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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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wahrscheinlich wegen Diebstahls anklagen. Kein Anwalt würde unseren Fall übernehmen. Keine Zeuge unsere Behauptungen bestätigen. Niemand würde öffentlich für uns Partei ergreifen. Nicht einmal Amnesty International würde einschreiten. Denn streng genommen sind wir keine Menschen.
    Da wir nicht mehr am Leben sind, werden sämtliche Verbrechen, denen wir zum Opfer fallen, schlimmstenfalls als Ordnungswidrigkeit geahndet. In der Regel werden sie nicht mal als Verbrechen betrachtet. Es gibt für uns also keinen Rechtsschutz. Keinen Bürgerbeauftragten. Keine Regressansprüche für die Übergriffe und Demütigungen, die uns von einer Gesellschaft zugefügt werden, die uns diffamiert.
    Wer noch nie zusehen musste, wie besoffene Verbindungsstudenten einem Zombie den Arm abgerissen und ihm damit ins Gesicht geschlagen haben, kann das wahrscheinlich nicht verstehen.

KAPITEL 14
    Ich hocke in meiner Ein-Zimmer-Weinkeller-Wohnung und schreibe einen Brief an meinen Abgeordneten.
    Eine Petition, ja. Eine Art Unterlassungsanfrage. Nichts Unmögliches. Oder Unzumutbares. Ich fordere die Regierung lediglich auf, den Untoten ihre unveräußerlichen Rechte zurückzugeben, nicht zuletzt das Recht, weder verstümmelt und noch bei einem Aufnahmeritual für eine Studentenverbindung des eigenen Arms beraubt zu werden.
    Ich glaube, das steht irgendwo in der Verfassung, gleich nach dem Zusatz, in dem die Prohibition aufgehoben wird.
    Die ersten paar Monate nach meiner Wiederbelebung habe ich im Keller meiner Eltern ein einigermaßen behütetes Zombiedasein geführt. Sicher, jeder vom Grundschulbis zum Greisenalter hat mir Beleidigungen an den Kopf geworfen, und ich habe wahre Horrorgeschichten von den Grausamkeiten gehört, denen Zombies zum Opfer gefallen sind. Man hat mir sogar mit dem Zombiezoo, irgendwelchen Forschungslabors und der medizinischen Fakultät der Uni gedroht (alles mein Vater). Aber mir war nicht wirklich klar, wie gefährlich es ist, ein Untoter zu sein, bevor ich die Überfälle auf Walter und Tom erlebt habe.
    Während die Zerstückelung von Walter mir überhaupt erst die Augen geöffnet hat, hat mich der Diebstahl von
Toms Arm auf einer mehr persönlichen Ebene getroffen. Vielleicht, weil ich direkt daneben stand und den Atmern, die ihn angegriffen haben, ins Gesicht geblickt habe. Vielleicht, weil sie Rita ebenfalls attackiert haben. Oder weil Tom mein Freund ist und ich weiß, wie peinlich ihm das Ganze ist.
    Dazu muss man einiges über Tom wissen.
    Erstens, er lebt noch bei seiner Mutter. Sicher, das tue ich auch, aber Tom hat bereits bei seiner Mutter gelebt, bevor die beiden spanischen Doggen über ihn hergefallen sind wie Mike Tyson über Evander Holyfields Ohrläppchen.
    Zweitens, Tom ist das, was Jerry einen Nerd nennen würde. Einen Blödi. Goldig und naiv. Jemand, über den man sich lustig gemacht hat, selbst als er noch ein Atmer war. Höchstwahrscheinlich hattet ihr auch einen Tom an eurer Highschool, den Jungen mit den Kordhosen und den Karohemden, der immer allein am Mittagstisch saß und dem regelmäßig die Klamotten aus dem Spind in der Turnhalle geklaut wurden. Einer von den Typen, denen man die Unterhose zwischen die Arschbacken gezogen hat.
    Drittens, selbst in der Gegenwart von Zombies macht Tom einen gehemmten Eindruck. Sicher, jeder von uns befummelt seine Nähte und Wunden oder spielt an den kleinen Knubbeln der freiliegenden Knochen herum, doch Tom befingert seine losen Hautfetzen wie ein Besessener, als könnte er sich nicht daran gewöhnen, dass sie wirklich da sind, oder als glaubte er, dass er sie irgendwie loswerden kann.
    Und jetzt ist sein rechter Arm fort. Gestohlen. Nur so zum Spaß. Ohne Rücksicht auf seine Gefühle oder seinen Gleichgewichtssinn. Das ist nicht in Ordnung. Es muss sich
was ändern. Wir müssen was unternehmen. Oder um es mit George Herbert Walker Bushs Worten zu sagen: Diese Aggression bleibt nicht unbeantwortet.
    Darum schreibe ich einen Brief. Meine Petition. Meine auf die Verfassung gestützte Anfrage. Ich beziehe mich auf den ersten Abschnitt des vierzehnten Zusatzartikels, in dem es mehr oder weniger heißt: Keiner der Einzelstaaten darf Gesetze erlassen oder durchführen, die die Vorrechte von Bürgern der Vereinigten Staaten beschränken, und kein Staat darf irgendjemandem ohne ordentliches Gerichtsverfahren Leben, Freiheit oder Eigentum nehmen oder irgendjemandem den gleichen Schutz durch das Gesetz versagen .
    Das Problem, mit dem ich es hier zu tun

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