antares
Auskunft, und das ist gar nicht gut für seine angestrebte Pulitzer-Preis-Karriere. Das weiß er auch ganz genau. Dieses Band beweist, daß ich ihm etwas off the record erzählt habe. Und er wird sich hüten, davon einen anderen als üblichen Gebrauch zu machen. Andernfalls ist er in der ganzen Stadt unten durch. Das Band ist meine Rückversicherung, Marcia!«
»Trotzdem, Sie riskieren ganz schön was damit!«
»Ich halte es eben für notwendig. Taylor mit seiner Mannschaft beschränkt sich immer nur aufs Reagieren. Diese Dream Star -Geschichte will er am liebsten in eine Ecke abschieben, bis es zu spät ist, etwas zu unternehmen. Man muß ihm und seinem ganzen New Yorker Snob-Verein einfach mal Beine machen. Ich kann nur hoffen, daß es damit endlich mal funktioniert.«
Kreml, Moskau, UdSSR
Freitag, 19. Juni, 06.00 Uhr OEZ
(Donnerstag, 22.00 Uhr EDT)
»Ich versichere Ihnen, Genosse Generalsekretär«, sagte Kalinin, »die Ereignisse haben sich so überschlagen, daß es keine Gelegenheit gab, Sie rechtzeitig zu informieren.«
Er saß schon fast eine Stunde im Büro des Generalsekretärs, um seinen abgespannten Chef, der kopfschüttelnd zuhörte, die Operation Dream Star zu berichten.
»Wir hatten nur zwei Tage Zeit«, fuhr Kalinin fort, »wir erfuhren, daß das Projekt Dream Star von den Amerikanern gestoppt worden war, und mußten handeln. Es war weitgehend die Eigeninitiative von Oberst Maraklow. Von meinem Büro war ausdrücklich -«
»Hören Sie auf, Kalinin. Ihre Ausreden für dieses ganz unverantwortliche Verhalten interessieren mich nicht! Ich muß jetzt darüber nachdenken, wie diese ganze Affäre nach außen hin dargestellt und vertreten werden kann!«
»Selbstverständlich übernehme ich die volle Verantwortung«, sagte Kalinin. Eine uneingeschränkte Selbstbezichtigung war vielleicht am besten, um die Wogen wieder zu glätten.
»Aber da es nun schon einmal geschehen ist, wäre es vielleicht doch ganz gut, das Blatt zu Ende zu spielen und das Flugzeug so rasch wie möglich herzuschaffen.«
»Verstehe. Sind Sie eigentlich total verrückt geworden? Glauben Sie im Ernst, die USA werden es einfach so hinnehmen, daß ihnen der KGB ihren allergeheimsten und allermodernsten Jäger klaut?«
»Ich befasse mich nicht damit, was die Amerikaner tun werden oder nicht, Genosse Generalsekretär«, entgegnete Kalinin.
»Ich denke an unser Land und sonst nichts. Wir hatten die Gelegenheit, uns dieses Flugzeug zu holen, und haben es getan. Und jetzt müssen wir auch Kapital daraus schlagen! Der technologische Gewinn, den wir daraus -«
»- wird völlig nutzlos sein«, unterbrach ihn der Generalsekretär zornig, »wenn sich die Amerikaner ihr Flugzeug wiederholen wollen, angreifen, Hunderte unserer Leute dabei umkommen und diesen Stützpunkt in Nicaragua zerstören! Ich denke gar nicht daran, wegen eines einzigen Flugzeugs einen heißen Krieg zu riskieren!«
»Wenn die Amerikaner die Absicht hätten, etwas zu unternehmen, dann hätten sie das längst getan«, widersprach Kalinin hartnäckig. »Sie wissen ja, wo das Flugzeug ist. Ihre Radaraufklärung hat die Maschine den ganzen Weg verfolgt. Sie bleiben aber ruhig. Sie wollen keinen Krieg wegen eines Flugzeugs riskieren.«
»Sie unterschätzen sie«, sagte der Generalsekretär. »Das tue ich nicht.«
»Der ganze Zwischenfall gehört doch zum großen Spiel«, meinte Kalinin. »Das Spiel ist doch alt. Beide Seiten stehlen sich jeden Tag irgendwelche militärischen Geheimnisse. Und jeden Tag schicken wir oder sie geharnischte Proteste hinterher.
Ich verliere pro Monat einen oder zwei Agenten, zuweilen auch mehr, in Spionage- und Gegenspionageunternehmungen. Darüber regt man sich nicht auf. Vor allem fängt keine Seite deswegen Krieg an.«
»Aber wir haben immerhin sechs Leute verloren! Und die Amerikaner eine B-52 und zwei Jäger und auch sechs Leute! Ist das für Sie auch nur ein Spiel?«
»Aber nichts davon gefährdet doch die strategische Balance, Genosse!« Kalinin war nicht von seiner Überzeugung abzubringen. »Das fällt alles noch unter die üblichen Machtmanöver beider Seiten! Die Amerikaner werden sich über diesen Zwischenfall keinesfalls in größere Aktionen treiben lassen oder ihr Jagdflugzeug mit Gewalt zurückholen. Und wir nehmen geheime Verhandlungen mit ihnen auf, bei denen wir notfalls auch noch ein paar ihrer in unserer Gefangenschaft befindlichen Agenten austauschen oder zumindest Informationen über dieses Flugzeug einhandeln, wenn
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