Anthrax
knapp drei Zentimeter offen gestanden hatte, durchaus eine Leistung war. Er wandte sich wieder Lauries Tür zu und hörte ein leises Klicken. Laurie schob die Ideine Klappe vor ihrem Spion beiseite. Er winkte. Im nächsten Augenblick hörte er, wie sie ihre diversen Schlösser zu entriegeln begann.
Die unangenehme Auseinandersetzung mit Paul schien Lauries Laune nicht beeinträchtigt zu haben. Sie begrüßte Jack mit einer überschwenglichen Umarmung und verschwand im Schlafzimmer, um Uhr und Schmuck anzulegen. Tom-2 strich schnurrend um Jacks Beine, bis er sich bückte und den Kater streichelte.
»Ich hoffe, du hast dein Versprechen gehalten und bist mit dem Taxi gekommen«, rief Laurie ihm von nebenan zu. »Nein!« rief er zurück.
Keine Sekunde später lugte Laurie um die Ecke und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Dann hast du dein Versprechen gebrochen.«
»Warren hat mich in seinem Wagen gebracht«, gab Jack Auskunft. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich ihn eingeladen habe, uns zu begleiten.«
»Natürlich nicht«, entgegnete Laurie. »Kommt Natalie auch?«
»Nein, nur Warren«, sagte Jack. »Um ehrlich zu sein, hat er sich eher selbst eingeladen. Ich bin eben noch in eine recht mißliche Situation geraten. Direkt nachdem ich mit dir telefoniert habe.«
»Was ist denn passiert?« fragte Laurie und kam aus dem Schlafzimmer. Sie klang besorgt. Schließlich kannte sie Jack gut genug, um zu wissen, daß er wieder einmal untertrieb. »Ohne Warrens Hilfe wäre ich um ein Haar von der People’s Aryan Army massakriert worden«, gestand Jack. Laurie fiel die Kinnlade herunter. »Kannst du dich vielleicht mal ein bißchen deutlicher ausdrücken?« Jack faßte kurz zusammen, was sich am frühen Abend in seiner Wohnung abgespielt hatte. Als er ihr beschrieb, was für Waffen die militanten Skinheads dabei gehabt hatten und daß Warren genau im richtigen Moment aufgetaucht war, hielt sie vor Schreck die Hand vor den Mund. »Oh, mein Gott!« rief sie. »Aber warum, zum Teufel, waren diese Typen ausgerechnet hinter dir her? Schließlich habe ich doch Brad Cassidy obduziert – falls der Überfall irgend etwas damit zu tun haben sollte, und was soll es schon sonst für eine Verbindung zur People’s Aryan Army geben?«
»Ich glaube, der Überfall hatte nichts mit Brad Cassidy zu tun«, sinnierte Jack. »Schließlich habe ich mich gar nicht mit dem Fall beschäftigt. Ehrlich gesagt, konnte ich mir vorstellen, daß Paul Sutherland dahintersteckt.« Laurie wurde kreidebleich. Dann schnappte sie nach Luft und hielt sich erneut die Hand vor den Mund. »Wir wollen keine voreiligen Schlüsse ziehen!« mahnte Jack. »Für meine Vermutung gibt es bisher keinen Beweis. Aber mir ist spontan einfach keine andere Erklärung eingefallen. Im Grunde bin ich immer noch völlig ratlos, obwohl ich mir seit dem Zwischenfall das Hirn zermartere. Ich erzähle dir das Ganze nur, weil ich finde, daß du es unbedingt wissen solltest -auch wenn nur der Hauch einer Möglichkeit besteht, daß Paul hinter der Sache steckt.«
»Aber warum sollte er es auf dich abgesehen haben?« fragte Laurie.
Jack berichtete ihr von den drei bulgarischen Kalaschnikows, die Warren von den Männern konfisziert hatte, und erinnerte sie an die Drohung, die Paul am Nachmittag ausgesprochen hatte. Als er fertig war, zuckte er mit den Achseln. »Klingt nicht besonders stichhaltig, ich weiß. Aber erzählen wollte ich es dir trotzdem.«
Laurie ließ sich in ihren Artdeco-Sessel plumpsen und stützte den Kopf in die Hände.
»He!« versuchte Jack sie aufzumuntern und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Vergiß nicht, das sind alles nur Mutmaßungen.«
»Mag ja sein«, entgegnete Laurie. »Aber was du sagst, klingt ziemlich plausibel.« Sie schüttelte den Kopf. »Warum habe ich bloß so ein chaotisches Privatleben?«
»Trag’s mit Fassung!« riet Jack und klopfte ihr ein paar weitere Male beruhigend auf den Rücken. »Jedenfalls sollte uns dieser Zwischenfall keineswegs den Abend verderben. Komm! Gehen wir essen!«
»Hast du dazu denn noch Lust? Nach allem, was dir passiert ist?«
»Natürlich!« erwiderte Jack. »Komm! Wir sollten Warren und Spit nicht noch länger warten lassen.«
»Wo sind die beiden denn?«
»Unten im Auto«, informierte Jack sie. »Für den unwahrscheinlichen Fall, daß die People’s Aryan Army noch einmal zuschlagen sollte, hat Warren darauf bestanden, uns zu begleiten und auch noch Verstärkung mitzunehmen.« Laurie
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