Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
Vom Netzwerk:
müden, entschuldigenden Blick zum Fahrer die Tickets, dann wendet sie sich zur Seite und ruft ihrem Sohn hinterher.
    »Ronnie!«
    Während der Bus losfährt und Ronnies Mutter ihrem Sohn nachtrottet, starre ich aus dem Fenster, und bei dem Gedanken daran, wohin die Reise geht, spüre ich, wie ein Lächeln über mein Gesicht huscht. Ich kann es gar nicht abwarten, Annie zu sehen. Ich weiß, sie ist vielleicht nicht darauf vorbereitet, dass ihr Vater geschminkt ist, um zu verbergen, dass er langsam verwest, aber das ist in Ordnung.
Ich will ihr keinen Schrecken einjagen. Es ist mir egal, ob sie überhaupt merkt, dass ich in ihrer Nähe bin. Ich möchte nur einen kurzen Blick auf Annie erhaschen, sehen, wie sie lächelt, dass es ihr gutgeht und dass sie gesund und glücklich ist. Das ist alles.
    Ich lehne mich in dem harten Folterstuhl aus Plastik zurück, während wir das Village hinter uns lassen; und beim Gedanken an Annie überkommt mich ein Gefühl der Ruhe. Doch dann krabbelt plötzlich etwas zwischen meinen Beinen hindurch.
    »Ronnie! Komm hierher!«
    Als ich nach unten schaue, entdecke ich Ronnie, der auf dem Rücken zwischen meinen Beinen hin und her zappelt. Er schneidet eine Grimasse, und mit seiner herausgestreckten Zunge und den boshaft funkelnden Augen wirkt er wie ein kleiner Kobold. Er schaut mir direkt ins Gesicht, dann stößt er einen Schrei aus.
    Das war’s wohl mit meinem Trip nach Monterey.
    Sekunden später steht Ronnies Mutter neben mir, brüllt seinen Namen und streckt die Hand nach ihrem schreienden Sohn aus, der unter mir wie ein Fisch auf dem Trockenen wild um sich schlägt. Der Mann auf dem Sitz vor mir fährt herum, um zu sehen, was das ganze Theater soll. Kaum hat er einen genaueren Blick riskiert, reißt er weit die Augen auf, springt aus seinem Sitz und brüllt: »Um Gottes willen! Ein Zombie !«
    Sofort bricht die Hölle los. Sämtliche Fahrgäste um mich herum hüpfen aus ihren Sitzen, und stolpern in panischen Fluchtversuchen übereinander. Ronnie liegt immer noch kreischend auf dem Boden, Opfer seiner eigenen Hysterie, während seine Mutter wie von Sinnen die Leute anbrüllt.

    »Ronnie! Ronnie! So helft ihm doch, meinem kleinen Baby!«
    Man könnte ihrem Baby helfen, indem man es mit Ritalin vollpumpt. Oder ihm regelmäßig Elektroschocks verpasst.
    Der Bus wird ruckartig langsamer und fährt rechts ran, während der Fahrer über sein Handfunkgerät hektisch mit seinem Fahrdienstleiter spricht. Die Insassen starren mich alle an, schreien, weinen, fluchen und versuchen, den Bus zu verlassen. Manche sind einfach vor Grauen verstummt. Gut zwei Dutzend Atmer, und sie haben Angst vor einem einzelnen wehrlosen Zombie.
    Obwohl ich geknickt bin, dass mein Trip zu Annie ein vorzeitiges Ende gefunden hat, muss ich plötzlich lachen. Es klingt allerdings nicht so. Sondern mehr wie das schwere, heisere Keuchen eines obszönen Telefonanrufers. Die Leute machen sich deswegen fast in die Hose, so dass ich noch heftiger lachen muss.
    Unter mir hat Ronnie aufgehört, sich zu winden, und sich wimmernd in die Embryonalstellung zusammengerollt. Die Türen haben sich inzwischen geöffnet, und fast alle, einschließlich des Fahrers, haben den Bus verlassen. Lediglich Ronnies Mutter ist zurückgeblieben, sie steht am vorderen Ende des Gangs und blickt von mir zur Tür und wieder zu mir, als wüsste sie nicht, was sie tun soll. Um nicht den Eindruck zu erwecken, ich hätte den kleinen, süßen Ronnie als Geisel genommen, stehe ich auf, gehe mehrere Reihen rückwärts den Gang hinunter und setze mich wieder. Schließlich bringt Ronnies Mutter den Mut auf, sich ihren Sohn zu schnappen, und damit bin ich der letzte noch verbliebene Fahrgast.
    Aus verschiedenen Richtungen nähern sich Sirenen. Ich schätze, ich könnte einfach aufstehen und den Bus verlassen,
mir die Sache etwas leichter machen und mich ohne großes Aufsehen stellen, aber das wäre wie das Eingeständnis eines Fehlers, und dabei wollte ich doch nur meine Tochter sehen.
    Also schlurfe ich den Gang hinunter und hocke mich in die erste Reihe, um auf die Animal Control zu warten, während ich die Atmer beobachte, die draußen im Regen stehen, und ich denke an Annie und frage mich, wie wütend mein Vater wohl diesmal ist.

KAPITEL 27
    Ich kritzle etwas auf meine Tafel , aber so, dass Ted es nicht lesen kann, während ich aus den Augenwinkeln beobachte, wie er mich mit einer Mischung aus Widerwillen und Neugier mustert.
    »Wie geht es Ihnen heute,

Weitere Kostenlose Bücher