antares
zurückgeflogen. Aber bestimmt hatte er nicht die Absicht, lange dortzubleiben. Vielleicht tankte er lediglich auf, besorgte sich einen neuen Geleitschutz und flog sofort wieder los - gerade jetzt, wo die US-Verteidigung im Augenblick um glatte fünfzig Prozent dezimiert war, er also eine um so bessere Chance hatte.
Er ging in den Bordfunk. »Funker, hier Elliott. Machen Sie sofort eine abhörsichere Satellitenverbindung zu den Chefs der Vereinten Stäbe. Holen Sie auch die Air Force dazu, Staatssekretär Curtis persönlich; er wartet ohnehin auf Nachricht auf Transponder Kilo sieben. Legen Sie die Verbindung auf diesen Kanal, wenn möglich.«
»Ja, Sir. Kilo sieben ist in Betrieb. Die Verbindung dürfte in ein paar Minuten stehen.«
Maraklow kreiste fünftausend Fuß über der sumpfigen Nordostküste Nicaraguas und sah zu, wie die Besatzung der Iljuschin-76 einer nach dem anderen ausstieg. Sie hatten festgestellt, daß sie angesichts des Zustandes ihres AWACS-Transporters nicht einmal mehr eine Notlandung riskieren konnten und sich daher entschlossen, sie aufzugeben und abstürzen zu lassen. Hier in den moskitoverseuchten menschenleeren Sümpfen war der geeignetste Ort dafür. Der Pilot hatte einen weiten Kurvenkurs programmiert, der es auch ihm selbst ermöglichte, noch bis zur hinteren Frachttür zu laufen und hinauszuspringen.
Maraklow maß und registrierte elektronisch, wo sie alle im Sumpf landeten, und wartete noch, bis das riesige Flugzeug, das nach wie vor eine Rauchwolke hinter sich herzog, seine Linkskurve vollendete, sich dann nach unten neigte und etwa eine halbe Meile vor der Küste ins Meer fiel.
»Hallo Kontrolle, hier Sawtra«, meldete er, während er auch die Absturzstelle des Flugzeugs noch elektronisch aufzeichnete und vermaß. »Iljuschin abgestürzt und im Meer versunken, Absturzdaten für etwaige Marinebergungsaktion folgen. Sofortige Landeerlaubnis erbeten.«
»Genehmigt, Sawtra«, kam die Antwort, nach einem kleinen Zögern mit dem Zusatz: »Jede Menge Platz hier.«
Aber der Unterton dieser Bemerkung war bitter und unterstrich nur, daß Maraklows Situation immer unangenehmer wurde. Sebaco war jetzt schutzlos. Alle vier hier stationierten MiG-Jäger waren verloren. Die einzigen überhaupt noch verfügbaren Flugzeuge waren nun die von der nicaraguanischen Luftwaffe in Managua ausgeborgten MiG-23-Jäger und allenfalls noch einige ihrer Jagdbomber Suhoi 24, die man höchstens gegen Marineangriffe auf Sebaco einsetzen konnte. Doch für diese zwanzig bis dreißig Jahre alten Maschinen gab es in Sebaco nicht einmal russische Piloten. Man mußte also auf die schlecht ausgebildeten Nicaraguaner oder Kubaner zurückgreifen, bis es möglich war, russische Piloten einzufliegen.
Beim Anflug auf Sebaco sah er die paar Flakgeschütze am Ende der Rollbahn. Sie hatten inzwischen Sandsäcke und Schutz-Panzerplatten um sie herum aufgebaut. Kam es zum Kampf, waren auch diese Dinger letztlich wertlos.
Der gute Tretjak und seine Leute hatten überhaupt kein Konzept, geschweige eine Ahnung, was ihnen wirklich bevorstehen konnte.
Dies jedoch war für ihn, Maraklow, noch lange kein Grund, das Ende des Dream Star zu riskieren.
Siebtes Kapitel
Brooks Medical Center, San Antonio, Texas
Samstag, 20. Juni,
17.30 Uhr CDT (18.30 Uhr EDT)
McLanahan erwachte aus unruhigem Schlaf, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. »Colonel McLanahan? Colonel?«
Es war Wendys Arzt. Er sah müde aus. McLanahans Herzschlag begann zu rasen. Er sprang auf. Eine Krankenschwester war dabei, eine Plastikkanüle aus Wendys Hals zu entfernen, Krankenträger mit einem Bahrenwagen waren da. »Wendy...?«
Der Arzt hob sofort die Hände. »Ruhig, Colonel. Alles ist in Ordnung. Jedenfalls vorläufig.« Er blickte auf ein Blatt, das er mitgebracht hatte. »Die Rißschäden in ihrer Lunge sind schwer.
Wir werden um eine Lungenresektion kaum herumkommen.
Und noch länger damit warten können wir eigentlich nicht.«
Wendy wurde auf dem Transportbett davongefahren. Man hatte sie an ein tragbares Atemgerät angeschlossen.
»Wie lange wird es dauern?«
»Ein paar Stunden. Ich schlage vor, Sie fahren heim und ruhen sich aus. Vor dem Morgen wissen wir ohnehin nichts.«
»Rufen Sie mich an, falls irgend etwas ist.«
»Selbstverständlich.« Der Doktor ging hinter dem Wagen mit Wendy und den Technikern der Intensivstation her.
McLanahan hatte nun zwei erschöpfende Tage an Wendys Krankenbett gewacht und darauf gewartet, daß sie zu
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