Anthologie - Das Ginsterbett
Das Kind in ihrem Leib. Die Zusammengehörigkeit. Nach einigen Jahren sieht man einander ja nicht mehr. Das Gesicht im Spiegel. Du siehst müde aus. Worüber lachst du? Bist du traurig? Bist du glücklich? Hast du viel zu tun gehabt? Weshalb bist du so sauer? Hast du mich gern? Wir haben es gut zusammen. Im Sommer. Im Herbst. Nächstes Jahr.
Die Zeit verging. Nun waren wir fünf Jahre verheiratet. Sechs Jahre. Neun Jahre. Cecilia wird neun im Oktober. Soll ich dir etwas anvertrauen? Im Mai voriges Jahr war mir Olle untreu. Es kam einfach so. Du darfst es niemand sagen.
Im Mai habe ich Geburtstag. Am fünften. Das ist die Zeit in der Olle viel zu tun hat. Er kommt abends spät nach Hause. Das macht nichts. Es geht uns gut. Er ist riesig lieb. Es ist der Abend vor meinem Geburtstag und ich schlafe, wenn er heimkommt. Er weckt mich. Er kriecht ins Bett zu mir. Er ist nackt, und er küßt mich auf den Mund, den Hals, die Brust. Seine Zunge ist naß und schleckt meine Lippen, gleitet in meinen Mund hinein. Er beißt mich in den Hals, er beißt mich in die Brust, er fingert an meinem Schoß. Die Finger liebkosen mich, gleiten in mich hinein und ich halte seinen steifen, behaarten Penis in meiner Hand. Es ist ein schöner Traum, und ich bitte ihn, mich zu nehmen, ich will, daß er mir ein Kind machen soll. Ich hebe mich zu ihm hinauf, und er dringt in mich hinein wie ein heißer Strahl von Brunst. Er streichelt mich die ganze Zeit, und ich komme in einen wunderbaren, kitzelnden, strömenden Krampf hinein und presse mich immer mehr zu ihm hinauf. Sein heißer, spritzender Samen in mich. Er nimmt mich. Daß es so schön sein kann! Dann schläft er bei mir, und der Traum ist voll von Liebe.
Jemand rief an. Sie wollte nicht ihren Namen sagen. »Ich finde, Sie sollten es wissen.« Man hatte sie gesehen. Es ist eine kleine Stadt, und alle wissen es.
Olle sagte, wie es war. Er bat mich um Verzeihung. Sie war Stellvertreterin, nur einundzwanzig-zweiundzwanzig.
Ein Mädchen wie alle andern. Sie waren in ihrem Auto hinausgefahren. Bloß einige Male. Einige Abende. Hat man keinen Mann, so leiht man sich einen.
Er war bei ihr gewesen, als er zu mir kam. Ich wurde nicht schwanger. Wir haben es durchgestanden. Es ist hinuntergesunken. Manchmal, wenn er bei mir liegt, will ich, daß er mir über sie erzählen soll, wie es bei ihr war. Was er gefühlt hat. Was er mit ihr gemacht hat.
Marianne sprach über ihre Arbeit.
»Die Koffer sind im Bahnhofshotel. Ich bleibe nur über Nacht. Montag ist wieder Arbeitstag. Ich fühle mich faktisch dabei wohl. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, von der Stadt wegzuziehen, aber es wird nichts daraus. Du verstehst. Man hat ja jedenfalls seine Wurzeln dort. Und Mama ist jetzt so allein. Es ist schwer, sich zu denken, an irgendeinem andern Platz von vorn zu beginnen.«
Olle war heimgekommen. Sie saßen in der Eßecke, und es war dämmerig geworden. Der Wein war säuerlich und gut. Marianne lachte und redete. Olle lächelte sie an. Sie war eifrig, legte ihre Hand auf seine, als er ihre Zigarette anzündete. Er füllte die Gläser wieder.
Sie hatten sich in den Wohnraum gesetzt, und das Radio spielte leise. Olle lächelte leicht und sah Eva an.
»Wir leben ein ruhiges Leben. Hier geschieht nicht viel. Wir fühlen uns einfach wohl.«
Sie sprachen. Eva lachte. Der Wein war warm und lebend in ihr. Olles Arm auf der Rücklehne hinter Mariannes Schultern. Sein Bein neben dem ihren. Seine Hand auf ihrem Schenkel. Er sah sie an. Ihre Brust war prall und füllig unter dem weißen Jumper, der Rock war hinaufgeglitten und zeigte das weiche Fleisch der runden Schenkel unter den dünnen, glatten Strümpfen. Eva stand auf.
»Ich koche Kaffee. Bleibt sitzen und plaudert.«
Sie fühlte, daß sie ihr mit den Blicken folgten. Ihr Körper war leicht und beschwingt, als sie hinausging, aber die Lippen waren trocken und heiß wie im Fieber.
Es war dunkel in der Küche, aber sie zündete die Lampe nicht an. Die Bäume im Park waren schwarz, und der Himmel schimmerte schwach blau durch die Maschen der hohen Absperrung beim Fußballplatz. Es stand jemand draußen unterhalb des Fensters.
Sie beugte sich zur Scheibe vor, und ihr Atem bildete ein blaues Oval von Dunst auf dem Glas. Es war ein Junge. Er hielt etwas in der Hand.
Sie schob die Tür zum Wohnraum zu und ging hinaus zur Treppe. Der Abend war noch lau und der Kies am Weg vor dem Haus leuchtete schwach im Dunkel. Sie erkannte den Jungen. Das gleiche
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