Anthrax
militärisches Ziel – im Gegensatz zum Jacob Javits Federal Building.«
»Außerdem ärgert mich, wie er damit herumprahlt, daß sein Anschlag angeblich viel mehr Opfer verursacht als unserer. Das kaufe ich ihm nicht ab! Die Hochleistungs-Klimaanlage in dem Bundesverwaltungsgebäude bläst doch alles nach draußen! Wir werden nicht nur das gesamte Gebäude auslöschen, die Anthraxbakterien werden sich auch im ganzen Stadtbezirk ausbreiten.«
»Das stimmt absolut«, pflichtete Curt ihm bei. »Der Wind bläst das Zeug in Richtung Osten, direkt auf die Gerichtsgebäude zu. Perfekter geht’s doch gar nicht, oder?«
»Da kann ich dir nur zustimmen«, versicherte Steve. »Sobald wir unseren Jungs den Befehl erteilen, ist Yuri ein toter Mann«, fügte Curt hinzu. »Das weißt du so gut wie ich. Ende der Geschichte.« Steve nickte, und sie gingen weiter.
»In seiner Wohnung brennt gar kein Licht«, stellte Curt fest, als sie die Tür erreichten. Die auf dem linken Türpfosten angebrachte Außenlampe blendete ihn so sehr, daß er blinzeln mußte. »Wehe, er ist nicht zu Hause!« Er zog die Fliegentür auf und klopfte laut gegen die Innentür. Fast im gleichen Augenblick wurde sie aufgerissen. Yuri starrte ihnen aus der Dunkelheit entgegen. »Gott sei Dank«, seufzte er erleichtert auf. »Kommt rein!« Curt und Steve gingen an Yuri vorbei. Das grelle Außenlicht hatte sie so geblendet, daß sie im düsteren Inneren des Hauses zunächst kaum etwas sehen konnten. »Warum zum Teufel sitzt du hier in der Stockfinsternis?« fragte Curt.
»Tut mir leid«, entgegnete Yuri und knipste schnell die Lampe neben dem Sofa an. »Ich hatte Angst, daß Connies Bruder womöglich vor euch hier aufkreuzt. Deshalb wollte ich es so aussehen lassen, als wäre ich nicht zu Hause.«
»So ist es besser«, lobte Curt, als er wieder sehen konnte. »Wollt ihr Wodka mit Eis?« fragte Yuri. »Ich nicht«, erwiderte Curt. »Ich auch nicht«, echote Steve. »Habt ihr die Knarre dabei?« wollte Yuri wissen. »Klar«, erwiderte Curt und hielt die Tasche hoch. »Aber zuerst müssen wir reden.«
»Okay«, sagte Yuri. »Habt ihr etwas dagegen, wenn ich mir einen Wodka genehmige?«
»Wieso sollten wir?« entgegnete Curt.
Während Yuri in die Küche ging, nahmen Curt und Steve Platz. Curt ließ sich auf dem Sofa nieder, Steve setzte sich auf einen der beiden Stühle. Yuri blieb nur der Stuhl in der Mitte zwischen ihnen.
»Ist es nicht unglaublich, was im Keller dieser Schrotthütte gedeiht?« flüsterte Curt. »Wenn ich nur daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut.«
»Kann ich verstehen«, flüsterte Steve zurück. »Jesus wurde auch in einem Stall geboren. In niederem Milieu können die erstaunlichsten Dinge entstehen. Diese Biowaffe verändert wahrscheinlich die Welt.«
»Wollen wir uns vorerst damit zufriedengeben, wenn sie unser Land rettet«, bemerkte Curt.
Yuri kehrte mit einem Glas in der Hand zurück und setzte sich auf den freien Stuhl.
»Worüber wollt ihr mit mir reden?« fragte er und nahm einen genußvollen Schluck. Auch wenn ihm in letzter Zeit Zweifel gekommen waren, ob die beiden seine Freunde waren, war er im Augenblick froh und erleichtert über ihr Erscheinen. »In Anbetracht all der plötzlich aufgetretenen Probleme haben wir beschlossen, die Operation zu beschleunigen«, erläuterte Curt. »Wir machen uns Sorgen um die Sicherheit, das haben wir dir ja gestern abend schon klarzumachen versucht. Wir haben heute den ganzen Tag hin und her diskutiert und den Entschluß gefaßt, die Operation am Freitag durchzuführen. Das heißt, wir brauchen unseren Anthrax-Anteil Donnerstag abend. In genau zwei Tagen also.«
»Wie bitte?« entgegnete Yuri sichtlich geschockt. »Das kommt aber ziemlich plötzlich.« Ursprünglich hatten sie geplant, erst einmal abzuwarten, bis er ausreichend Biokampfstoff produziert hatte, um dann gemeinsam den Tag der Freisetzung festzulegen.
»Mag sein«, entgegnete Curt. »Aber wir sind nun mal fest davon überzeugt, daß der Anschlag bald durchgeführt werden muß.«
»Das dürfte schwierig werden«, gab Yuri zu bedenken und sah nervös zwischen Curt und Steve hin und her. »Wir brauchen für jeden Anschlag mindestens vier oder fünf Pfund. Sonst erzielen wir keine optimale Wirkung.«
»Was heißt, du übergibst uns am Donnerstag abend mindestens vier Pfund, besser fünf«, ordnete Curt an. »Darüber gibt es keine Diskussion. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ich weiß nicht, was ich sagen
Weitere Kostenlose Bücher