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Anschlag auf den Silberpfeil

Anschlag auf den Silberpfeil

Titel: Anschlag auf den Silberpfeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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rufst an“, verfügte Hauke. „Keiner
hier kennt deine Stimme.“
    Angelo stand auf. „Ich geh mal rüber
zur Bahnpolizei. Ein Typ ist dabei — Hans-Helmuth Eichner — der ist so blöd wie
er aussieht. So ein kleiner Geduckter mit Quetschnase. Aus der ziehe ich ihm
jede Info, die ich brauche.“

8. Ärger mit Pfeifer
     
    Tim stieg von einem Bus in den anderen:
vom Bahnbus, der die Unglücksopfer abholte, in einen der städtischen
Verkehrsbetriebe. Mit Linie 14 fuhr er bis Kastl-Allee. Das ist im Süden der
Stadt, fast schon am Sportstadion.
    Es war dunkel, als er sich dort auf die
Socken machte. Mal rechts, mal links klemmte er sich die Reisetasche unter den
Arm. Stadtauswärts trabte er, mit einer — geschätzten — Zeit pro Kilometer von
fünf Minuten und 15 Sekunden.
    Seine Gedanken kreisten um den Anschlag
— und um die Fotografin Gertrud Rawitzky, diese undurchsichtige Person.
    Unbedingt mußte er Gabys Vater
verständigen. Sofort.
    Bei der anrückenden Polizei — die er
gerade noch gesehen hatte — war Kommissar Glockner nicht gewesen. Egal! Wer
auch immer die Ermittlungen leitete — er brauchte jeden Hinweis.
    Aber für uns, dachte Tim, gibt’s nur
einen Ansprechpartner bei der Kripo: Kommissar Glockner. Unseren besten Freund
unter allen Erwachsenen.
    Freies Feld. Die Stadt lag hinter ihm.
Er joggte die Chaussee entlang. Krähen hockten auf den Feldern. Er konnte sie
erkennen trotz der Dunkelheit. Sie waren noch schwärzer als die Nacht. Kein
Wagen kam ihm entgegen. Keiner fuhr in seine Richtung.
    Die berühmte Internatsschule liegt
außerhalb — weit genug, um in ihren Prospekten saubere Landluft anpreisen zu
können, andererseits stadtnah genug, um das den Heimschülern als Anreiz zu
bieten.
    Tims Trab endete am Tor. In der
Dunkelheit ahnte man nur, wie weit das Schulgelände sich nach allen Seiten
erstreckt. Hinter vielen Fenstern brannte Licht.
    Er lief zum Hauptgebäude und dann die
Treppe hinauf, in den zweiten Stock zum ADLERNEST, der Zwei-Mann-Bude, die er
mit seinem Freund Klößchen teilt.
    Tim hatte erwartet, daß sein Freund auf
dem Bett lag und — wie üblich — Schokolade in sich hineinstopfte.
    Aber die Bude war dunkel und leer.
    Während er seine Reisetasche auspackte,
entdeckte er den Zettel. Er lag auf dem Tisch und vermittelte eine Nachricht.
    Klößchen hatte geschrieben: ... sind
alle bei Gaby. Oskar hat Geburtstag. Niemand weiß genau, welchen. Aber er ist
ja in den besten Hundejahren. Wirst zum Abendessen erwartet. Komm um Himmels
willen nicht zu spät. Mir knurrt jetzt schon der Magen, und es ist gerade erst
14 Uhr. Willi.
    Tim lachte. Hundegeburtstag. Eselei!
Wahrscheinlich Klößchens Erfindung. Denn von Oskar, Gabys schwarzweißem
Cockerspaniel, kannte man weder das genaue Alter noch den Tag seiner Geburt. Er
war ein Fundhund, im Tierheim gelandet — und von dort hatte Gaby ihn geholt.
    Tim war ein bißchen verschwitzt, zog
sich also rasch um, rannte zum EvD ( Erzieher vom Dienst) und meldete
sich zurück, ohne das Zugunglück zu erwähnen.
    Dr. Grausippe galt als neugierig.
Außerdem besaß er die Fähigkeit, über die einfachsten Dinge soviele — unnötige
— Worte zu verlieren, daß zum Schluß niemand mehr durchblickte. Er wiederholte
sich auch ständig — teils aus Gedächtnisschwäche, teils aus berechtigter Sorge,
er habe sich nicht klar genug ausgedrückt.
    Das Zugunglück hätte jedenfalls ein
endloses Geschwafel zur Folge gehabt. Dazu war jetzt keine Zeit.
    Tim sauste hinunter, holte sein Rennrad
aus dem Fahrradkeller und jagte zur Stadt zurück.
    Von Osten her hatten sich schwarze
Wolken aufgebaut. Schwüle drückte, und die Nachtluft roch nach Regen.
    Er fuhr ins Altstadtviertel, zu Gabys
Adresse. Frau Glockners Lebensmittelgeschäft war unbeleuchtet. An dem neuen
Fahrradständer hatten Karl, der Computer, und Klößchen ihre Stahlrosse
angekettet. Im Obergeschoß brannte Licht hinter den Fenstern.
    Gaby ließ ihn ein. Oskar heulte vor
Begeisterung, drängte sich sofort dazwischen und mußte gestreichelt werden. Im
Flur, als niemand dabei war, umarmte Tim seine Freundin. Gaby hatte ihre Haare
zum Pferdeschwanz gebunden und trug einen selbstgenähten Jeansrock, der bei
jedem Schritt rauschte wie eine Sturmbö im Laubwald.
    „Wir dachten schon, du kommst nicht
mehr“, meinte sie, „haben aber mit dem Essen gewartet. Papi ist auch noch nicht
da. Willi sagt zwar nichts, benimmt sich aber, als werde er gleich ohnmächtig —
vor Hunger.“
    „Das

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