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antares

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Titel: antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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gewartet. Boris Mischelewka, der Außenminister, saß am oberen Ende des Konferenztisches und führte den Vorsitz.
    »Der Generalsekretär ist auf dem Rückweg von Deutschland «, begann er. »Er hat mich angewiesen, diese Sitzung ohne ihn abzuhalten und morgen um zehn zu seiner Ankunft das gesamte Kollegija zu versammeln. Dabei möchte er als erstes über unsere jetzige Sitzung informiert werden, deren Thema natürlich mit dem Vorfall von gestern zusammenhängt. Aus einem strenggeheimen Forschungszentrum der Amerikaner wurde ein hochmoderner Prototyp eines Jagdflugzeugs gestohlen und nach einer Zwischenlandung in Mexiko über ganz Mittelamerika nach Nicaragua geflogen. Wir haben außer dieser keine weiteren Informationen.« Er wandte sich direkt an Kalinin und fragte, ob er weitere Erläuterungen geben könnte.
    »Ich bin der Ansicht, daß diese Angelegenheit warten sollte, bis der Generalsekretär wieder da ist«, sagte Kalinin. »Ich sehe keinen Anlaß, die gleiche Sache auf mehreren Sitzungen nacheinander zu behandeln.«
    »Der Generalsekretär wünscht es so«, beschied ihn Mischelewka. »Offenbar vertraut er darauf, daß wir auch allein imstande sind, den betroffenen Regierungen die nötigen Erklärungen zu geben.«
    Kalinin reagierte zunächst nicht und schwieg. Er praktizierte, was die Amerikaner Schadensbegrenzung nannten: Jeder sollte seine eigene Version zuerst polieren und mit den anderen abstimmen, ehe die Regierung irgendwelche Verlautbarungen herausgab. Aber heutzutage, da ausländische Journalisten Moskau geradezu überschwemmten und sogar ein Pressezentrum für sie im Kreml eingerichtet worden war, wurde die Schadensbegrenzung der üblichen Art immer schwieriger und komplizierter...
    »Alles, was ich Ihnen sagen kann«, erklärte er schließlich, »ist, daß an der Sache ein sowjetischer Hubschrauber und einer unserer Militärstützpunkte in Nicaragua beteiligt sind. Mehr möchte ich nicht sagen, bis der Generalsekretär da ist.«
    »Nun hören Sie mal zu, Kalinin«, sagte Mischelewka ungeduldig, »so können Sie uns nicht abspeisen. Ich habe schon Anfragen von mehreren Regierungen vorliegen - einschließlich natürlich der USA. Wir können uns nicht gut totstellen, so geht das heute nicht mehr -«
    »Sie können Erklärungen abgeben, wenn der Generalsekretär entscheidet, daß Sie es tun sollen. Ich aber werde keinerlei Informationen erteilen, solange nicht eindeutig klargestellt und beschlossen ist, mit welchem Grad der Geheimhaltung diese Angelegenheit belegt wird.«
    »Wir müssen Erklärungen abgeben.«
    »Wir müssen gar nichts, verstehen Sie?«
    »Was ist los mit Ihnen?« fragte Mischelewka. »Was geht da vor? Ist das ein Spezialunternehmen des KGB in Mittelamerika, oder was?«
    »Ich ersuche Sie, nicht irgendwelche Meinungsäußerungen darüber von sich zu geben«, herrschte Kalinin ihn an. »Sie sagen einfach nichts.« Kalinin stand auf und marschierte hinaus.
    Arlington, Virginia
Donnerstag, 18. Juni,
19.05 Uhr EDT
    Der Barrel Factory Raquet Club war einst genau, was sein Name besagte: ein Lagerhaus und eine alte Fabrik, die in den Tagen vor der Prohibition Bier- und Weinfässer und Korbflaschen herstellte. Sie war einer der schlimmsten Schandflecke ganz Washingtons gewesen, bis auf dem Gelände ein eleganter Tennis-, Raquetball- und Gesundheits-Club errichtet worden war. Trotzdem wurde die Gegend ihren Slum-Ruf nicht los, und der Club hatte große Mühe, Mitglieder zu finden.
    Für die Nationale Sicherheitsberaterin Deborah O'Day war er indessen aus mehreren Gründen geradezu ideal. Die Beiträge waren niedrig, es war leicht, einen Platz zu bekommen – ganz besonders Wochentags nach sieben Uhr abends -, und die übliche Hauptstadtschickeria kam auch nicht hierher. Hier mußte sie sich nicht wie eine Beamtin des Weißen Hauses benehmen, sondern sie konnte sich als ganz normaler Mensch bewegen und wurde auch von niemandem weiter beachtet.
    Sie warf ein paar der weichen blauen Gummibälle auf den Platz und lief hinter ihnen her. Das Hin- und Herjoggen lockerte ihre Muskeln. Sie war recht zufrieden, wie gelenkig und beweglich sie mit ihren einundfünfzig Jahren immer noch war.
    Sie hatte ihr Aufwärmtraining beendet und begann den Ball herumzuschlagen, als sie ihren Partner klopfen hörte. Er war großgewachsen, dunkelhaarig und hatte einen alten grauen Trainingsanzug mit Flicken auf Ellbogen und Knien an, dazu allerdings nagelneue Reebok-Tennisschuhe, einen Augenschirm und ein altes

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