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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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zusammen waren.
    »Also, was gibt’s so Geheimnisvolles?«
    »Du-hu?«, fragt sie.
    »Ja-ha?«, antworte ich.
    »Gregor und ich heiraten.«
    Stille. Ganz stille Stille. Bis auf die Stimme in meinem Kopf. Sie meint, ich solle jetzt was sagen. Was Positives.
    »Glückwunsch«, sage ich. »Das ist – schön.« In Anbetracht der Tatsache, dass die beiden erst sieben Monate zusammen sind, ist das natürlich furchtbar, keine Chance, dass diese Ehe halten wird, und in einem Jahr, spätestens in anderthalb, sitze ich wieder hier mit ihr und sie wird sich die Augen ausheulen, und wenn ich ganz viel Glück habe, wird sie dann nicht zu mir kommen, sondern zu ihrer Freundin Ilka gehen, aber sonst? »Ich freu mich«, sage ich.
    Sie lächelt.
    »Hast du gefragt? Oder er ?«, frage ich.
    »Er!« Fast entrüstet, ein klein wenig.
    Stille. Hört sie jetzt auch ein Stimmchen in ihrem Köpfchen, ganz leise? Lüg nicht, sagt das Stimmchen. Das hat er nicht verdient. Nee, hat er nicht.
    »Na ja, ich hab ihn gefragt, ob er es sich vorstellen könnte, einer Frau im Allgemeinen und mir im Besonderen irgendwann einmal so etwas wie einen Antrag zu machen. Irgendwann mal.«
    »Und? Wie lange hat es bis irgendwann gedauert?«
    »Zwei Tage.«
    »Ja, wie gesagt – Glückwunsch. Wollen wir wieder runter?
    »Warte doch mal. Da ist noch was.«
    Diesmal bin ich vorbereitet. »Du bist schwanger«, sage ich. »Glückwunsch. Ich freu mich. Können wir jetzt wieder runter?«
    »Nein! Ich wollte dich fragen, ob ich, ob wir den Theaterklaus haben können für die Feier.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Okay.«
    »Okay?«
    »Ja, okay. Wenn ich dir sonst nichts zur Hochzeit schenken muss ... Getränke zahlt aber ihr.«
    »Klar. Danke.«
    »Gut«, sage ich und stehe auf.
    »Hast du’s heute irgendwie eilig?«
    »Nö, wieso.« Ich setze mich wieder.
    »Weil du schon wieder aufspringst und ...«
    »Ich dachte, wir sind fertig. Und dass wir uns extra hier oben treffen. Das mit der Heirat hättest du mir ja auch unten sagen können.«
    »Ich wusste ja nicht, wie du das aufnimmst.«
    »Wie – aufnimmst?«
    »Na, schlecht eben.«
    »Hab ich ja nicht.« Ich stehe wieder auf. »Komm, wir können unten weiterreden.«
    »Oder dachtest du, das wird doch noch mal was mit uns beiden?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Na, jetzt wahrscheinlich eher nicht mehr«, sage ich und ziehe die Wohnungstür auf. »Oder erst wieder nach der Scheidung.«
    »Menno!« Sie boxt mich auf die Schulter und geht raus. »Nimm das doch mal ernst.«
    »Mach ich doch. Du heiratest, und ich nehme das ernst.«
    »Wirklich okay?«
    »Ja!« Ich ziehe die Tür hinter mir zu. Wir gehen runter. Im ersten Stock klingle ich kurz dreimal im Vorbeigehen bei Rascheike, er hat wieder sein Schlüsselbund draußen in der Tür stecken lassen, und wenn er nicht unter seinem Kopfhörer sitzt und fernsieht, hört er das sogar.
    Unten angekommen, stellt sich Petra mir in den Weg und umarmt mich. »Danke für den Theaterklaus «, sagt sie leise in mein Ohr. »Du bist der beste Exfreund, den ich je hatte.«
    »Und du hattest schon einige«, sage ich.
    Statt mir in den Rücken zu kneifen oder mich am Ohr zu ziehen, sagt sie nur: »Aber hallo!« Dann drückt sie mich noch mal: »Danke. Ich wüsste nicht, wo ich lieber feiern würde.«
    »Ja, ist gut.« Ich klopfe ihr auf den Rücken und befreie mich aus ihrer Umklammerung. »Die Einzelheiten musst du mit Rolf ausmachen, wie viele Gäste kommen, was du so brauchst und wer das Catering macht. Rolf kennt sich da aus.«
    Und darum stehe ich jetzt hier. Die alte Geschichte. Mann trifft Frau. Mann verliebt sich in Frau. Mann schläft mit Frau. Mann ist mit Frau zusammen.Frau geht fremd. Mann trennt sich. Frau heiratet anderen Mann.
    Manuela stellt das Bier vor den Mann mit der Halbglatze, der sieht hoch, fast überrascht, dann erfreut ob des hübschen Anblicks, er holt träge aus, aber da hat sie sich auch schon weggedreht und ist auf dem Weg zurück zum Tresen.
    »Wollte er etwa ...?«, frage ich.
    »Er wollte«, sagt sie.
    »Du bist schnell.«
    »Ich wollte ihm keine knallen müssen«, sagt sie. »Das ist schlecht für die Stimmung. Ist ja immerhin ne Hochzeit, und seiner Frau würde das auch nicht gefallen.«
    Ich blicke zur Halbglatze; erst jetzt fällt mir die ebenfalls adipöse Erscheinung in dem roten Kostümchen neben ihm auf. Vom Gesicht könnte es auch seine Schwester sein. Oder wenigstens seine Cousine.
    Etwas kleines Blondes drängelt sich an mir vorbei und

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