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Ansichten eines Klaus - Roman

Ansichten eines Klaus - Roman

Titel: Ansichten eines Klaus - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael-André Werner
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verschlafen.
    »Morgen!«, sage ich noch mal.
    »Morgen«, brummelt Alexander fast unverständlich und schiebt ein verwirrtes »Was ist denn?« nach. Immerhin, sein ewiges Lächeln ist schon da.
    »Halb acht durch«, antworte ich. Keine Ahnung, was er eigentlich wissen will.
    »Was?«, sagt er. »So spät?«
    »Na, immerhin ist Sonnabend.« Mit diesen Worten gehe ich noch mal in die Küche, diesmal nicht, um was zu holen, sondern um die Katzensituation im Blick zu behalten. Katze sitzt immer noch jammernd unter dem Küchenfenster. Frauchen macht Frühstück. Ich winke. Dann klopfe ich ein paarmal gegen mein Fenster. Sinnlos eigentlich. Aber die Katze schaut und miaut. Wie laut müsste ich klopfen, dass die Frau gegenüber es durch ihr geschlossenes Fenster hört? Ich bin nah dran, mein Fenster aufzumachen und irgendwas rüberzuwerfen. Ich winke noch mal, und diesmal bemerkt sie mich. Und winkt zurück. Ja, Superleistung. Ich winke erneut, mache dabei mein Fenster auf und deute auf den Boden vor dem ihrem. Sie sieht, was ich mache, und öffnet ihr Fenster ebenfalls. Immerhin.
    »Da will jemand zu Ihnen!«, rufe ich hinüber. Und da springt die Katze auch schon auf ihr Fensterbrett und auf der anderen Seite wieder runter, verschwindet in der Küche, bevor die Frau auch nur »Da bist du ja wieder« zu Ende sagen kann. Dafür strahlt sie mich an und ruft mir ein »Dankeschön«zu. Ich winke ab und schließe das Fenster wieder. Kommt ja die ganze Kälte rein.
    Apropos Kater, was macht eigentlich ...?, denke ich. Toaste uns schnell noch zwei Scheiben Weißbrot und gehe zurück in die Schankstube. Alexander hat es mittlerweile auf einen Stuhl geschafft, versucht, sich Kaffee einzugießen, und drückt dazu auf den roten Punkt auf dem Kannendeckel. Aber es kommt nichts raus.
    »Drehen«, sage ich und lasse meinen Zeigefinger im Uhrzeigersinn in der Luft kreisen.
    Alexander dreht den Deckel auf und gießt sich Kaffee ein, ich schiebe ihm meine Tasse hin und er schenkt mir auch ein, ohne noch mal zu fragen. Ich gieße mir ein wenig Milch dazu, er lässt seinen Kaffee schwarz und trinkt.
    »Hm, das habe ich gebraucht, nach der Nacht.«
    Ich setze mich.
    »So? Wie war sie denn, die Nacht?«, frage ich.
    »Kurz«, sagt er und deutet auf den Boden, »und hart.«
    Ich nicke.
    »Ist das deine Kneipe?«, fragt er.
    Ich nicke wieder.
    »Ich frag nur, weil der Typ gestern, also heute Morgen, der mir erlaubt hat, hier zu schlafen, das warst nicht du, oder?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, das war Rolf. Mein Geschäftsführer.«
    »Ich bin Alexander«, sagte er. »Und du bist Klaus?«
    Nein, ich bin nicht Klaus. Ich war noch nie Klaus und ich habe nicht vor, jemals Klaus zu werden. Alexander nimmt einen Schluck, sieht mich dann lange an. Für einen Moment frage ich mich wirklich, ob er mich nun erkennt oder nicht und ob ich ihn erkennen würde, wüsste ich nicht, dass er es ist.
    »Nein«, sage ich, »ich heiße nicht Klaus.«
    »Ich dachte nur, weil draußen ...«
    »Ja«, sage ich, »das kaputte E.«
    »Ach so«, sagt er.
    Ich überlege, ob ich ihm meinen Namen sagen soll – dann sag ich ihm meinen Namen.
    »Angenehm«, sagt Alexander. Keine Spur, ob er mich jetzt erkennt, ob er sich daran erinnert, dass er mit jemandem zur Schule gegangen ist, der so hieß wie ich.
    Und ehe ich fragen kann, was ihn eigentlich hierher verschlagen hat, was ich natürlich nicht mache, weil es mich nicht interessiert und weil ich die Antwort ohnehin ahne, sagt er: »Meine Freundin«, und trinkt wieder einen Schluck, »hat mich vor die Tür gesetzt. Vielmehr hat sie gesagt, ich brauche gar nicht erst nach Hause zu kommen.«
    Also nichts, was ich nicht schon vermutet hätte. Erzähl mir mehr, mein kleiner, untreuer Freund. Hat sich der Herr Nieuwhus danebenbenommen?Im Beisein seiner Freundin? Auf der Hochzeitsfeier der besten Freundin seiner Freundin?
    »Gab’s einen Grund?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Eigentlich nicht.«
    »Eigentlich?«
    »Na, es war halt Party«, sagt er. »Und meine Freundin ist ein bisschen eifersüchtig. Du weißt ja, wie so was ist. War ganz schön was los. Warst du auch hier?«
    »Ich hab kurz reingeschaut«, sage ich.
    Er nickt. »Nein, war toll. Eine Freundin von meiner Freundin hat geheiratet.« Wieder sieht er mich lange an. Gleich sagt er: Kennen wir uns nicht irgendwoher? Weil tief in ihm drin eine Erinnerung aufblitzt, an eines der drei oder vier Treffen, wo wir uns gesehen haben. Petra und Ilka sind ja fast

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