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Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte

Titel: Anonyme Untote - Eine Zombie-Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S G Browne
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Familie, wenn ich nicht eingeschlafen wäre und alles zerstört hätte.
    Du hast nicht alles zerstört, erklärt die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Du hast bloß einen Fehler begangen, und jetzt musst du versuchen, das Beste daraus zu machen.
    Als meine Mutter das vor einigen Monaten zu mir gesagt hat, habe ich mir gewünscht, einer dieser Hollywood-Zombies zu sein, damit ich ihr Hirn verputzen und sie zum Schweigen bringen könnte. Sie hatte ja keine Ahnung, womit ich fertigwerden musste und was ich verloren hatte. Doch inzwischen ist mir klar, dass sie mich nur aufmuntern wollte. Und trotz ihrer positiven Sicht auf den stetigen Verfallsprozess ihres Sohnes hatte sie Recht. Ich muss das Beste aus dem machen, was ich habe.

    Taumelnd rappele ich mich auf und denke über einige der Gruppenstunden in den letzten Monaten nach, über die Sprüche, die Helen so gerne an die Tafel schreibt …
    WARUM SIND WIR HIER?
    FINDE DEINE BESTIMMUNG.
    GIB NIEMALS AUF.
    … und mir wird klar, dass die Protestaktionen und die Petition, die ich verfasst habe, nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Ich muss an meine Grenzen gehen, sie vielleicht erweitern. Muss die Institutionen, die mir den Status als Mensch absprechen, infrage stellen. Was habe ich schon zu verlieren, wenn ich für meine Interessen eintrete? Sollte ich mit meinem Zustand als verwesende Leiche ohne Rechte und Zukunft immer noch nicht den Tiefpunkt erreicht haben, kann es nicht mehr viel weiter bergab gehen.
    Bis zu einem gewissen Grad kann sich jeder Mensch an Misshandlungen gewöhnen, doch es gibt einen Punkt, an dem man Stellung beziehen muss. Wie Ray sagt: Wenn das, was du hast, nicht reicht, dann nimm es dir. Oder finde eine Möglichkeit, es dir anzueignen.
    Früher oder später muss man die Dinge einfach selbst in die Hand nehmen.

KAPITEL 26
    Die Bushaltestelle in der Nähe unseres Hauses besteht lediglich aus einer Bank ohne Dach. Hier an einem kalten, verregneten Novembertag auf den Bus zu warten ist ungefähr so angenehm wie das Tragen einer benutzten Windel. Aber ich darf mich nicht beschweren. Würde die Bezirksregierung von den Kunden der öffentlichen Verkehrsmittel nicht erwarten, hier im Regen auszuharren, hätte ich keine Chance.
    Keiner der drei Atmer, die auf den Bus warten, merkt, dass zwei Meter von ihnen entfernt ein Zombie in einem Regenumhang steht. So mutig sie in der Gruppe oder aus der Sicherheit ihres fahrenden Wagens heraus sind, so nervös werden die meisten Atmer, wenn sie es allein mit einem Zombie zu tun kriegen. Besonders in Situationen, in denen sie nicht damit rechnen.
    Wie an der Bushaltestelle.
    In der Schlange vor der Theaterkasse.
    Oder an der Fleischtheke.
    Ich spähe unter der Kapuze meines Umhangs hervor, dankbar für den Regen und für die elfenbeinfarbene Abdeckfarbe und Grundierung, die meine Mutter mir gekauft hat. Bei Sonnenlicht, wenn kein Schatten meinen Zustand verbirgt, wäre ich auch mit dem dicksten Make-up nicht so weit gekommen, ohne aufzufallen. Und obwohl ich den
linken Fuß immer noch etwas nachziehe, fällt mein Zombiegang an diesem Morgen nicht ganz so extrem aus wie sonst.
    Ich bin weniger nervös als erwartet oder als ich meiner Meinung nach sein sollte. In erster Linie sagt mir mein Erinnerungsvermögen, dass ich jede Menge Ärger kriegen könnte. Mein Verstand oder mein Bewusstsein oder was auch immer sieht zwar die Gefahr, doch da mein Gehirn aufgehört hat, Alarmsignale an die Nebenniere zu senden, die sowieso nicht funktioniert, weiß mein Körper nicht, dass er sich eigentlich in einem Zustand der Angst befinden müsste. Egal, solange mich niemand zu genau anschaut, sollte ich keine Probleme kriegen.
    Trotzdem habe ich das Gefühl, dass aus meinen Poren Schweiß dringt.
    Als der Bus schließlich vorfährt, die 71 über Watsonville Richtung Monterey, warte ich, bis die Atmer, einer nach dem anderen, eingestiegen sind, und schaffe es, in den Bus zu klettern, ohne mich auf die Fresse zu legen. Was immer ein guter Start in den Tag ist.
    Obwohl ich Sinneseindrücke nicht mehr so verarbeite wie früher, als meine Nervenenden und Synapsen noch intakt waren, bin ich aufgeregt. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Pionier, der furchtlos in Gebiete vordringt, die nie ein Zombie zuvor gesehen hat. Wie eine Art untoter Captain Kirk.
    Ich frage mich, ob Rosa Parks sich auch so gefühlt hat. Jene schwarze Frau, die sich in den Fünfzigerjahren weigerte, für einen weißen Fahrgast im Bus ihren Platz zu

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