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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Feldscheunentrip.“
    Glockner küßte seine Margot auf die
Wange und ging zur Tür.
    „Meinetwegen kommt mit. Aber ihr bleibt
im Wagen. Ich suche die Frau dienstlich auf und nicht, um ein Gruppenfoto zu
bestellen.“
    Alle sprangen auf. Bis auf Klößchen.
Der schien Blei in den Gesäßtaschen zu haben.
    Sein verzweifelter Blick glitt über die
Schüsseln.
    „Ich bin da ganz anderer Meinung als
Gaby, liebe Frau Glockner“, seufzte er. „Ich würde gern hierbleiben bei Goulasch
und Käsenudeln. Aber das würde mich in den Verdacht bringen, verfressen zu
sein. Dem will ich mich nicht aussetzen.“
    „Wenn’s darum geht“, lachte Karl, „kannst
du alle Hoffnung aufgeben. Dein Ruf ist für immer ruiniert.“
    Die Jungs bedankten sich bei Frau Glockner.
    Oskar spürte die Aufbruchstimmung und
sauste winselnd zur Wohnungstür.
    Gaby legte ihm das Halsband um und
hakte die Leine ein.
    Glockners BMW stand vor dem Haus. Die
Jungs quetschten sich in den Fond. Gaby glitt auf den Beifahrersitz, und ihr zu
Füßen rollte sich Oskar ein.
    Ein lauer Wind fauchte durch die
Straßen, als sie losfuhren. Aber der Himmel war schwarz. Wolken verhüllten den
Mond, und kein Stern ließ sich blicken.
     
    *
     
    Gertrud Rawitzky war so nervös, daß sie
in ihrer Dunkelkammer die Chemikalienflaschen umwarf. Die für den
Erstentwickler, fürs Stopphärtebad, für Farbentwickler, für Bleichfixierbad und
Stabilisator. Da es sich um Plastikflaschen handelte, geschah kein Unglück.
Alle waren verschraubt — bis auf eine. Aus der lief etwas Flüssigkeit.
    Die Dunkelkammerleuchte gab nur
gespenstisches Licht her.
    Gertrud entwickelte die Fotos, die sie
vorhin geschossen hatte.
    Schließlich war sie soweit, daß sie die
Bilder im Bildwascher wässern konnte.
    Sie sah das Ergebnis und atmete
rascher. Sie hängte die nassen Fotos in den Filmtrockner und verließ die
Dunkelkammer.
    Unfaßlich! dachte sie. Dieser verzogene
Bengel! Erich Jesper — der einzige Sohn vom großen Jesper, dem Bankier,
vertreibt sich die Zeit, indem er Züge entgleisen läßt. Langweilt der sich? Ist
er bösartig? Hat er seelisch einen Knacks?
    Die Küchentür stand offen.
    Ein riesiger Kater kam auf weichen
Sohlen heran. Purrend umstrich er ihre Knie. Sie bückte sich und kraulte seinen
Kopf.
    „Na, Goliath. Was würdest du machen?
Wenn wir dem alten Jesper die Fotos gegen viel Geld aushändigen, könnte man das
Erpressung nennen. Immer noch besser, wird der denken, als wenn sein Söhnchen
im Gefängnis landet. Und so eine Gelegenheit, Goliath, kommt für uns beide
nicht wieder.“
    Der Kater sprang auf die Couch und
streckte sich aus. Sein Fell war tigerartig gestromt. Er hatte Krallen wie
Dolche.
    Gertrud ging in die Küche, nahm die
Kochweinflasche aus dem Kühlschrank und goß sich ein Glas ein. Das brauchte
sie, um sich Mut zu machen. Es war ihre erste Erpressung. Der Wein tat ihr gut.
Also trank sie gleich noch ein Glas.
    Eine Weile ging sie in ihrer Wohnung
umher.
    Daß sie zögerte, war Schwäche. Sie
wußte es. Mit Anständigkeit hatte das nichts zu tun. Darauf pfiff sie. Sie war
überzeugt: Wer viel gewinnen wollte, mußte Bedenken — gleich welcher Art — beiseite
schieben. Anstand und volle Kassen waren nunmal zweierlei. Aber wenn sie den
Jesper zur Ader ließ, traf s ja keinen Armen. Die Privatbank des Alten hatte
einen großartigen Ruf.
    Abermals ging sie in die Küche und
holte sich das dritte Glas. Sie spürte die Wirkung des Weins. Ihr war schon
ganz duselig. Ein angenehmer Zustand. Die Bedenken verflogen. Das umnebelte
Gehirn sah die Dinge nach Wunsch und nicht, wie sie wirklich waren.

    Wird ein Schock für den Alten, dachte
sie. Und natürlich stellt er sein Söhnchen zur Rede. Der muß den Anschlag zugeben.
Sonst riskiert er zuviel. Leugnet er, zahlt der Alte nicht, und ich schicke die
Fotos zur Polizei. Das muß sich der Sprößling sagen. Aber — o je! — wie bleibe
ich anonym ( namenlos )? Erich weiß, daß ich dort war. Um Bilder zu
machen. Also kann er sich denken, wer ihn da am Haken hat. Und dann? Ob der
Alte mir Schläger auf den Hals schickt? Nee, niemals. Der nicht. Ein
Privatbankier wie der ist die Vornehmheit selbst.
    Der Wein machte ihr Appetit.
    In der Küche aß sie einen kleinen
Imbiß.
    Dann sah sie nach den Fotos.
    Hervorragend!
    Erich war deutlich zu erkennen. Und man
sah genau, was er machte. Erich wälzt Steine. Erich auf dem Gleis. Erich rollt
Felsbrocken in den Tunnel. Erich kommt aus dem Tunnel — schwitzend.

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