Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Annika Bengtzon 09: Weißer Tod

Titel: Annika Bengtzon 09: Weißer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Zeit.«
    Annika sah Halenius an. Er hielt ihren Blick fest.
    »Ich bin mit dir aufgewachsen«, sagte er. »Du warst eine Utopie, eine Fata Morgana, das unerreichbare Traummädchen. War­um glaubst du wohl, bin ich zu diesem Essen zu euch nach Djursholm gekommen?«
    Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet.
    »Ich wollte sehen, wer du warst«, sagte er leise. »Wollte wissen, wie du als Erwachsene warst.«
    »Um das Traumbild zu zerstören?«, fragte sie heiser.
    Er sah sie ein paar Sekunden an, dann stand er auf.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte er, zog seinen Mantel an und verließ die Wohnung.

TAG 5
    Sonntag, 27. November
    Ich wachte davon auf, dass der Lange in die Hütte kam. Sein Geruch überspülte mich wie die Wellen um Gällnö. Für ein paar Sekunden verfiel ich in absolute Panik, dann begriff ich, was er wollte.
    Er hatte Tee, Wasser und Ugali und eine frische Tomate bei sich. Er lächelte und redete ungewöhnlich viel, kula ili kupata nguvu, siku kubwa mbele yenu, wewe Ike hii moja . Er beugte sich über mich und löste den dicken Strick, mit dem meine Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Es war ein Segen, dass ich mir die Handgelenke massieren und ein bisschen Blut in die Finger zurückholen konnte.
    Als ich vorsichtig versuchte, nach der Tomate zu greifen, nickte er aufmunternd. Er sagte etwas wie kula vizuri und ging. Er ließ meine Hände ungefesselt, aber das war immer so, wenn ich aß.
    Der Tee war stark und süß und schmeckte nach Minze. Das war das Beste, was ich bekommen hatte, seit ich hier war. Das Wasser war kühl und schmeckte frisch, und das Ugali war noch warm.
    Vielleicht machte ich ja irgendetwas richtig. Vielleicht hatten sie begriffen, dass ich ihnen keine Probleme bereiten wollte, dass ich wirklich willig war zu kooperieren – und das war die Belohnung dafür, von jetzt an würden sie mich viel besser behandeln.
    Der Gedanke erfüllte mich mit Zuversicht.
    Vielleicht hatte Annika etwas damit zu tun. Ich wusste, dass sie Kontakt zu ihr aufgenommen hatten, und ich wusste, dass sie alles tun würde, um mich freizubekommen. Möglicherweise war das Lösegeld bereits gezahlt. Bald würden sie mit dem großen Toyota vorfahren und mich zurück zum Flugzeug auf der Landebahn in Liboi bringen.
    Ich muss gestehen, dass ich vor Erleichterung weinte.
    Genau genommen, hatten die Bewacher mir nicht wirklich Leid zugefügt. Kiongozi Ujumla , der Dicke mit dem Turban, hatte mich heftig getreten, aber doch nur, weil ich log. Natürlich bin ich in ihren Augen ein reicher Mann, etwas anderes zu behaupten ist selbstverständlich völlig unsinnig. Die rechte Seite meines Brutkorbs tat ziemlich weh. Jedes Mal, wenn ich ein bisschen tiefer Luft holte, gab es einen Stich, aber so ist das eben. Für den Dänen konnten sie nichts. Er hatte schließlich Asthma. Und der Franzose, ja, was soll ich dazu sagen? Es gab Momente, da hätte ich ihm selbst gerne den Kopf abgehackt.
    Vom Spanier und vom Rumänen hatte ich nichts mehr gehört oder gesehen, seit sie aus der Hütte geschleppt worden waren. Vielleicht würden sie ja zusammen mit mir im Toyota zur Landebahn gebracht. Vielleicht hatten unsere Regierungen gemeinsame Sache gemacht und unsere Freiheit gegen irgendein poli­tisches Zugeständnis eingehandelt.
    Die Tomate verschlang ich als Erstes. Dann aß ich das Ugali bis zum letzten Krümel auf, trank das Wasser und leckte den Teebecher aus, um auch den kleinsten Rest Zucker zu bekommen. Mein Magen fühlte sich voll an. Wären da nicht die vielen Insektenstiche und die schmerzende rechte Seite gewesen, hätte ich mich richtig gut gefühlt.
    Ich setzte mich in die Ecke, lehnte mich gegen die Blechwand, schräg gegenüber des dunklen Flecks, wo der Däne gestorben war. Ehrlich gesagt, hatte ich diese Ecke der Hütte zur Toilette gemacht. Nicht weil ich respektlos war, sondern nur aus sanitären Gründen.
    Das Blech an meinem Rücken war noch kühl. Im Laufe des Tages würde es glühend heiß werden.
    Dann hörte ich draußen in der Manyatta ein Geräusch und Stimmen, Männer- und Frauenstimmen, ja, es war Catherine, sie sprach mit lauter, eindringlicher Stimme Englisch.
    Ich setzte mich auf und horchte angespannt. Waren da nicht noch andere Stimmen? Die des Spaniers und des Rumänen?
    Vielleicht würde Catherine ebenfalls mit uns zum Flugplatz gebracht.
    »Please, please« , hörte ich sie sagen. Es klang, als weinte sie.
    Ich stand auf, soweit es die niedrige Hütte zuließ, und drückte den Kopf gegen

Weitere Kostenlose Bücher