Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
Vom Netzwerk:
Hirnforscher Michael M. Merzenich fand in dem Zusammenhang heraus, dass bestimmte Funktionsareale im Gehirn so angeordnet sind wie der Körper selbst: Genau wie unser Mittelfinger sich zwischen dem Zeige- und dem Ringfinger befindet, so befindet sich das Hirnareal des Mittelfingers zwischen dem Hirnareal von Zeige- und Ringfinger. Wie konnte das so zustande kommen? Merzenich und sein Team zeigten, dass ungemein viele unserer alltäglichen Verrichtungen aus der Wiederholung von bestimmten Tätigkeiten in einer festen Reihenfolge bestehen. Nehmen wir beispielsweise ein Glas in die Hand, erfassen wir das Glas zunächst mit Daumen und Zeigefinger, um dann die restlichen Finger, einen nach dem anderen, um das Glas herumzulegen. Damit sind Daumen und Zeigefinger fast gleichzeitig aktiv – das heißt, sie senden gleichzeitig ein Signal an unser Gehirn. Dadurch entstehen die Hirnareale für Daumen und Zeigefinger in unmittelbarer Nachbarschaft. Denn Gehirnzellen, die zur gleichen Zeit aktiv sind, gehen eine Verbindung ein. Tausendfach wiederholen wir die Greifsequenz Daumen – Zeigefinger – Mittelfinger. Damit entsteht eine Hirnkarte, auf der das Areal des Daumens neben dem des Zeigefingers und das des Zeigefingers neben dem des Mittelfingers liegen.
    Weitere Erkenntnisse gewann Merzenich aus Experimenten mit Affen: Er brachte einem Affen bei, mit der Fingerspitze zehn Sekunden lang einen bestimmten Druck auf eine Scheibe, die sich drehte, auszuüben. Machte der Affe alles richtig, bekam er ein Stück Banane. Der Hirnforscher kartografierte das Gehirn des Affen vor und nach Tausender solcher Versuche. Das Gehirnareal der Fingerspitze war nach den Experimenten gewachsen. Außerdem wurden nach vielen Versuchen die Nervenzellen dieses Areals effizienter: Um dieselbe Aufgabe zu erledigen, brauchte der Affe jetzt eine geringere Anzahl von Nervenzellen.
    Stellen wir uns vor: Ein Kind übt zum ersten Mal Tonleitern am Klavier. Der ganze Oberkörper von Handgelenk über Arm und Schultern ist im Einsatz, um eine Taste anzuschlagen. Sogar die Gesichtsmuskeln, die das Kind nicht zum Klavier spielen braucht, sind angespannt. Je öfter das Kind übt, desto weniger Muskeln werden benötigt. Ein geübter Pianist setzt nur noch den Finger ein, der notwendig ist, um den entsprechenden Ton zu erzeugen. Damit verringert sich die Zahl der aktiven Gehirnzellen. Das bedeutet, wir nutzen unsere Hirnzellen umso effektiver, je geübter wir sind. Auch vermindert sich keineswegs die Gehirnkapazität dadurch, dass wir lernen.
    Halten wir fest: Wie die Struktur unseres Gehirns zum Zeitpunkt der Geburt aussieht, können wir vermutlich nicht beeinflussen. Die einen haben gute Startmöglichkeiten, die anderen eher schlechte. Das heißt aber noch lange nicht, dass die einen ein glückliches und die anderen ein unglückliches Leben führen müssen: Denn wichtig sind unsere Erfahrungen. Auch bei den Erfahrungen gibt es die, die ich beeinflussen kann, und die, die ich nicht direkt beeinflussen kann. Erfahrungen, die ich beeinflussen kann, entstehen aus Möglichkeiten, die ich wähle und für die ich mich entscheiden kann. Und auch bei den Erfahrungen im Leben, die ich scheinbar nicht beeinflussen kann, bleibt mir immer noch die Wahl, wie ich mich zu ihnen verhalte. An seinem Verhalten, an seiner Haltung zu arbeiten, heißt, an seinem Charakter zu arbeiten. Und wir wissen auch wie: durch Üben!
    Wir wissen nun, dass die Struktur unseres Gehirns eine dramatische Auswirkung darauf hat, wie wir denken, fühlen und uns verhalten. Aber auch, und das ist das Spannendere, dass wir durch unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten die Struktur unseres Gehirns verändern können.
    Durch Denken können wir also unsere Denkmuster ändern. Leider lernen wir auf keiner Schule oder Universität der Welt, wie wir unsere Gedanken prüfen können. Und das, obwohl unsere Gedanken unsere ständigen Begleiter sind. Und wussten Sie, dass jeder einzelne Ihrer Gedanken elektrische Signale durch Ihr Gehirn schickt? Gedanken sind real messbar! Durch ihre elektrischen Signale haben sie wesentlichen Einfluss auf jede einzelne Zelle in Ihrem Körper. Wenn Sie viele negative Gedanken belasten, hat das Auswirkungen auf Ihr Gehirn und verursacht dort etwa Reizbarkeit, Launen oder Depressionen. Wenn Sie sich in Ihrem Leben also mehr Wohlbefinden und Glück wünschen, lenken Sie Ihre Gedanken in eine positive Richtung. Ein erster Schritt kann sein, dass Sie sich klarmachen, wie real Ihre

Weitere Kostenlose Bücher