Anschlag Auf Die Goetter
Zeit zu selbstsicher geworden waren. Vielleicht hatten sie ihre Waffen demontiert, weil sie glaubten, sie nicht länger zu benötigen. Oder die Waffen waren unbrauchbar, weil sie so lange nicht benutzt worden waren. Oder schossen gar die Götter auf sie, ohne jedoch der »Foxfire« etwas anhaben zu können?
Dies waren jedoch alles nur Vermutungen, auf die Dev sich nicht verlassen konnte. Die Götter wußten nicht, wie die »Foxfire« bewaffnet war. Vielleicht hielten sie sich auch ganz bewußt so lange zurück, um dann das Raumschiff gleich mit ihrem ersten Schuß zu vernichten – kein angenehmer Gedanke.
Die Spannung wuchs ins Unerträgliche.
»In einer Minute erreichen wir den Zielpunkt«, kündigte Dev an. »Seid auf Überraschungen gefaßt!« Sie waren nun nahe genug heran, um Einzelheiten des Berges erkennen zu können. Von oben sah er aus wie ein Vulkan, dessen Flanken sanft zum Gipfel emporstiegen. Doch er besaß keinen Krater, der Rückschlüsse auf vulkanische Aktivitäten zuließ, und der Gipfel war schneebedeckt.
Über den weißen Hängen entdeckte Dev plötzlich einen kleinen Schwarm schwarzer Schatten, die gelegentlich das Licht der späten Nachmittagssonne reflektierten. »Die Engel haben sich zur Schlacht versammelt«, dachte sie. »Sie wissen, daß wir sie in der nächsten Minute ausradieren werden, also haben sie etwas vor.« Der Druck ihrer Hände auf den Schaltern der Steueraggregate verstärkte sich leicht.
Der Angriff kam in Sekundenschnelle. Grelle Lichtblitze zuckten von den Flanken des Berges empor, zwangen Dev, geblendet die Augen zu schließen. Mit ihrer Rechten zündete sie blitzschnell die Steuerraketen und zwang das Schiff aus der Schußlinie. Rechtzeitig unterbrach sie die Stromzufuhr für die Außenbordkameras, und der Bildschirm in der Kommandozentrale erlosch. Sie durfte nicht riskieren, durch die Intensität der grellen Lichtblitze nochmals geblendet zu werden, denn sie brauchte nun ihre Augen für ihre Arbeit.
Ein lautes Krachen erschütterte die »Foxfire«. Explosionswellen warfen das Schiff hin und her, schüttelten die Menschen in ihm durcheinander. Dunnis schrie laut auf, er hatte vor Schreck seine Zunge durchgebissen. Dev kümmerte sich nicht weiter darum. Die »Foxfire« befand sich nun zu nahe am Berg, um zu fliehen, und die Götter warfen nicht nur mit Feuerwerkskörpern. Die einzige Chance, die ihnen noch blieb, war die Durchführung ihres ursprünglichen Planes, in der Hoffnung, daß sie lange genug lebten, um ihn tatsächlich zu Ende zu führen. Die »Foxfire« mußte auf dem Berg landen und mit dem Energiefeld ihres Schwerkraftantriebes die feindlichen Waffen vernichten.
Das kurze Zünden der Bremsraketen hatte den Kurs des Schiffes kaum beeinflußt, jedoch seine Lage so weit verändert, daß die abgefeuerten Blitze sie verfehlten. Es würde ein oder zwei Sekunden dauern, bevor die nächste Salve auf sie abgefeuert würde. In dieser Zeit wollte Dev sicherstellen, daß die »Foxfire« so wenig Angriffsfläche wie möglich bot. Ihre Hände flogen über das Kontrollpult. Ihr blieb keine Zeit, zu überlegen, was sie tat. Jede ihrer Bewegungen kam instinktiv. Jetzt zahlte sich ihre große Erfahrung als Raumkapitän aus, ihre Finger bekamen ein Eigenleben, fanden mit traumwandlerischer Sicherheit die Tasten und Schalter, die die erwünschte Vernichtung des Berges Orrork auslösen sollten.
Mit furchtbarer Gewalt preßte die plötzliche Schwerkraft die Menschen in ihre Beschleunigungssitze, als das Schiff mit ungeheurem Drive nach oben schoß. Eine zweite, mächtige Explosion ließ die Wände des Schiffes erbeben, wirbelte die Menschen in ihm durcheinander, doch Dev ließ sich davon nicht beirren. Sofort schaltete sie den Schwerkraftantrieb aus, die »Foxfire« stürzte ungehindert in die Tiefe, entging dabei knapp dem nächsten Energieblitz. Wieder zündete Dev die Bremsraketen, der freie Fall des Schiffes verlangsamte sich. Der dritte mörderische Lichtblitz schoß dicht unter ihnen vorbei ins Leere.
Durch ihr kluges Verhalten hatte Dev das Schiff bis zu diesem Zeitpunkt vor der Vernichtung gerettet, doch die Antriebsaggregate der »Foxfire« waren nicht dafür konstruiert, einer derartigen Belastung lange standzuhalten. Dev bemerkte diesen Umstand sofort, denn das Schiff reagierte immer langsamer auf ihre Manöver, begann in seinen Grundfesten zu erbeben.
»Dunnis, ich brauche Ihre Unterstützung«, schrie sie, doch Dunnis war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
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