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Anthologie - Das Lotterbett

Anthologie - Das Lotterbett

Titel: Anthologie - Das Lotterbett Kostenlos Bücher Online Lesen
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Entdeckung war wie ein Schock für sie. Vor ihr saß ein erblühtes weibliches Wesen, das den größten Genuß ihres Geschlechts bereits erprobt hatte.
    Nun, soweit sie es vermochte, würde sie ihre Tochter vor weiteren Verlockungen ihres eigenen Körpers bewahren!
    Drei Wochen später lehnte Ann-Sofi am Abteilfenster und winkte Vater und Mutter Adieu zu, während der Zug langsam aus der Station rollte. Da standen sie, lachend und fröhlich, als sei nichts geschehen, warfen ihr Kußhände zu und gaben sich den Anschein, als stünde alles zum Allerbesten. Wie konnten sie nur so heucheln…!
    Zwei Wochen lang hatte die Mutter das Zimmer mit Ann-Sofi geteilt. Sie hatte neben ihr auf dem schmalen Mädchensofa gelegen, das sowohl hart wie unbequem war, nur um darüber zu wachen, daß sie nicht wieder ihrem »Laster« verfiel. Ann-Sofi war darüber betrübt und enttäuscht. Sie hatte nicht vermutet, daß die Engstirnigkeit ihrer Mutter so weit ging. Onanie war doch etwas ganz Natürliches, das hatte sie oft in den Fragespalten der Zeitungen gelesen, die sich mit sexueller Aufklärung beschäftigten. Schließlich hatte sie ja auch nie unangenehme Folgen verspürt.
    Sie zog sich in ihr Abteil zurück und schlug eine Zeitung auf. Wie würde die Pension sein, in die man sie steckte? Die Mutter hatte erklärt, daß sie über eine Anzeige Verbindung mit dem Haus aufgenommen habe. Es besaß die allerbesten Referenzen, die Töchter ihrer besten Freundinnen hatten dort gewohnt und es über alle Maßen gepriesen. Ann-Sofi kannte diese Mädchen nur flüchtig, eines von ihnen war verlobt, das andere bereits verheiratet. Sie waren in ihrer Jugend alle in dieser Pension gewesen, und nicht nur einen, sondern drei und vier Sommer lang.
    Sicher war es ein trostloser, trübsinniger Ort. Es gebe dort viele Menschen aller Altersstufen, hatte die Mutter zufrieden erklärt. Natürlich würde es von alten Ziegen wimmeln, die nichts anderes zu tun hatten, als auf die jungen Gäste aufzupassen und sie zu bespitzeln, um den geringsten Verdacht über eine unmoralische Lebensweise sofort der Pensionsinhaberin zu melden, die natürlich mit den Eltern in Verbindung stand, und nichts konnte geschehen, was diese nicht sofort erfahren würden… Das waren feine Aussichten.
    Sie seufzte und starrte melancholisch zum Fenster hinaus. Da fühlte sie, wie sich ein Fuß an ihren eigenen preßte und blickte verwundert auf den Platz ihr gegenüber. Dort saß ein Herr, dem sie nur einen flüchtigen Blick zugeworfen hatte, als sie ins Abteil trat. Er war um die Fünfzig, kräftig und braungebrannt und lächelte ihr jetzt mit freundlichen Augen zu.
    Sie erwartete eine formelle Entschuldigung für die, wie sie vermutete, versehentliche Berührung mit dem Fuß, aber es kam keine. Er fuhr nur fort zu lächeln, und sein Fuß blieb neben dem ihren.
    Ann-Sofi hatte bisher nur Annäherungsversuche Gleichaltriger erfahren. Ein neugieriger Glanz schimmerte in ihren Augen, und auch sie ließ ihren Fuß auf derselben Stelle.
    Da streckte er das Bein so vor, daß es zwischen ihre Beine kam, und ließ es langsam an ihren Waden hochgleiten.
    Dieses unerwartete und herausfordernde Streicheln trieb ein glühendes Rot auf ihre Wangen und erzeugte an der gewissen Stelle, wo die Schenkel oben zusammentrafen, ein warmes, sehnsüchtiges Gefühl. Ein richtiger Mann…! Jemand, mit dem man auf aufregende Weise etwas Schönes erleben konnte…
    Vielleicht war diese Reise doch nicht so dumm. Wenn sie klug war, konnte sie möglicherweise Nutzen aus ihrer plötzlichen Freiheit ziehen…
    »Eine Zigarette?« fragte der Mann und reichte ihr sein Etui. Das Abteil war leer, sie waren allein, und Ann-Sofi nahm sein Angebot an. Es waren gute Zigaretten, und genießerisch sog sie das Aroma ein.
    Da betrat noch eine Reisende das Abteil. Es war eine ältere Dame, die sich mit viel Fauchen und Stöhnen neben Ann-Sofi plazierte und sie sofort eingehend zu mustern begann.
    Der Mann ihr gegenüber blinzelte ihr mit einem Auge unmerklich zu und sagte, als gehöre er zu ihr:
    »Wollen wir nicht auf den Gang gehen und uns ein bißchen bewegen, Liebling?«
    Ann-Sofi war nahe daran herauszuprusten, aber sie unterdrückte ihr Lachen, versuchte, gute Miene zu diesem frechen Spiel zu machen und erhob sich bereitwillig.
    Der Mann schloß die Tür geräuschvoll hinter sich, und die alte Dame blickte mißmutig auf die zurückgebliebenen Zeitungen und das Gepäck, konnte aber nichts daraus schließen und machte ein

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