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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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    »Hey, Alter«, sagt Jerry, als er seine eigenen Wölkchen weißen Atems ausstößt. »Da … als hätt ich an’ner Wasserpfeife gezogen, aber ich bin nicht mal stoned.«
    »Ach ja?«, sagt Carl. »Hätt ich jetzt nicht gedacht.«
    Tom und Naomi lachen. Die beiden halten Händchen. Ich habe keine Ahnung, wann es dazu gekommen ist, aber schön für Tom. Er sollte mal flachgelegt werden. Für Naomi muss es allerdings ziemlich komisch sein, wenn er mit seinem kurzen behaarten Arm an ihrer Brust herumfummelt.
    Zu siebt versammeln wir uns um eine Eiche am östlichen Ende des Friedhofs und fassen uns an den Händen, dann bittet Helen uns um einen Moment der Stille, für all die verlorenen Seelen, die man bestattet hat, bevor sie wiederbelebt wurden. Es übersteigt mein Vorstellungsvermögen, wie es wohl wäre, in einem Sarg aufzuwachen, umschlossen von Mahagoni und Samt, zu schreien und zu hämmern, während du dich wunderst, wie es möglich war, dass man dich fälschlicherweise lebendig begraben hat. Ich frage mich, wie lange es dauert, bis du kapierst, was passiert ist, oder ob du den allmählichen Verfall deines Körpers für normal hältst.
    In einem Sarg, ohne Insekten oder Tiere, die den Körper auffressen könnten, lösen sich Haare, Nägel und Zähne normalerweise innerhalb weniger Wochen. Nach ein oder zwei Monaten verflüssigt sich das Gewebe. Und wenig später platzen die größeren Körperhöhlen auf.
    Falls du dann immer noch bei Bewusstsein bist, hast du schätzungsweise gemerkt, dass das nicht ganz normal ist.
    Sicher, eine Leiche in einem Sarg kommt weder mit Käfern oder Maden noch mit anderen Insekten in Kontakt - es sei denn, deine Familie hat gespart und dich in einem Sperrholzsarg mit fünf Millimeter dicken Brettern beerdigt,
der nur von Leim zusammengehalten wird -, aber ich kann nicht anders, als mir auszumalen, wie es wohl wäre, bei lebendigem Leib von Maden aufgefressen zu werden:
    Maden schlürfen Fett
Ein Festmahl unter der Haut
Klingt wie Reiscrispies
    Ich glaube ich nenne es »Knack, knister, peng«.
    Als wir unter der Eiche fertig sind, teilen wir uns auf, damit jeder über sich selbst nachdenken kann, doch nach dem Zwischenfall mit Toms Arm auf dem Oakwood vor ein paar Monaten laufen wir nur noch paarweise herum. Helen und Carl gehen in eine und Naomi und Tom in eine andere Richtung. Jerry schließt sich Rita und mir an.
    Die ersten paar Minuten schafft Jerry es tatsächlich, den Mund zu halten. Ich habe keine Ahnung, ob er über sich selbst nachdenkt oder ob er über sein nächstes Porno-Meisterwerk meditiert, allerdings dauert es nicht lange, bis er zu quatschen anfängt.
    Zunächst lässt er einen Kommentar zu Tom und Naomi vom Stapel. Eine Minute später folgt eine weitere Bemerkung. Und ein amüsanter Gedanke. Dann ein Witz. Doch bevor er zur Pointe kommt, fordere ich ihn auf, still zu sein.
    »Okay, Alter«, sagt er. »Wie du willst.« Schmollend zieht er davon, gerade so weit, dass ich immer noch höre, wie er murmelt, dass niemand seinen Humor zu schätzen weiß.
    Unwillkürlich muss ich grinsen. Plötzlich fällt mir ein, dass ich einige der schönsten Erlebnisse, nicht nur der letzten Monate, sondern meiner gesamten Existenz, mit Rita und Jerry hatte - die Nacht, in der wir Ray getroffen haben,
unsere Jagd auf Atmer, der inszenierte Unfalltod meiner Eltern. In meinem früheren Leben habe ich nie solche Freunde gehabt. Und mir wird klar, dass mein Unfalltod das Beste ist, was mir passieren konnte.
    Ich kann es gar nicht abwarten, diese Erkenntnis Helen und dem Rest der Gruppe mitzuteilen. Ich vermute, dass es den anderen genauso geht. Zumindest hoffe ich das.
    Eine Weile laufen Rita und ich schweigend weiter, genießen die Gegenwart des anderen, während wir gedankenverloren unsere Schatten auf dem Boden vor uns betrachten. Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, doch irgendwann kommt mir die Stille verdächtig vor.
    Auf einmal merke ich, dass ich Jerry nicht mehr brabbeln höre.
    Ich bleibe stehen und lasse meinen Blick über den mondbeschienenen Friedhof wandern, doch Jerry ist nirgends zu sehen.
    »Hey, Jerry?«, sage ich.
    »Was ist los?«, fragt Rita.
    Auf dem Boden gesellt sich ein dritter Schatten zu Ritas und meinem. Als ich mich umdrehe, rechne ich damit, Jerry zu sehen, der sich an uns heranschleicht. Stattdessen wirft sich jemand auf mich, so dass meine Hand aus der von Rita gerissen wird. Im nächsten Moment knalle ich auf den Boden, von

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