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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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lassen. Unsere Unterredung endete damit, daß er mich bat, einen
weiteren Fall zu übernehmen. Den neunten. Einen ganz frischen. Niemand anderem
könne er den anvertrauen, hat er geschleimt.“
    „Du hast doch abgelehnt?“ Margot war
betroffen.
    Ihr Mann schüttelte den Kopf. „Diese
Genugtuung gebe ich ihm nicht. Außerdem will ich diese Arbeit machen. Zum einen
interessiert es mich, zum andern glaube ich, daß ich es schaffe. Die letzte
Sache richtet sich gegen die Allgemeinheit, hätte jeden von uns treffen können.
Ein Unbekannter hat im Teufelstunnel eine Steinbarriere errichtet. Ein
Nahverkehrszug — ein Triebwagen — ist aufgefahren. Der Sachschaden wird sehr
hoch beziffert, und es gab Verletzte.“
    Sieh an! dachte Tim. So schnell kommen
wir aufs Thema. „Davon habe ich im Radio gehört“, sagte Karl.
    Tim schluckte einen Gabelbissen
hinunter. „Waren Sie schon am Tatort, Herr Glockner?“
    „Noch nicht. Ich war in einer anderen
Sache unterwegs. Kollege Krause hat die ersten Feststellungen gemacht.“
    „Ich gehöre zu den Verunglückten“,
sagte Tim. „Ich war in dem Triebwagen.“
    Alle sahen ihn an, als wäre er von
einem Spaziergang durch den Weltraum zurückgekehrt.
    „Unmöglich!“ rief Klößchen. „Dein Zug
war der Süd-Expreß Silberpfeil. Hast selbst gesagt, daß du herwärts nur noch
den nimmst.“
    „Stimmt. Aber in Haffstedt mußte ich
aussteigen. Wegen Fundunterschlagung. Schuld war dieser Irokesen-Häuptling mit
seinem Tintengesicht. Aber ich fange mal lieber vorn an, sonst entzieht sich
der Durchblick.“
    Gebannt hörten alle ihm zu.

9. Grünes Licht für Erpressung
     
    Angelo Copparo, der Coiffeur, blieb
lange weg.
    Offenbar war es doch nicht so leicht,
die richtigen Infos zu sammeln.
    Währenddessen verputzte Franz Hauke den
Rest seiner Mahlzeit. Otto Nitschl durfte sich vorn im Laden bedienen. Er
wählte eine Packung Zigarillos und begann zu paffen. Dazu trank er Bier aus der
Flasche. Hauke hätte niemanden an sein Seidel herangelassen. Aus dem trank nur er.
    Eine Weile schwiegen sie sich an. Dann
wischte sich Hauke den Mund ab.
    „Wenn die Sache anläuft, Otto, legen
wir den Uhrentransport erstmal auf Eis. Hat Zeit, hat Zeit. Was wir daran
verdienen, ist ein Fliegenschiß gegen die Bundesbahn-Millionen. Mensch, sie
kann einem direkt leid tun, die Bahn. Kommt nicht raus aus den roten Zahlen,
muß Personal einsparen und Strecken stillegen. Muß Bahnhöfe schließen und die
Fahrpreise erhöhen. Und dann auch noch sowas! Böse Erpresser, die Schaden
anrichten, mit noch schlimmerem drohen und dafür die Hand aufhalten. Bin ich
froh, daß ich Tabakwaren verkaufe. Die Nikotinsucht hat Zukunft, sage ich dir.
Der Alkoholismus auch. Nur der deutsche Wald — der hat keine Zukunft. Der
stirbt an dem Dreck in unserer Luft.“
    „Alles ist Dreck“, sagte Otto.
    „Wie meinst du das?“
    „Weiß nicht. Will sagen, mir stinkt’s.“
    In diesem Moment kam Angelo zurück. Er
schloß die Tür hinter sich. Sein Aufreißer-Gesicht glänzte zufrieden.
    „Ich glaube, ich bin auf dem neuesten
Stand. Hört sich günstig an für uns.“
    „Nämlich?“ fragte Hauke.
    „Bislang keine Spur vom Täter. Die
Bullen wissen wiedermal nichts. Kein Erpresser hat sich gemeldet.“
    „Grünes Licht für uns“, freute sich
Hauke. Er sah Otto an. „Du machst den Anruf, wie gesagt. Wir gehen zu der
Telefonzelle auf dem Vorplatz. Die Rufnummer, über die wir den diensthabenden
Obermacker erreichen, weiß ich. Glaube, diese Woche hat Schulzl-Müller
Nachtdienst. Lach nur, Otto. Aber so heißt der tatsächlich. Du sagst, du
hättest im Teufelstunnel das Hindernis errichtet. Als einmalige Warnung. Du
forderst eine Million. In Scheinen zu 50 und zu 100 Mark, keine großen Lappen.
Morgen mittag muß das Geld bereit liegen. Dann meldest du dich wieder. Falls
sie sich weigern oder die Polizei eine Falle stellt, werden weitere Anschläge
folgen.“
    Otto nickte.
    „Aber nicht stottern! Schulzl-Müller
muß dich für einen eiskalten Profi halten.“
    „Ich... st... stot... stottere nie“,
grinste Otto. Er sprach absichtlich auf Raten.
    Mit dem Spaß wollte er die Fledermäuse
beruhigen, die in seinem Magen flatterten. Jedenfalls fühlte er sich so.
    Jemand pochte an die Ladentür.
    Otto schob den Kopf um die Ecke.
    Eine Frau stand vor der blitzblanken
Glastür.
    „Eine kleine Blondine“, sagte er, „mit
rosa und lila Strähnen in der Coiffure.“
    „Das ist Eva“, meinte Angelo und
trollte sich, um

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