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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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habe: Wie definiert man Bürger oder irgendjemand ? Das ist die Sprache, in der der vierzehnte Zusatzartikel und der Rest der Verfassung geschrieben sind. Sie ist ein wenig verklausuliert und manchmal etwas schwer zu verstehen, mit vagen Bezügen auf irgendjemand , ohne Erwähnung von Zombies.
    Und was ist mit dem Recht auf Leben und Freiheit und dem Streben nach Glück? Der offensichtlichen Tatsache, dass alle Menschen gleich sind, auch wenn es sich dabei um untote Menschen handelt? Das steht schließlich in der Unabhängigkeitserklärung, auch wenn sie der Auslegung durch die Verfassung nicht ganz standhalten kann. Trotzdem ist das ein guter Gedanke. In der Praxis allerdings kaum umzusetzen. Mehr Richtlinie als unverbrüchliche Tatsache.
    Nur eins ist offensichtlich: Für uns wird sich nichts ändern, solange wir nichts dagegen unternehmen, dass man uns den Status als Menschen aberkannt hat. Solange wir die Atmer nicht dazu bringen, uns mit anderen Augen zu betrachten. Es ist ja nicht so, dass Zombies über Nacht zu
einem gesellschaftspolitischen Thema wurden. Oder dass wir fast das ganze letzte Jahrhundert hindurch nicht fester Bestandteil der menschlichen Kultur waren.
    Während der Großen Depression haben wir uns unter die Obdachlosen gemischt und uns zusammen mit den Arbeitslosen für Lebensmittel angestellt - was nicht besonders gut funktionierte, da wir den Lebenden die Rationen wegnahmen. Der Einzige, der in den frühern 1930ern noch unpopulärer war als die Zombies, war Herbert Hoover.
    Der Zweite Weltkrieg bot uns die Möglichkeit, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, denn die meisten männlichen Zombies meldeten sich zur Armee. Doch unsere Beteiligung wurde von der Regierung geheim gehalten und unser Beitrag aus den Geschichtsbüchern getilgt. Atmer wollen nicht hören, dass die ersten Truppen, die in der Normandie gelandet sind, amerikanische Untote waren.
    Mit dem Beginn der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner in den 1950ern wurden die Zombies mehr und mehr zum Ziel von Diskriminierung und Gewalt. Öffentliche Lynchmorde waren an der Tagesordnung, und man musste kein eingetragenes Mitglied des Ku-Klux-Klan sein, um daran teilzunehmen. Happy Days , dass ich nicht lache.
    In den 1960ern hat es einige von uns dann nach Vietnam oder Haight-Ashbury verschlagen. Doch als Krieg und LSD-Trips vorüber waren, kehrten wir in dieselbe Realität zurück, die wir hinter uns gelassen hatten. Abgesehen von den öffentlichen Lynchmorden. Und Discomusik.
    Dreißig Jahre später hat sich daran immer noch nicht viel geändert.
    Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir etwas dagegen unternehmen.

KAPITEL 15
    Es ist schon erstaunlich, wie viele noch genießbare Lebensmittel die Atmer vergeuden.
    Milchshakes. Limonade. Doppelte Milchkaffees.
    Bagels. Gemüsesuppe. Schinken- und Käsecroissants.
    Whoppers. Bic Macs. Jumbo Jacks.
    Eigentlich sollte man meinen, dass sie die Lebensmittel essen, anstatt einen wehrlosen Zombie damit zu bewerfen, der vor einer leerstehenden Leichenhalle an der Soquel Avenue wie eine Schießbudenfigur mit einem Schild auf und ab marschiert, auf dem zu lesen ist:
    ZOMBIES FÜR BÜRGERRECHTE.
    Und dabei habe ich die gesundheitsbewussten Atmer noch gar nicht mitgezählt, die tütenweise Obst und Gemüse, Freilandeier und Tofu über mir ausgeleert haben.
    Ich bin nicht mal eine Stunde hier und sehe aus wie eine Kinoleinwand bei einer Vorführung für Schwererziehbare. Zu meiner Überraschung hat bis jetzt keiner die Animal Control verständigt; wahrscheinlich macht es ihnen einfach zu viel Spaß, mich mit Fastfood und Kaffee zu bewerfen, um die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Auch wenn ich wie ein archetypischer Zombie aussehe, wirke ich nicht besonders bedrohlich. Ich meine, wie gefährlich kann ich schon sein, übersät mit Erfrischungsgetränken, Tofu und Pommes frites?

    Zwei Krähen, die mich umkreisen, durchstöbern die verstreuten Fastfood-Abfälle, während eine bunte Mischung Lebensmittel von mir auf den Rasen vor der verlassenen Leichenhalle kleckert. Ich weiß nicht, warum ich mir diese Stelle ausgesucht habe - weil man mich hier gut sehen kann, weil hier nur wenige Fußgänger unterwegs sind oder weil dieses Gebäude mal ein Heim für Leichen war -, aber die Krähen verleihen dem Ganzen eine recht hübsche Note, als Vorboten des Todes und so. Das Problem ist nur, dass ich nicht weiß, ob sie an den Essensresten zu meinen Füßen interessiert sind oder an mir.
    »Freak!«,

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