Anthrax
sprang auf. »Daß Warren unten wartet, hättest du mir auch gleich sagen können.« Sie lief zurück ins Schlafzimmer. »Ich habe doch gesagt, daß er mich hergebracht hat«, rief Jack ihr nach und bückte sich, um den Kater weiterzukraulen. »Wer ist denn Spit?« rief Laurie. »Oder sollte ich das lieber nicht fragen?«
»Einer von meinen Basketballkumpels«, erklärte Jack. »Er ist Warrens Protege und genießt sein grenzenloses Vertrauen.«
»Und wie ist er zu diesem widerlichen Spitznamen gekommen?«
»Den hat man ihm aufgrund einer seiner weniger ästhetischen Angewohnheiten verpaßt«, rief Jack zurück. »Er spuckt hin und wieder kräftig aus.«
Schließlich war Laurie fertig. Sie bestiegen den Fahrstuhl, fuhren hinunter ins Erdgeschoß und verließen das Gebäude. Warren und Spit warteten direkt vor der Eingangstür. Laurie und Warren begrüßten sich überschwenglich; sie hatten sich seit Monaten nicht gesehen.
»Du siehst gut aus, Frau«, stellte Warren fest und nahm Laurie von Kopf bis Fuß in Augenschein.
»Du siehst auch nicht schlecht aus, Mann«, entgegnete Laurie und betonte das Wort ›Mann‹.
Warren lachte und stellte ihr Spit vor. Jack hatte Spit noch nie verlegen gesehen; doch als er Laurie begrüßte, schien er wie verwandelt. Als Zeichen des Respekts drehte er sogar den Schirm seiner Baseballkappe nach vorn – eine weitere Geste, die Jack bei ihm zum ersten Mal beobachtete. »Wo ist dieses Restaurant denn nun?« fragte Warren. »Ich habe Hunger.«
»Fahren wir los!« schlug Laurie vor. »Ich zeige dir den Weg.« Sie kamen gut und ohne irgendwelche Zwischenfälle durch. Warren bestand darauf, daß Jack und Laurie bei ihm einstiegen und Spit ihnen in seinem eigenen Auto folgte. Sie besprachen zunächst kurz den Überfall, einigten sich dann aber schnell, daß es auch erfreulichere Themen zur Unterhaltung gab. Laurie interessierte sich vor allem dafür, wie es Natalie Adams, Warrens ›Shortie‹, ging, die sie ebenfalls seit Monaten nicht gesehen hatte; erfreulicherweise kamen Warren und Natalie gut miteinander klar.
Einen Parkplatz in Little Italy zu finden war nahezu unmöglich – außer für Warren. Er holte seinen bodenlosen Mülleimer hervor und parkte in der Nähe des Restaurants vor einem Hydranten. Spit stellte sich in zweiter Reihe davor; er wollte nicht mit essen gehen. Warren erklärte, sein Kumpel ziehe es vor, draußen ›herumzuhängen‹.
Sie betraten das Restaurant, und Jack war auf der Stelle begeistert. Er liebte nicht nur den verheißungsvollen Geruch der würzigen Speisen, sondern auch das kitschige Dekor: An den Wänden hingen schwarze Samtbilder von Venedig, die Ziergitter waren mit Weinreben und Trauben aus Plastik geschmückt, und auf den Tischen lagen rotweiß-karierte Tischdecken. Sogar die zu Kerzenhaltern umfunktionierten Chiantiflaschen gefielen ihm spontan. »Ich hoffe, ihr habt einen Tisch reserviert«, sagte Warren und ließ seinen Blick durch das überfüllte Restaurant schweifen, in das die Eigentümer etwa dreißig Tische gequetscht hatten. Sie schienen alle besetzt zu sein. »Lou hat mir versprochen anzurufen«, berichtete Laurie und hielt nach einem der gehetzten Kellner Ausschau. Sie wollte nach Maria, der Wirtin, fragen; doch bevor sie dazu kam, steuerte Maria bereits auf sie zu. Nachdem die Wirtin Laurie überschwenglich umarmt hatte, stellte Laurie ihre beiden Begleiter vor. Maria begrüßte Jack und Warren mit der gleichen Herzlichkeit. »Es ist wirklich zu schade, daß Lou heute abend nicht kann«, bedauerte Maria. »Er arbeitet zuviel, und nun auch noch auswärts. Die Bullen haben ihn nicht verdient.« Jack und Warren staunten nicht schlecht, als sich wie durch ein Wunder plötzlich ein freier Tisch vor ihnen auftat. Ein paar Minuten später hatten sie es sich gemütlich gemacht.
»Gefällt es euch?« wandte Laurie sich an Jack und Warren. Die beiden nickten.
Laurie rieb sich freudig die Hände. »Wollen wir Wein bestellen? Ich könnte jetzt ein Gläschen vertragen.« Der Abend wurde ein voller Erfolg. Das Essen war köstlich, und sie hatten sich jede Menge interessanter Dinge zu erzählen. Unter anderem schwelgten sie in Erinnerungen an ihren Trip nach Afrika, den sie zwei Jahre zuvor gemeinsam unternommen hatten. Eine ihrer aufregenden Geschichten erzählten sie sogar Maria, die ihnen für ein Weilchen Gesellschaft leistete.
Als sie soweit waren, Nachtisch und Kaffee zu bestellen, fragte Laurie Warren, ob es ihm etwas ausmache, wenn
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