antares

Jahren waren einige hundert Lungentransplantationen durchgeführt worden, und nicht mehr als eine Handvoll der Empfänger lebten noch.
    »Sie kommt schon wieder in Ordnung«, sagte J.C.
    McLanahan antwortete nicht.
    Sie erreichten die Küste von Honduras. Die kleine Stadt La Cieba kam in Sicht.
    »Meinen Sie, daß wir James hier oben zu sehen kriegen?«
    fragte J.C.
    »Maraklow, meinen Sie.«
    »Kann mir nicht helfen, für mich ist er nach wie vor Ken James.«
    »Egal wie er heißt, er ist ein Mörder. Ich schieße ihn ohne Hemmungen weg.«
    Elliotts Plan zufolge sollten sie direkt gegen den Dream Star anfliegen, mit Langstreckenraketen zuerst, dann mit Mittelstreckenraketen oder auch auf kurze Entfernung mit direktem Bordkanonenbeschuß.
    »Sieht so aus«, sagte J.C., »als sei Ken... Maraklow noch immer voll drauf. Die Knaben von der Air National Guard hat er nach Strich und Faden fertiggemacht. Den einen täuscht er mit einem Raketenschuß, folgt ihm mit Horizontalanstieg und schnappt ihn sich dann, als der auf ihn runterstoßen will. Den anderen holt er sich -«
    »Ich will nicht über ihn reden.«
    Was eigentlich nicht stimmte. In Wirklichkeit war McLanahan nach wie vor fasziniert von diesem Mann. Nicht nur wegen dieser objektiv gesehen ziemlich tollen Spionageleistung über all die Jahre, sondern auch von seiner Person selbst. Der Mann war Russe, ein sowjetischer Agent, mußte also jeden einzelnen Tag besorgt gewesen sein, daß man ihn enttarnte! Und er hatte es trotzdem geschafft, in das allergeheimste Forschungslabor des Landes zu kommen - und nicht nur das: Er war auch noch der einzige und Top-Pilot des weitestentwickelten Flugzeugs aller Zeiten und der Welt geworden, »Er ging in den ANTARES-Computer rein, als wäre er für ihn persönlich gemacht worden«, sagte J.C., als habe er eben genau das gleiche gedacht wie McLanahan. »Andererseits auch logisch. Wenn er ein Russenmaulwurf ist, dann mußte er auch vollkommen vergessen, daß er ein Russe war, und sich vollständig in einen Amerikaner verwandeln. Anders wäre es gar nicht gegangen. Also besitzt er die Fähigkeit, sich in eine Sache total reinzudenken - Voraussetzung für ANTARES, nicht?«
    »Und wie soll man so einen Burschen erfolgreich bekämpfen?« fragte McLanahan. »Ich habe nun wirklich eine Menge hochgezüchtete Jäger geflogen, aber jeder verlangt vollste Konzentration allein fürs einfache Gradeausfliegen. Wie kann da so ein Schizo-Typ einen Dream Star problemlos fliegen?«
    »Übung hilft viel«, sagte J.C. »Maraklow hat im Dream Star Hunderte von Stunden gesessen. Und außerdem, da beißt die Maus keinen Faden ab - der Mann ist gut. Der ist auch ohne Dream Star ein Top-Pilot. Ich bin kein Psychologe, also kann ich nicht viel über seinen mentalen Zustand sagen. Aber ich meine, dafür, ob man normal oder sogar überdurchschnittlich funktioniert, spielt es keine Rolle, ob man ein Schizo ist oder nicht. Letztlich entscheidend ist doch ANTARES, oder? Wenn Sie einen ständig funktionierenden Hochgeschwindigkeitscomputer zur Verfügung haben, der Ihnen in jeder Sekunde genau sagt, was zu tun ist, können Sie alles fliegen. Unser Problem, meins und Ihres, ist lediglich, daß wir den Kontakt zu ANTARES nicht schaffen. Maraklow kann mittlerweile kaum noch ohne ANTARES existieren. Er fühlt sich nur noch wohl, wenn er an der Maschine hängt. Wahrscheinlich ist er ohne ANTARES gefährlicher. Er ist ANTARES ausgeliefert.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, ganz egal, wie weit wir mittlerweile mit dem ganzen Zeug gekommen sind, integrierte Hochgeschwindigkeits-Schaltkreise, mikrominiaturisierte Computer, neuronische Interfaces und was noch alles, letztlich ist die Informationsmenge, die man in ein Flugzeug packen kann, auch nicht unbegrenzt. Wir nennen ANTARES künstliche Intelligenz, und in gewisser Weise stimmt das ja auch, aber die kritische Differenz zwischen meinem Gehirn und dem ANTARES-Computer ist doch, daß ANTARES nicht lernfähig ist. Und erst die Lernfähigkeit schafft den unbegrenzten Pool von Info, auf den man sich im Kampf verlassen kann. Der Dream Star ist mit einer Riesenmenge Info vollgepackt, aber eben nicht mit einer unbegrenzten. Und der springende Punkt ist, daß wir dieses Limit kennen.
    James - Maraklow - könnte seine eigene Erfahrung und seine Ausbildung mitverwerten, um den Informationspool noch zu vergrößern. Aber das tut er nicht, wie wir schon mehrfach erlebt haben. Er verlaßt sich blind auf ANTARES, wenn es wichtige