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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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eine phantastische Programmidee, die ich am Montag den Chefs von Media Time vorstellen will.«
    Annika hatte bei all den neuen digitalen Fernsehsendern, die während ihrer Abwesenheit aus dem Boden geschossen waren, noch nicht richtig den Überblick.
    »Das ist ein seriöser Sender«, sagte Anne Snapphane. »Sie betreiben auch eine Nachrichtenagentur im Netz, mediatime.se. Mein Programmvorschlag ist eine Sendung mit Interviews, die in die Tiefe gehen, keine Unterhaltung, sondern wirklich ernst und daher umso unterhaltender, wenn du weißt, was ich meine.«
    »In der Art von Oprah oder Skavlan?«, fragte Annika und schob den Kaffee von sich.
    »Genau!«, sagte Anne Snapphane und wischte sich die Mayonnaise vom Schafswollpulli. »Könntest du mir dabei helfen?«
    Annika strich sich die Haare aus der Stirn.
    »Anne«, sagte sie, »du hast doch gehört, was mit Thomas passiert ist.«
    Ihre Freundin hob abwehrend die Hände.
    »Natürlich«, sagte sie. »Das ist wirklich schrecklich, und ich glaube, du solltest auf das Schlimmste gefasst sein. Ich meine, die Entführer haben ja wohl kaum die Bodyguards und die Dolmetscher abgeknallt, um die anderen anschließend zu einem Kaffeeklatsch bei Starbucks einzuladen.«
    Annika nickte, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf, alles gleichzeitig. Was sollte sie auch dazu sagen?
    »Sag einfach, dass du mitmachst«, sagte Anne. »Dass du für mich da bist und mich unterstützt.«
    »Na klar.«
    Anne Snapphane griff zu ihrem Handy.
    »Wieso bist du so sicher, dass es ein Gewitter war?«, fragte sie, während sie nebenbei ihren Status bei Facebook aktu­a­lisierte. Annika ließ den Blick durch das enge kleine Café schweifen. Die Tische standen dicht nebeneinander, es roch nach nasser Wolle, die Fenster zur Straße waren streifig vor Dreck. Niemand sah sie an. Niemand bemitleidete sie. Sie war nur 54 Kilo Mensch in einem Lokal voll von DNA und Botenstoffen, nicht mehr und nicht weniger, sie war versteckt hinter schmutzigen Glasscheiben und sandigen Teppichen.
    »Vielleicht hat ja eine Terroristin den Flieger mit ihrem Mörderlipgloss in die Luft gesprengt«, fuhr Anne Snapphane fort und legte das Handy weg. »Oder mit Lidschatten oder irgendeinem anderen lebensgefährlichen Zeug, das man zum Fliegen in kleine durchsichtige Plastiktüten tun muss.«
    Annika schüttelte den Kopf.
    »Air France hat schon öfter Probleme mit ihren Maschinen gehabt«, sagte sie. »Da stimmt irgendwas mit den Geschwindigkeitsmessern nicht, oder Höhenmesser sind es wohl, ich weiß nicht genau …«
    »Du hast immer so eine gute Meinung von den Leuten«, sagte Anne. »Al-Qaida will wahrscheinlich auch nur die Welt verbessern.«
    »McDonald’s hat wesentlich mehr Menschen auf dem Gewissen als bin Laden, ganz zu schweigen vom Straßenverkehr. Oder der Umweltverschmutzung.«
    »Und guck dir an, wie es bin Laden ergangen ist«, sagte Anne. Sie nahm die Zeitungen vom Tisch und hielt sie Annika hin. »Willst du die haben?«
    Annika schüttelte den Kopf. Anne Snapphane stopfte den Zei­tungspacken in ihre Sporttasche.
    »Willst du nicht mitkommen? Ashtangayoga, Atemtechnik, Körperkontrolle und Konzentration. Würde dir guttun. Bandhas, Dristi und Vinyasa …«
    Annika sah auf die Uhr.
    »Ich muss in die Redaktion und mit Anders Schyman reden.«
    Anne Snapphane erstarrte.
    »Über was denn?«
    Annika deutete mit einem Kopfnicken auf die Sporttasche.
    »Die Serienmorde«, log sie und zog sich die Jacke an.
    *
    Der Geruch hing noch an den Blechwänden und steckte im Fußboden, obwohl sie den Dänen längst weggebracht hatten. Ich hatte das Gefühl, dort, wo er gelegen hatte, wäre ein dunkler Fleck auf dem Lehmboden. Vielleicht Spuren von Körperflüssigkeit, oder vielleicht waren genau dort auch nur die Schatten dunkler. Auf der Seite liegend, schob ich mich mit der Hüfte vor­an und rutschte weiter weg, in die entgegengesetzte Ecke. Meine Insektenstiche juckten, ein Auge war ganz zugeschwollen, die Erde kratzte angenehm am Wundschorf an den Armen.
    Ein Luftzug drang durch die Ritzen zwischen den Blechplatten.
    Ich hatte mich ein bisschen mit dem Dänen (Per?) unter­halten, bevor wir zu unserer Erkundungsfahrt aufbrachen, er hatte sich in der Hotelbar neben mich gesetzt, ehe wir losfuhren, und erzählte mir von seinen Kindern und Enkeln, sein Sohn hatte gerade eine kleine Tochter bekommen. Er zeigte mir die Fotos und ich versuchte, ihn irgendwie loszuwerden, denn rechts ­neben mir saß Catherine,

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