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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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ein jägergrünes Seidenhemd mit kurzen Ärmeln, braune Baumwollhosen und schwarze italienische Lederschuhe. Durch die ganzen Scheinwerfer wird es warm in meinem Käfig, und ich fange an zu schwitzen; ich hoffe nur, dass die dicke Teigschicht aus Make-up nicht von meinem Gesicht in meinen Schoß rutscht. Zumindest nicht bevor mir jemand eine Waschmaschine und einen Trockner gespendet hat.
    Als ich zum ersten Mal für ein Interview Platz genommen habe, war ich nervös wie ein Kind, das eine neue Schule besucht, oder wie ein Jugendlicher, der endlich einen Blick auf echte Brüste erhascht. Inzwischen ist es Routine.
    Hatten wir schon.
    Der Nächste bitte!
    Verdammt, ich musste ESPN und 60 Minutes eine Abfuhr erteilen, weil ich einfach keine Zeit habe. Alle reißen sich um mich. Ich bin zum Aushängeschild für die Bürgerrechtsbewegung der Zombies geworden.
    »Okay, gleich sind wir drauf, in zehn, neun, acht …«
    Ich habe gehört, dass die Sendungen, in denen ich auftrete, höhere Quoten als Gott am Sonntag haben. Natürlich
verdiene ich mit keinem dieser Interviews Geld, denn ich habe immer noch keine Sozialversicherungsnummer. Aber die Auftritte sind unserer Sache dienlich.
    Bei drei, zwei, eins …

KAPITEL 50
    Sleigh bells ring, are you listening?
In the lane, snow ist glistening …
    Die tiefe, raue Bassstimme von Louis Armstrong wabert durch das Innere des Käfigs; sie kommt aus den Lautsprechern des Sony-CD-Micro-Systems, das ein örtliches Best Buy gespendet hat. Eine Weihnachts-CD von Elvis wäre mir lieber gewesen, aber Rita steht auf die alten Jazz-Klassiker.
    Zusammengerollt neben mir, unter einer Daunendecke auf meinem schmalen Ausklappsofa, liegt Rita. Sie hat nichts an, und so gefällt sie mir am besten.
    Die ganzen Kameras, Reporter und Fernsehteams sind abgezogen, so wie die meisten SPCA-Mitarbeiter. Die Bezirksverwaltung hat zusätzliche Sicherheitskräfte engagiert, um die Demonstranten, Autogrammjäger und Verbindungsanwärter fernzuhalten, also habe ich meinem persönlichen Wärter den Abend freigegeben. Schließlich ist heute Heiligabend.
    Irgendwie hatte ich mir diesen Abend anders vorgestellt. Vor sechs Monaten. Ja, noch vor zwei Wochen - doch seither bin ich hier eingesperrt. Aufgrund des Medieninteresses, das mir in den letzten Wochen entgegengebracht wurde, war ich nicht in der Lage, meine übliche Ration Menschenfleisch
zu mir zu nehmen, darum hat Rita ein spezielles Weihnachtsessen aus Menschenfleisch und Kartoffelpfannkuchen mit leckerer Dillsoße für mich zubereitet. Allerdings musste sie die Pfannkuchen in Ians Wohnung braten und zu mir hereinschmuggeln, und nachdem wir sie in der Mikrowelle erwärmt hatten, waren sie nicht mehr ganz so frisch. Aber ich will mich wirklich nicht beklagen.
    Ich greife nach einem Stück kandiertem Menschenfleisch, das Leslie für mich zubereitet hat, und spüle es mit einem Churchill 1985 Vintage Port herunter. Ich biete Rita von beidem etwas an, doch sie lehnt wortlos ab und verharrt, wie fast schon den ganzen Abend, in ihrem nachdenklichen Schweigen. Ich habe sie bereits zweimal gefragt, ob irgendwas nicht stimmt, aber sie meinte, dass alles in Ordnung sei.
    Sie liegt mit ihrem Kopf auf meiner Brust, und ich streiche durch ihr Haar, während Satchmo durch Judy Garlands Version von »Have Yourself a Merry Little Christmas« abgelöst wird.
    »Lust auf’n bisschen Spaß?«, frage ich.
    Nichts. Sie spielt nicht mal an meinem Einschussloch herum, das endlich verheilt.
    »Andy«, sagt sie schließlich. »Vermisst du deine Tochter?«
    Das ist nicht gerade die Art von neckischen Bettspielchen, auf die ich aus bin, und innerhalb der nächsten Stunde geht im Bett garantiert rein gar nichts, doch ich schätze, es lohnt sich darüber nachzudenken.
    Vermisse ich Annie?
    Das sollte ich wohl. Schließlich haben wir Weihnachten. Annie in ihrem magischen Glauben an den Weihnachtsmann
zu erleben hat mich fast dazu gebracht, selbst wieder an ihn zu glauben. Doch um ehrlich zu sein, ich habe in den letzten drei Wochen kein einziges Mal an sie gedacht. So ist es wirklich am besten. Für sie und für mich. Als Larry King mir dieselbe Frage gestellt hat, habe ich allerdings gelogen. Falls Annie zusieht. Ich wollte nicht, dass sie ihren Vater für ein Monster hält.
    »Nein. Sie fehlt mir nicht. Warum?«
    Keine Antwort. Nicht mal ein Schulterzucken.
    Im Hundezwinger jault einer der Hunde kurz und traurig auf und verstummt dann wieder.
    »Vermisst du deine Familie?«, sagt

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