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Anschlag Auf Die Goetter

Anschlag Auf Die Goetter

Titel: Anschlag Auf Die Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Goldin
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unterordnen. Es wird als Raum personifiziert, sie glauben, daß es überall ringsumher ist, und es hat all die Attribute, die die Menschen ihm zuschreiben wollen. Andere wiederum halten sich an die Naturgesetze und bezeichnen den Raum als Teil des Universums. Dann gibt es da noch die Sekten, wie z. B. die Neobuddhisten, denen Lian Bakori, unser Navigator angehört. Sie glauben, daß alles, was um uns herum existiert, eine Täuschung ist, und versuchen, ihr Leben losgelöst von dem Vorhandensein einer sie umgebenden Welt zu gestalten. Mit, anderen Worten, sie ignorieren die Realität um sie herum, in der Hoffnung, daß diese Haltung sie dem Zustand des Nirwana, den sie mit ihrer Lehre anstreben, näherbringt.« Lächelnd fuhr sie fort: »Doch ich habe noch nirgendwo eine Religion gefunden, die so einfach und deutlich ist wie eure auf Dascham. In mancher Hinsicht solltet ihr dankbar sein, denn Glaubenskriege, Kreuzzüge oder sonstige religiöse Auseinandersetzungen habt ihr nie kennengelernt.«
    »An welche dieser Religionen glauben Sie?« fragte Grgat.
    Dev befeuchtete mit ihrer Zunge ihre Lippen. Wie konnte sie ihm, einem Halbwilden, der zwar nicht dumm, aber äußerst unerfahren und unwissend in solchen Dingen war, die philosophische Lehre erklären, nach der ihr Heimatplanet Eos regiert wurde, wo sogar die Mehrheit der menschlichen Rasse diese Lehre nicht verstand?
    »Ich glaube an keine dieser Religionen«, begann sie. »Vor rund 250 Jahren lebte ein Philosoph, der sich Anthropos nannte, was ein Wort aus einer unserer antiken Sprachen ist und ›Mensch‹ bedeutet. Nach seiner Theorie war die Frage, ob es Götter gäbe oder nicht, unwichtig, weil alle Menschen – oder besser gesagt, alle denkenden Kreaturen – Gott in sich selbst tragen. Diese Idee stammte nicht von ihm, diese Behauptung ist in der einen oder anderen Form in jeder Religion enthalten. Doch Anthropos führte als einziger die Überlegungen in dieser Richtung weiter. Für ihn war es viel wichtiger, was in den einzelnen Menschen vorgeht. Ein Mensch, der mit sich selbst in Frieden lebt, setzt sich viel besser mit den Gegebenheiten des Universums auseinander. Er muß gesund sein – mit anderen Worten, er muß seine Handlungen überlegen, die möglichen Konsequenzen abwägen und die Verantwortung für sie übernehmen können. Das Ganze ist weniger eine Religion als eine Lebensphilosophie. Wir glauben nur an uns selbst und an unsere Erfahrungen. Wenn wir also Götter kennenlernen – wie es mir hier auf Dascham passierte –, dann glauben wir auch an sie. Wenn nicht, dann warten wir ab, bis wir ihnen begegnen.«
    »Ich glaube, ich verstehe Sie«, murmelte Grgat zögernd.
    »Diese Basistheorie ist sehr einfach«, fuhr Dev fort. »In Wirklichkeit ist sie so einfach, daß sie meistens sogar übersehen wird. Die Anhänger von Anthropos’ Lehre haben sich auf einem Planeten namens Eos angesiedelt und gemäß dieser Lehre eine Gemeinschaft gegründet. Nach innen hin arbeitet diese Glaubensgemeinschaft genauso gut oder so schlecht wie alle anderen, doch sobald sie mit diesen in Berührung kommt, gibt es meistens Ärger. Weil wir uns auf das Individuum konzentrieren und das Verantwortungsbewußtsein des einzelnen zu schulen und zu erweitern versuchen, betrachten uns die anderen Rassen im Universum als überheblich, arrogant und…«
    Mitten im Satz brach sie ab. Die Skalennadeln der Meßinstrumente tanzten alarmierend auf und ab. Rasch schaltete sie den dreidimensionalen Bildschirm ein.
    »Da ist er!« Der Ton ihrer Stimme war kühl, kein Anzeichen von Triumph schwang darin mit. Mit einer Hand schaltete sie das Aufzeichnungsgerät ein, mit der anderen drückte sie die Taste des Intercoms, das sie mit allen Kabinen an Bord verband.
    »Wir überfliegen gerade den Berg Orrork«, sagte sie wie ein Reiseführer, der seine Touristengruppe auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam macht.
    »Das muß er sein, ein Irrtum ist unmöglich!« Damit schaltete sie das Intercom ab, davon überzeugt, daß Larramac in spätestens zwei Minuten im Kommandostand auftauchen würde.
    Doch der Schiffseigner unterbot ihre Schätzung um mindestens dreißig Sekunden. Der Berg Orrork war immer noch zu sehen, wanderte jedoch langsam nach unten aus dem Bildschirm heraus. Gebannt, mit sichtlicher Begeisterung, betrachtete ihn Larramac. Der Berg wirkte künstlich, paßte nicht in die Umgebung. Wie ein riesiger Pickel saß er auf einer flachen Ebene, machte es beinahe unmöglich, seine Höhe zu

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