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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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zu helfen. Wenn ich es richtig verstanden habe, kommt man in solchen Fällen nicht um ein Lösegeld herum, und darum will die Zeitung Ihnen einen Deal vorschlagen, der Sie in die Lage versetzt, das Lösegeld zu zahlen und Thomas nach Hause zu holen.«
    Sie öffnete den Mund, fand aber keine Worte. Stumm schloss sie ihn wieder. Wollte die Zeitung anbieten, für sie zu zahlen?
    »Wie viel denn?«, brachte sie hervor.
    »So viel, wie verlangt wird«, antwortete Schyman einfach.
    »Sie wollen vierzig Millionen Dollar«, sagte Annika und erntete einen scharfen Blick von Halenius.
    Sie biss sich auf die Lippe. Sie durfte ja keine Details der Verhandlungen nach außen tragen.
    Schyman wurde leicht blass.
    »Wenn wir es schaffen, über das Lösegeld mit ihnen zu verhandeln, wird die Summe beträchtlich geringer ausfallen«, sagte der Staatssekretär. »Ich muss Sie allerdings bitten, diese Information nicht weiterzugeben.«
    Schyman nickte wieder.
    »Und was soll ich dafür tun?«, fragte Annika.
    »Das Abendblatt bekommt die Exklusivrechte an der Story«, sagte Schyman. »Entweder Sie schreiben und filmen selbst, oder Sie suchen sich einen Reporter aus, der die ganze Zeit an Ihrer Seite bleibt. Hinter den Kulissen, während der Verhandlungen, vielleicht auch in Afrika, wenn das nötig ist. Für den Fall, dass das Leben oder die Gesundheit anderer Leute in Gefahr gerät, können wir das natürlich auslassen, aber ansonsten soll es eine Dokumentation aller Ereignisse werden. Tränen, Sehnsucht, Schmerzen, Erleichterung und Freude.«
    Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück. Natürlich. Das hätte sie sich gleich denken können. Vielleicht lag es daran, dass sie nichts gegessen hatte, aber plötzlich merkte sie, wie übel ihr war.
    »Muss ich auch ein Blog schreiben?«, fragte sie. »Ich könnte ›Geisel-Mama‹ heißen. Ein Fotoblog vielleicht?«
    Sie stand auf, und Kaffee schwappte über den Couchtisch.
    »Ich könnte jeden Tag ein Foto von den Kindern machen und zeigen, wie sie vor lauter Sehnsucht nach ihrem Papa immer dün­ner werden. Ich könnte beschreiben, wie sehr es mir in den Nächten fehlt, ein bisschen zu vögeln. Heißt es nicht, sex sells ? Oder vielleicht besser ein Modeblog – die trendigsten Trauerkleider? Sind nicht Modeblogs am allerbeliebtesten?«
    Sie ging zum Flur, fiel über Kalles Spielkonsole, blind vor beißenden Tränen. Schyman hob die Arme.
    »Annika …«
    Sie steuerte aufs Bad zu, riss die Tür auf, stolperte über die Schwelle, aber irgendwie gelang es ihr, die Tür hinter sich zuzumachen und abzuschließen. Dann stand sie vollkommen regungs­los in der Finsternis und spürte, wie ihr Pulsschlag den gesamten Raum erfüllte.
    »Annika …«, sagte Schyman und klopfte an die Tür.
    »Gehen Sie«, sagte sie.
    »Überlegen Sie es sich«, sagte der Chefredakteur. »Das ist bloß ein Angebot. Kein wie auch immer gearteter Zwang.«
    Sie antwortete nicht.
    *
    Jeder Atemzug des Dänen zischte und rasselte, pfiff und gurgelte. Sein Rumpf hob und senkte sich unregelmäßig zuckend. Obwohl er unmittelbar neben mir lag, konnte ich seine Gesichtszüge nicht erkennen. Hier war es noch dunkler als in der letzten Hütte. Kein Fenster oder irgendeine andere Öffnung, das einzige Licht drang durch Risse und undichte Stellen im Blech. Die Tür hob sich wie ein blendendes Viereck vom Licht draußen ab. Eigentlich war es auch gar keine Tür, sondern nur ein Blech, das vor die Öffnung gestellt und mit einer Art Pfahl und ein paar Steinblöcken an Ort und Stelle gehalten wurde.
    Mir war es geglückt, eine Position zu finden, in der ich nicht auf den Händen liegen und dennoch das Gesicht nicht auf die Erde drücken musste. Mein Kopf lag auf einem Stein, den ich zufällig gefunden hatte. Ich verteilte mein Körpergewicht auf die rechte Schulter und das linke Knie, eine vornübergebeugte Seitenlage könnte man sagen, allerdings mit nach hinten gebundenen Händen und Füßen.
    Ich hatte mich nicht noch einmal erleichtern müssen, an und für sich war das ein Trost, aber vermutlich nicht besonders gut, da es hauptsächlich darauf zurückzuführen war, dass ich weder Essen noch Wasser bekommen hatte. Mein Geisteszustand erschien mir leicht und flüchtig, ich glaube, die Ohnmacht kam und ging.
    Der Spanier und der Rumäne bewegten sich nicht. Vielleicht schliefen sie. Die Hitze flimmerte innerhalb der Blechwände. Am Gaumen der Geschmack von Sand. Keiner von uns hatte den Franzosen erwähnt.
    Ich dachte an Catherine,

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