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Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen

Titel: Ans Glueck koennte ich mich gewoehnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schilling-Frey
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Lernfähigkeit gesteigert werden kann.
    Wir haben also festgestellt, dass sich aus den Gewohnheiten, die wir einüben, auch unser Charakter entwickelt. Ist damit der Charakter Sache des Gehirns?
    Phineas P. Gage: Der Mann mit schlechten Eigenschaften?
    Neuengland im Jahr 1848: Phineas P. Gage ist 25 Jahre alt, groß und athletisch gebaut, klug, tatkräftig und tüchtig. Er arbeitet bei der Rutland & Burlington Railroad Company als Fachmann für Sprengstoff. An jenem verhängnisvollen 13. September 1848 wird Gage damit beauftragt, einen Felsen zu sprengen, um Land für die Verlegung von Eisenbahnschienen einebnen zu können. Wie immer verstaut Gage dazu Pulver und Zündschnur in einem Bohrloch. Doch dann passiert etwas, das sein Leben für immer verändert: Ein Kollege spricht Gage an und lenkt ihn für wenige Minuten ab. Ganz wie immer stößt Gage nebenher die Eisenstange in das Bohrloch, übersieht jedoch dabei, dass sein Kollege das Loch noch nicht mit Sand abgedeckt hat.
    Jetzt geht alles ganz schnell. Ein Funke schlägt aus dem Felsen, der Sprengstoff explodiert und die Eisenstange durchbohrt Gages’ Gesicht. Über die linke Wange, durch den vorderen Teil des Gehirns und durch die Schädeldecke wieder heraus durchstößt die Stange seinen Kopf. Gage liegt mit einer gewaltigen Kopfwunde am Boden. Den anderen Eisenbahnarbeitern steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
    Aber was ist das: Gage lebt! Mit einem Ochsenkarren wird er zu einem nahe gelegenen Hotel gebracht. Dort wartet Gage auf seinen Arzt Dr. John Harlow, der mit Erstaunen feststellt, dass Gage reden, gehen und sich unterhalten kann. Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Intelligenz scheinen völlig intakt zu sein.
    Doch etwas hatte sich dramatisch verändert: Gage selbst. Nach diesem schrecklichen Unfall lebte Gage noch 13 Jahre lang ein völlig anderes Leben als vor dem Unfall. Obwohl er schon zwei Monate nach dem Unfall für geheilt erklärt wurde, konnte er nicht mehr als Sprengstoff-Experte arbeiten. Aber es war nicht das linke Auge, das er beim Unfall verlor, das ihn daran hinderte, sein altes Leben wieder aufzunehmen. In den Aufzeichnungen von Dr. Harlow können wir nachlesen, dass Gage durch den Unfall seine Persönlichkeit verändert hatte: Er war jetzt launisch, respektlos und ungeduldig, fing an zu trinken, bekam epileptische Anfälle und verstarb mit 38 Jahren.
    Die Hirnforscher Hanna und António Damásio untersuchten den Schädel von Gage und zeigten anhand dieses Falles auf, dass aufgrund von Hirnschädigungen soziale Konventionen und Regeln ihre Verbindlichkeit verlieren können. Durch den Unfall wurden bei Gage bestimmte präfrontale Rindenabschnitte des Gehirns geschädigt, die dazu führten, dass er die Fähigkeit, sich nach sozialen Regeln zu richten und seine Zukunft zu gestalten, verlor.
    Hanna und António Damásio haben ihre Erkenntnisse an Menschen mit ähnlichen Hirnverletzungen und anhand mehrerer Tierversuche nachgewiesen. Es gibt Regionen im Gehirn eines Menschen, die für Verhalten und Charakter verantwortlich sind. Damásio weist darauf hin, dass Körper und Gehirn über biochemische und neuronale Schaltkreise unauflöslich miteinander verbunden sind. Jedes Körperteil, jeder Muskel, jedes Gelenk und jedes innere Organ kann über die peripheren Nerven Signale ans Gehirn schicken. Auch durch Körperaktivität werden chemische Stoffe erzeugt, die über den Blutkreislauf das Gehirn erreichen und damit die Funktionsweise des Gehirns direkt oder indirekt beeinflussen.
    Dies widerspricht also nicht dem Tenor: Üben, üben, üben!
    Train your brain
    Lange Zeit waren Wissenschaftler der Ansicht, dass wir mit einer bestimmten Menge an Neuronen auf die Welt kommen und diese im Laufe eines Lebens abgebaut werden. Man ging davon aus, dass sich Neurone über Milliarden von Synapsen miteinander verbinden, aber Nervenzellen keine neuen Nervenzellen bilden könnten. Mittlerweile weiß man, dass das Gehirn ein höchst flexibles und plastisches Organ ist, das zwischen den Nervenzellen lebenslang neue Verbindungen bilden sowie neue Nervenzellen entstehen lassen kann. Aber nicht nur Lernen und neue Eindrücke sorgen dafür, dass das Gehirn wächst, sondern auch körperliche Aktivitäten. Schon dann, wenn Mäuse nächtliche Runden in einem Laufrad drehten, wurde die Neubildung von Nervenzellen in ihren Gehirnen um das Drei- bis Fünffache gesteigert.
    Der US-amerikanische Neurophysiologe Paul Bach-y-Rita konnte zeigen, dass unser Gehirn ein

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