antares
in der Haut ein, aber der sofort wirksam werdende Kurzschluß-Stromschlag legte das Nervensystem so rasch lahm, daß das Opfer keine Möglichkeit mehr hatte, ihn herauszuziehen. Eine höchst wirksame Waffe, geräuschlos, hocheffektiv und dabei nicht tödlich. Letzteres ließ Maraklow hoffen. Sie wollten ihn lebend, nicht tot.
Er wandte sich an den Mann auf der Couch, Henry Kramer.
Kramer war um die Fünfzig, klein und untersetzt, ohne dick zu sein, mit schütterem Haar und großen runden Augen. Er trug einen dunklen, schlechtsitzenden Anzug mit schmaler, dunkler Krawatte und sah aus wie die Karikatur seiner selbst - nämlich wie die eines sowjetischen KGB-Agenten. Er war weitaus ernsthafter und gefährlicher, als er aussah.
»Was machen Sie hier, Kramer?« Maraklow versuchte seine Ungehaltenheit zu bezähmen. Er musterte auch den anderen, weitaus jüngeren Mann mit dem Taser. »Stecken Sie das gefälligst weg.«
Moffitt, der jüngere der beiden, ließ den Taser tatsächlich sinken, steckte ihn allerdings nicht weg. »Wir haben uns Sorgen Ihretwegen gemacht, Captain James. Und Sie hätten auch besser Ihre Tür erst verschlossen, ehe Sie begannen, Ihre Wohnung zu durchsuchen. Es ist uns gelungen, unbemerkt hereinzuschlüpfen, und wir wissen jetzt sogar auch, wo Sie Ihren Safe haben.
Sie scheinen ein wenig nachlässig zu werden...«
Maraklow mußte sich zwingen, ruhig zu antworten. Er verschloß Tür und Jalousien und stellte die Bücher wieder zurück auf das Regal. »Also, was wollen Sie tatsächlich bei mir?«
»Captain«, sagte Kramer, »man ist unzufrieden. Ihr einstiger Informationsstrom ist zu einem Rinnsal verkümmert.«
»Die Gründe dafür habe ich Ihnen in meinem letzten Bericht mitgeteilt. Vielleicht haben Sie noch keine Zeit gefunden, ihn zu lesen? Die Sicherheitsvorkehrungen bei HAWC sind derzeit so streng und intensiv wie nie zuvor. Major Briggs hat alle nur denkbaren Generalvollmachten erhalten, jedes Sicherheitsleck zu stopfen, und die Bundesrichter in Las Vegas haben ihm ihre volle Unterstützung zugesagt. Das bedeutet, daß nicht nur laufend schärfste militärische Kontrollen in Traumland und Nellis durchgeführt werden, sondern auch ganz legale Durchsuchungen privater, nichtmilitärischer Wohnungen. Sie könnten wahrscheinlich sogar - vermutlich läuft das längst - die Telefone anzapfen, überraschende unangemeldete Durchsuchungen durchführen und jederzeit Verhaftungen vornehmen. Ich hatte schon geglaubt, Briggs hier drinnen vorzufinden.«
»Wir haben Verbindungen zum Bundesgericht«, sagte Kramer. »Falls es eine Kooperation zwischen Militär- und Bundesgerichten gegeben haben sollte, würde dem ein anonymer Tip an die Zeitungen von Las Vegas sicherlich sehr rasch ein Ende bereiten. Berichte über ausgedehnte und von den Zivilbehörden autorisierte militärische Schnüffeleien in Privatwohnungen würden die Öffentlichkeit hier, die doch in diesen Dingen so überempfindlich ist, sofort rebellisch machen. Und ganz besonders die Presse.« Er musterte Maraklow. »Sie behaupten also, die verschärften Sicherheitsmaßnahmen seien der Grund dafür, daß Sie seit drei Wochen nicht ein einziges Foto des Jägers XF-34 A oder von Teilen davon geliefert haben?«
»Ich war die ganze Zeit nicht einen Augenblick allein an dem Flugzeug oder mit seinen technischen Daten. Die einzige Gelegenheit überhaupt war vor einer Woche, als ich die Planzeichnungen einsehen konnte und eine Veränderung entdeckte, die ich nicht verstanden habe... einen Hundezahn...«
»Einen was?«
»Eine minimale Veränderung; eine besondere Zusatzvorrichtung, die zwei völlig verschiedene Tragflächenstrukturen auf einer einzigen Oberfläche bewirkt. Auf einer je nach Einsatz veränderbaren Tragfläche wie die des Dream Star kann der sogenannte Hundezahn die Variabilität um bis zu zwanzig Prozent erhöhen.«
»Das ist in der Tat bemerkenswert«, sagte Moffitt. »Und warum haben Sie das nicht gemeldet? Und wenn Sie allein waren, warum haben Sie die Zeichnung nicht fotografiert?«
James wandte sich ihm zu. »Weil ich glaube, daß es eine Finte ist oder sein könnte. Eine Falle. Ein Trick. Könnte sein, daß ich auf die Probe gestellt werden sollte. Ich sollte den Hundezahn sehen. Und dann brauchten sie nur noch darauf warten, bis ein Satellitenfoto ihnen einen russischen Jäger in Ramenskoje zeigt, der ihn auch hat. Oder daß davon in einer angeblich sicheren Telefonbotschaft nach Moskau die Rede ist. Dieser Hundezahn sieht
Weitere Kostenlose Bücher