand auf und stellte den Kaffeebecher auf die Anrichte. Er war fast unberührt.
    »Setzen wir uns ins Wohnzimmer, von den Stühlen hier kriege ich noch ein Holzmuster am Hintern.«
    Berit folgte ihr steifbeinig.
    »Wem sagst du das. Hast du nicht mal daran gedacht, neue zu kaufen?«
    »Sie stammen aus Thomas’ Elternhaus.«
    »Aha«, sagte Berit und folgte ihr zum Sofa.
    Halenius’ Stimme war im Wohnzimmer schwächer zu hören, aber Annika vernahm noch immer die englische Satzmelodie.
    Sie machte es sich auf dem Sofa bequem und zog das Abendblatt aus dem Zeitungsstapel. Die Artikel über Thomas – sechs Seiten und der Mittelteil samt Fotos von ihr und den Kindern, herzlichen Dank auch, darum hatte sie nun wirklich nicht gebeten – überblätterte sie schnell.
    »Nicht schlecht«, sagte Annika säuerlich, »wenn man be­denkt, dass es so gut wie keine Informationen gibt.«
    Sie brachten einen Artikel über die Konferenz in Nairobi, über die Stadt Nairobi, über das Kenyatta International Con­ference Centre, einen Text über Frontex, über Thomas, über seine wichtige, wichtige, wichtige Arbeit, über Schwedens EU -Kom­missarin, die für Frontex verantwortlich war, über das Video, das auf ­einem Server in Mogadischu ins Netz gestellt worden war, über die Stadt Mogadischu, über Somalia, über die Kämpfe in Somalia und eine Übersicht über andere bekannte Ent­führungs­videos. Das von Daniel Pearl wurde nicht erwähnt.
    »Diese Elin Michnik ist ein richtiger Star geworden«, sagte Berit. »Die gesamte Jungensmannschaft am Desk bildet sich ein, sie wäre mit Adam Michnik von Gazeta Wyborcza verwandt, aber das ist sie gar nicht.«
    Annika hatte keine Ahnung, was Gazeta Wyborcza war, und sie hatte auch nicht vor, das herauszufinden.
    »Daniel Pearl hat sie jedenfalls vergessen«, sagte sie und blätterte weiter.
    Der Artikel über die tote Mutter hinter der Kita füllte die ganze Seite fünfzehn und auf Seite sechzehn hatte Berit die drei anderen Frauen­morde, die sich im Laufe des Herbstes in Stock­holm ereignet hatten, noch einmal unter die Lupe genommen.
    »Glaubst du an die Serienmörder-Theorie?«, fragte Annika und hielt die Seite mit der Überschrift DREI TOTE FRAUEN – DREI STICHE IN DEN RÜCKEN in die Höhe.
    Berit, die ihren Kaffee mit ins Wohnzimmer genommen hatte, trank einen kleinen Schluck und stellte den Becher auf dem Couch­tisch ab.
    »Kein Stück«, sagte sie. »Und die Überschrift ist ja auch nicht ganz korrekt. Eine der Frauen, das junge Mädchen vom Bade­strand in Arninge, ist mit 54 Stichen ermordet worden. Von hinten, von der Seite und von vorn und sogar von unten. Sie hatte Stichwunden im Unterleib.«
    In der Entführungszentrale (Schlafzimmer) hatte Halenius sein Gespräch beendet, und im Kinderzimmer war Nemo im Aquarium des Zahnarztes in Sydney gefangen.
    Annika überflog den Artikel über die junge Migrantin.
    »Ihr Verlobter sitzt noch immer in Untersuchungshaft«, sagte Berit. »Wenn sie ihn verurteilen, wird er abgeschoben. Er ist als Flüchtling nach Schweden gekommen, als er fünfzehn war, hat aber keine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Als er ausgewiesen wer­den sollte, ist er aus dem Asylantenheim abgehauen und unter­getaucht. Vier Jahre hat er sich versteckt gehalten, bis vor knapp einem Jahr die Verlobung mit seiner Cousine offiziell

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