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Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Fleisch krochen weiße Würmer, und ich brachte es nicht fertig, das zu essen, und der Lange schrie mich an und zwang mir das Fleisch in den Mund, und ich biss die Zähne zusammen, und dann hielt er mir die Nase zu, bis ich ohnmächtig wurde. Als ich wieder zu mir kam, war er verschwunden und mit ihm das Ugali .
    Wie ein fetter Wurm wand sich der Hunger in meinem Bauch.
    Ich atmete in die Dunkelheit hinein und schmeckte Brackwasser auf der Zunge.
    *
    Im Fernsehen lief eine romantische Komödie mit Meg Ryan, aus der Zeit, als sie noch wirklich süß und normal aussah, vor Lebenszeichen  – Proof of life, wo sie längst auf das Hollywoodmärchen reingefallen war, sich die Lippen aufgespritzt und zu einem Knochengerüst runtergehungert hatte.
    Annika saß neben Jimmy Halenius auf dem Sofa und schaute auf den Fernseher, ohne wirklich mitzubekommen, was sich dort ereignete. Der Staatssekretär hingegen schien die Handlung zu verfolgen, er gluckste und seufzte, und wenn es zwischendurch traurig wurde und die Geigenmusik kam, wackelte er ein wenig mit dem Kopf.
    Die Entführer hatten sich nicht gemeldet. Kein Video, kein Anruf. Dafür hatten sämtliche Medien Schwedens sowie einige ausländische ununterbrochen auf ihrem Handy angerufen, seit die Nachricht vom Tod des Franzosen die Runde gemacht hatte. Erst hatte das Telefon auf der Kommode im Flur gelegen und lautlos vibriert. Aber nach ein paar Stunden hatte es sich auf den Boden gebrummt und lag jetzt vermutlich irgendwo zwischen den Schuhen. Sie schielte zu Halenius hinüber. Er hatte sich vorgebeugt, wahrscheinlich passierte etwas Spannendes. Es war unglaublich, wie er sich für sie und Thomas einsetzte. Absolut phantastisch. Hätte einer ihrer Chefs sich genauso verhalten? Schyman oder Patrik Nilsson? Sie musste kichern. Wie Halenius wohl als Vater war? Sie hatte nie gehört, dass er mit seinen Kindern telefonierte. Vermutlich tat er das, wenn er im Schlafzimmer war und die Tür hinter sich schloss. Sie wusste, dass die Maschine nach Kapstadt am frühen Abend gestartet war, aber er hatte nichts gesagt, und sie wollte nicht neugierig erscheinen. Sie fragte sich, wer wohl seine Freundin war. Eine der Juristinnen aus dem Ministerium wahrscheinlich. Wo, wenn nicht am Arbeitsplatz, sollte ein alleinstehender Vater von zwei Kindern in so einer Spitzenposition jemanden kennenlernen?
    Ob sie wohl schön ist oder intelligent?, dachte Annika. Eine Kombination aus beidem hielt sie für eine Seltenheit.
    Der Film war anscheinend zu Ende, denn Halenius stand auf und sagte etwas. Fragend hob sie die Augenbrauen.
    »Kaffee?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ist es in Ordnung, wenn ich mir noch eine Tasse mache?«
    Sie sprang auf.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie. »Ich bin hier die Logistikerin.«
    Sie legte auch noch ein paar von den Hefeteilchen, die sie auf ihrer Tour durch den Konsum am Vortag erstanden hatte, auf einen Teller. Dann sah sie schweigend zu, wie er aß und trank. Der Fernseher lief ohne Ton. Sie zeigten die Wiederholung einer englischen Krimiserie.
    »Sind Sie nicht eigentlich zu jung, um Staatssekretär zu sein?«, fragte sie.
    Er schluckte.
    »Fragen Sie sich, mit wem ich geschlafen habe, um diesen Job zu kriegen?«
    Sie verdrehte die Augen. Er grinste leicht.
    »Dafür kommt nur eine Person in Frage. Der Minister selbst. Er bestimmt seinen Staatssekretär. Nicht die Partei.«
    Sie erwiderte sein Lächeln.
    »Und was machen Sie da so? Also, wenn nicht gerade Ihr Personal entführt wird?«
    »Einfach ausgedrückt, kann man sagen, dass der Minister das Ministerium nach außen vertritt und der Staatssekretär nach innen. Man muss wirklich zusammenhalten. Wenn das nicht funktioniert, kann es ziemlich gruselig werden …«
    »Sie müssen tatsächlich ein Herz und eine Seele sein. Gerade klingen Sie wie er. Aber was tun Sie denn?«
    Er lachte auf und biss wieder in sein Teilchen.
    »Manchmal stelle ich mich der Presse, aber nur, wenn es nötig ist, etwas richtig Vertracktes und Schreckliches runterzuspielen.«
    Er lächelte breit.
    »Und warum hat der Minister Sie ausgewählt?«
    Er spülte mit einem großen Schluck Kaffee nach.
    »Ich kannte ihn nicht besonders gut. Wir waren uns auf ein paar Partys begegnet und hatten ein oder zwei Mal Fußball zusammen gespielt, aber er brauchte anscheinend jemanden mit meinen Kompetenzen.«
    »Und die wären?«
    »Ich habe mit achtundzwanzig über Verwaltungsrecht promoviert und damals am Obersten Gerichtshof gearbeitet, als seine

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