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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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life erhalten«, sagte er. »Jeweils einen Videofilm, der direkt an die Familie gemailt wurde.«
    Er sagte es leichthin und ohne besondere Betonung, aber Annika spürte, wie sie ganz steif wurde.
    »Ich habe meine Mails heute noch nicht gecheckt«, sagte sie.
    »Das habe ich für Sie getan«, sagte Halenius. »Sie haben nichts bekommen.«
    Sie verzichtete darauf zu fragen, wie er sich Zugang zu ihrem Mailfach verschafft hatte.
    »Außerdem ist heute Morgen ein französisches Passagierflugzeug über dem Atlantik abgestürzt«, ergänzte Halenius. »Keine Schweden an Bord.«
    »Terroristen?«, fragte Annika.
    »Gewitter«, antwortete Halenius und verschwand im Schlafzimmer. Sie hörte, wie er den Rechner hochfuhr und mit dem Mobiltelefon hantierte. Sie lehnte sich an die Spüle und ließ die Information sacken.
    Proof of life. Lebenszeichen. Gab es nicht einen Film, der so hieß, mit Meg Ryan und Russell Crowe? Der war ziemlich gut, wenn sie sich recht erinnerte. Hatten Meg und Russell während der Dreharbeiten nicht sogar eine Affäre miteinander gehabt? Und hinterher hatte sie sich von Dennis Quaid scheiden lassen?
    Sie schaltete den Backofen auf 175 Grad, gab ein großes Stück Butter zum Schmelzen in die Mikrowelle, holte eine Schüssel heraus und schlug ein paar Eier auf, verrührte Zu­cker, Vanillezucker, etwas Salz, Sirup, Kakao und die ge­schmol­zene Butter, gab zum Schluss eine ordentliche Portion Mehl dazu.
    Der Spanier und der Rumäne lebten also. Was hat der Franzose wohl falsch gemacht?, dachte sie.
    Sie streute die Springform mit Paniermehl aus, ließ den Teig hineinlaufen und stellte sie in den Ofen. Wartete eine Viertelstunde, bis der Kuchen fertig war, nahm Vanilleeis aus dem Gefrierschrank, machte Himbeeren warm und ging mit Kaffee, Eis und Himbeeren ins Schlafzimmer, oder besser gesagt in die Entführungszentrale.
    »Ich habe Sie beim Wort genommen und einen Kuchen gebacken«, sagte sie. Halenius blickte auf und sah sie verwirrt an, offenbar war er tief in etwas ganz anderes als ihr Backwerk versun­ken gewesen. Auf einmal kam sie sich unglaublich blöd vor. Nirgends war Platz, um das Tablett abzustellen, der ganze Schreibtisch war bedeckt mit Aufzeichnungsgerät und Computerzubehör und Notizen, und auf dem zweiten Stuhl lagen immer noch haufenweise Klamotten (wieso räumte sie nie ihre Sachen weg? Was war nur los mit ihr?). Sie schluckte verlegen und merkte, wie die Schamröte ihr den Hals hinaufkroch.
    »Wir essen drüben«, sagte Halenius und stand auf.
    Sie drehte sich dankbar um und stellte das Tablett auf den Wohnzimmertisch, drückte sich mit ihrem falschen »The White House«-Becher in die Sofaecke und ließ die Haare vors Gesicht fallen.
    »Was waren das für Videos?«, fragte sie.
    »Ich habe sie nicht gesehen«, sagte Halenius und ließ sich in ihrem Sessel nieder. »Die Angehörigen wollten sie nicht veröffentlichen, aber ich will versuchen, ob ich die Videos nicht unter der Hand beschaffen kann. Es sind offenbar schlechte Aufnahmen, auf denen die Geiseln in einem dunklen Raum sitzen, das Gesicht von einer Lampe angeleuchtet, und sagen, dass sie gut behandelt werden und dass die Familien schnellstmöglich das geforderte Lösegeld bezahlen sollen. Das Übliche eben.«
    Annika spürte ihren Puls im Körper singen, proof – of – life pochte er, proof – of – life .
    »Wie sahen sie aus?«, fragte sie.
    »Offenbar nicht anders als zu erwarten, bärtig und verdreckt, aber ansonsten in guter Verfassung. Keine Anzeichen von Misshandlungen, soweit man sehen konnte.«
    Sie holte tief Luft.
    »Glauben Sie, wir bekommen auch ein Video?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wann?«
    »Im Laufe des Tages oder vielleicht morgen. Diese Geiselnehmer scheinen die Dinge der Reihe nach anzugehen. Sie waren die Letzte, die den Erpresseranruf bekam. Vielleicht ist Thomas die Nummer sieben auf ihrer Liste.«
    Sie nickte und biss sich auf die Innenseite der Wange.
    »Was wird noch passieren?«
    »Ich vermute mal, dass sie heute nicht mehr anrufen«, sagte Halenius. »Die wissen, dass Sie nicht vor Montagfrüh zur Bank gehen können, und sie wollen uns ein bisschen zappeln lassen.«
    Annika blies in ihren Kaffee.
    »Herumzusitzen und auf einen Anruf zu warten ist viel schlim­mer, als einen zu bekommen.«
    Er nickte.
    »Entführer verfügen über zwei Waffen: Gewalt und Zeit. Dass sie von Gewalt Gebrauch machen, haben sie schon bewiesen, also werden sie wahrscheinlich nicht zögern, auch die Zeit für sich zu

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