Anthrax
Geschenk gründlich ins Visier. »Schön leicht«, stellte er fest, als er sie anhob.
»Ja«, stimmte Curt ihm zu. »Das ist eine Glock. Eine hervorragende Kanone. Die bevorzugte Handfeuerwaffe unserer Truppenmitglieder.«
»Muß ich irgendwas Besonderes über sie wissen?« fragte Yuri. Er löste den Magazinhalter, ließ die Trommel nach außen gleiten und zählte die Patronen. »Du zielst einfach auf deinen Schwager und drückst ab«, erklärte Curt. »Den Rest erledigt das Gerät.« Yuri lachte, legte seinen Finger um den Abzugsbügel und zielte auf seinen Kühlschrank. »Bang!« rief er und tat so, als hätte er mit dem Rückstoß zu kämpfen. Er freute sich wie ein kleiner Junge und zielte als nächstes auf den Beistelltisch. Curt und Steve entspannten sich und lehnten sich gemütlich zurück.
»Da ist noch etwas für dich in der Tasche«, sagte Curt. »Was denn?« fragte Yuri. Er hob die Tasche wieder auf und zog einen Zellophanbeutel hervor, in dem sich offenbar schwarze Haare befanden. Yuris Mundwinkel verzogen sich zu einem halbherzigen Lächeln. Er vermutete, daß es sich um eine Art Witz handelte. »Was ist das?«
»Ein Bart«, erklärte Curt. »Wir haben ihn auf dem Weg hierher in einem Kostümgeschäft entdeckt.«
»Und was soll ich damit?« Yuri war etwas ratlos. »Wir wollen dir klarmachen, daß du die Waffe nur im absoluten Notfall benutzen darfst«, stellte Curt klar. »Du ballerst nicht damit herum, kapiert? Halt dich von deinem Schwager fern, und zieh das Telefon aus der Steckdose! Sprich einfach nicht mit ihm! Wenn du das Haus verläßt, vergewissere dich, daß er nicht in der Nähe ist, und kleb dir diesen dämlichen Bart ins Gesicht! Wenn er bei dir aufkreuzt, läßt du ihn nicht rein und siehst zu, daß du ihn irgendwie los wirst! Falls du nämlich die Dummheit begehen solltest zu schießen, hast du sofort die Polizei am Hals. Und wenn die Polizei dir einen Besuch abstattet und in deinem Haus herumschnüffelt, geht die Operation Wolverine den Bach runter. Sollte das passieren, wären Steve und ich und die PAA gar nicht glücklich. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Keine Sorge«, versicherte Yuri mit einer abwinkenden Handbewegung. »Wenn ich schieße, dann nur, um meinen eigenen Kopf zu retten. Mit der Waffe fühle ich mich einfach sicherer.«
»Genau das hatte ich gehofft«, bemerkte Curt. »Operation Wolverine ist mir schließlich genauso wichtig wie euch«, versicherte Yuri, während er die Zellophantüte aufriß. »Sie platzen zu lassen wäre das letzte, was ich wollte.« Er holte den unechten Bart hervor und hielt ihn sich vors Gesicht. »Wie sehe ich aus?«
»Zum Totlachen!« Curt feixte.
Yuri lachte tatsächlich und legte die Zellophantüte und den Bart zurück in die Papiertasche.
Curt erhob sich, Steve und Yuri taten es ihm gleich. Curt reichte Yuri zum Abschied die Hand. Yuri schüttelte sie begeistert. »Um wieviel Uhr sollen wir am Donnerstag abend vorbeikommen?« fragte Curt.
»Wann ihr wollt«, erwiderte Yuri. »Sag mir eine Zeit, und ich halte den Stoff bereit.«
»Hervorragend«, freute sich Curt. »Wir kommen nach Einbruch der Dunkelheit. Ich bringe eine Werkzeugtasche der Feuerwehr mit. Sie ist ungefähr fünfzig Zentimeter lang, fünfundzwanzig breit und fünfundzwanzig hoch. Reicht das, um die Plastikpakete darin zu verstauen?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte Yuri. »Du mußt dich aber unbedingt vorher vergewissern, ob die Tasche innen keine scharfen Ecken und Kanten hat. Ich wickle die Pakete vorsichtshalber am besten in ein Handtuch ein.«
»Klingt gut«, stellte Curt fest und salutierte halbherzig. Yuri erwiderte die Geste zurückhaltend.
Curt ging zur Tür, Steve folgte ihm. Draußen hörten sie, wie Yuri die Tür hinter ihnen verriegelte. Sie gingen zu ihrem Wagen und stiegen ein.
»Wie war dein Eindruck?« fragte Curt und ließ den Motor an. »Ganz gut«, meinte Steve. »Zuerst hatte ich meine Zweifel, weil er so nervös wirkte. Ich dachte schon, er würde uns Ärger machen und versuchen uns zu überreden, nur den Anschlag im Central Park durchzuziehen und das Verwaltungsgebäude sausenzulassen.«
»Ging mir genauso«, gestand Curt. »Aber dann muß er plötzlich klargesehen und kapiert haben, daß wir Operation Wolverine so schnell wie möglich durchziehen müssen bevor noch irgend etwas schiefgeht. Gut, daß wir rausgefahren sind und ihn unter Druck gesetzt haben! Wahrscheinlich hätten wir das schon vor einer Woche tun sollen. Aber egal.
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