Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte
für die SPCA arbeitet, aber eigentlich Schauspieler werden will und glaubt, dass er auf diese Weise vielleicht entdeckt wird.
Wenn du plötzlich berühmt bist, reißen sich alle um dich.
Vor zwei Tagen wurde ich vom Geheul mehrerer Sirenen vor dem Gebäude geweckt - und diesmal waren es wirklich Sirenen. Ich dachte, das war’s, ich lande bei Ray im Lager für jene Untoten, die endgültig fällig sind, was mir allmählich als recht reizvolle Alternative erschien angesichts der Tatsache, dass ich die letzten Tage mit meinem Arsch in einem Katzenklo verbracht hatte.
Wie sich jedoch herausstellte, hatte einer der regionalen Medienvertreter die Geschichte über den Ausbruch zivilen Ungehorsams unter den Untoten in Santa Cruz aufgegriffen und jemanden beauftragt, der Sache nachzugehen. Als herauskam, dass es sich bei einem der Untoten um einen elternlosen Zombie handelt, der eine Petition an einen Abgeordneten des Repräsentantenhauses geschickt hat, in der er die Regierung auffordert, ihm seine verfassungsmäßig garantierten Rechte zurückzugeben, und dass ein ortansässiger Anwalt sich dafür eingesetzt hat, besagten Zombie vor der Vernichtung zu bewahren, wurde landesweit darüber berichtet.
Weiter wurde bekannt, dass meine Petition von meinem angeblichen Volksvertreter völlig ignoriert wurde und als Witz unter den anderen Abgeordneten auf dem Capitol Hill wochenlang die Runde machte. Doch als mein Name in den Nachrichten auftauchte und man herausfand, dass ich der Verfasser jener Petition war, wurde aus dem Witz ein einziger PR-Alptraum.
Bislang wurde über meinen Fall in den World News Tonight , den CBS Evening News und den Headline News berichtet, in Crossfire , Real Time with Bill Maher und auf NPR wurde darüber diskutiert, und er fand sogar auf einer Pressekonferenz des Präsidentensprechers Erwähnung. Ich glaube, die offizielle Stellungnahme des Präsidenten in der Sache lautete: »Kein Kommentar.«
An dem Morgen, an dem ich in die Bezirksverwaltung überführt werden sollte, belagerten die Fernsehsender in einem Konvoi aus Übertragungswagen, Videokameras, Satellitenschüsseln und Dutzenden Reportern die SPCA. Fürsprecher und Gegner in der Sache beschimpften einander. Und Hunderte Einwohner aus der Gegend versammelten sich, um ihre Meinung kundzutun und vielleicht einen Blick auf Andy den Zombie zu erhaschen. Es muss ein ziemliches Affentheater gewesen sein. Schließlich kreuzte die Polizei auf, um zu verhindern, dass aus der ganzen Sache eine Zirkusveranstaltung wird.
»Andy, was wird Ihrer Meinung nach jetzt mit Ihnen passieren?«
»Wann, glauben Sie, wird man Sie hier rauslassen?«
»Was ist Ihr Leibgericht?«
Nächste Frage.
Als die Medienmeute hier vorfuhr, hat die SPCA vierundzwanzig Stunden lang das Gebäude verriegelt, um den Reportern den Zugang zu mir zu verwehren - zum einen, damit die anderen Tiere nicht gestört wurden, aber auch, weil ihnen klar war, dass sie ihren eigenen PR-Alptraum am Hals hätten, falls auch nur ein Bild von mir ausgestrahlt würde, eingezwängt in meinem Sarg von einem Käfig, mit nichts als einem Trinknapf, einer Schüssel Trockenfutter und einem Beutel Katzenminze. Die übrigens wie vertrocknetes Gras schmeckt, aber trotzdem ganz schön reinhaut.
Also wurde ich mitten in der Nacht in einen der großen Käfige verlegt, in denen die SPCA sonst Nutztiere und Wild unterbringt. Einige der ehrenamtlichen Helfer haben sogar mit angepackt, um Kissen und Decken für mich zu besorgen.
Obwohl sie Atmer sind, nehmen die meisten Mitarbeiter wirklich Anteil am Schicksal ihrer untoten Schützlinge.
Ich glaube, dass dieses Mitgefühl dazu beigetragen hat, die wachsende Unterstützung für mich und Zombies im ganzen Land in den letzten Tagen weiter anzufachen.
All die gespendeten Ausstattungsgegenstände sind wenige Stunden nach Ausstrahlung des ersten Berichts über meinen Fall auf Network News hier eingetroffen. Und meine derzeitige Unterkunft ist heute Morgen hier angekommen; sie wurde mir von einem lokalen Unternehmer zur Verfügung gestellt, der maßgefertigte Käfige produziert und meinte, er könnte im Zuge meiner permanenten Medienpräsenz seine Verkäufe ankurbeln.
»Andy, wie sind Sie gestorben?«
»Was für ein Leben haben Sie geführt, bevor Sie sich in einen Zombie verwandelt haben?«
»Finden Sie, dass man Sie im Stich gelassen hat?«
Die polizeilichen Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Verschwinden meiner Eltern laufen zwar noch, trotzdem kursieren
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