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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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East Side lebte, denn das war der Stadtteil, den er vernichten würde.
    Plötzlich riß hinter ihm jemand die Tür seines Taxis auf und stieg ein. Yuri zuckte vor Schreck zusammen und drehte sich um.
    »Ich bin nicht frei«, stellte er klar. »Steigen Sie bitte wieder aus!«
    »Laut Ihrem Schild sind Sie frei«, entrüstete sich die Frau.
    Sie trug in der einen Hand eine Louis-Vuitton-Aktentasche und in der anderen ein ledernes Laptop-Köfferchen. Yuri knipste den Schalter für die Beleuchtung des Off-Duty-Schilds an. »Jetzt sehen Sie, daß ich nicht frei bin. Raus mit Ihnen!«
    »Das ist ja wohl nicht zu fassen!« schimpfte die Frau. Sie nahm ihre Taschen und verließ das Taxi. Zum Zeichen ihres Protestes ließ sie die Hintertür offenstehen. Dann trat sie auf die Straße, bedachte Yuri mit einem finsteren Blick und winkte ein anderes Taxi heran.
    Yuri streckte seinen Arm durch das Fahrerfenster und versetzte der offenstehenden Tür einen Stoß. Sie war sofort zu. Dann reihe er sich in den Verkehr ein und fuhr in Richtung downtown. Für den Augenblick war er nicht in der rechten Laune, sich mit weiteren hochnäsigen Geschäftsleuten abzugeben, und schon gar nicht mit jüdischen Bankern. Statt dessen gab er sich lieber seinen Racheplänen hin; doch dafür brauchte er einen Beweis, daß sein Mittel auch wirklich so tödlich war, wie er es sich erhoffte. Also mußte er sich Klarheit darüber verschaffen, was aus Jason Papparis geworden war. Das Büro der Corinthian Rug Company befand sich auf der Walker Street, südlich der Canal Street. Es lag im Erdgeschoß und verfugte über ein Schaufenster, in dem verblichene türkische Teppiche mit geographischen Mustern sowie ein paar Ziegenfelle ausgestellt waren. Yuri drosselte die Geschwindigkeit, als er sich dem Gebäude näherte. Die Tür war mit Goldbuchstaben beschriftet. Sie war verschlossen; aber wie Yuri wußte, hatte das nichts zu bedeuten. Als er die Firma ausgekundschaftet hatte, war er etliche Male die Walker Street entlanggefahren und hatte die Tür immer verschlossen vorgefunden.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite dirigierte er den Wagen rechts auf eine markierte Ladezone und parkte. Er hatte beschlossen zu warten, obwohl er nicht genau wußte, auf was er eigentlich wartete. Irgendwie mußte er herausfinden, in welchem Gesundheitszustand sich Jason Papparis befand. Yuri war sicher, daß der Mann den Brief vom ACME-Reinigungsservice spätestens am Freitag erhalten hatte.
    Das Warten war Balsam für Yuris Nerven, und wenn er an den nächsten Schritt in seinem großen Plan dachte, wurde er ganz aufgeregt! Er würde Curt Rogers berichten können, daß das Anthrax wirkte. Das wiederum würde bedeuten, daß er nur noch das Botulinustoxin testen mußte. Er hatte beschlossen, am Tag der Rache lieber gleich zwei Erreger einzusetzen anstatt nur einen. Dadurch wollte er die Möglichkeit eines technischen Versagens ausschließen. Die beiden Erreger töteten auf vollkommen unterschiedliche Weise, obwohl beide zunächst in Aerosolform gebracht werden mußten.
    Yuri griff unter den Sitz, schob den als Verteidigungswaffe dort deponierten Reifenheber zur Seite und zog einen Flachmann hervor. Er hatte sich einen Schluck Wodka verdient. Nach der Vergewisserung, daß ihn niemand beobachtete, nahm er hastig ein paar Züge des hochprozentigen Getränks. Dann seufzte er erleichtert. Ein Gefühl wohliger Wärme durchströmte angenehm seinen Körper. Jetzt fühlte er sich endlich ruhiger. Er war sogar imstande zu würdigen, daß es in jüngster Zeit ein paar Lichtblicke in seinem Leben gab.
    Das Erfreulichste seit seiner Ankunft in Amerika war die Bekanntschaft mit Curt Rogers und dessen Kumpel Steve Henderson und daß er sich mit den beiden echt angefreundet hatte. Erst diese Freundschaft hatte seine diffusen Rachephantasien in eine realistische Möglichkeit zum Handeln verwandelt. Er war den beiden rein zufällig begegnet. Nach einem extrem langen Sommertag im Taxi hatte er in Ben-sonhurst im Bezirk Brooklyn an einer kleinen Kneipe mit dem Namen White Pride angehalten. Sein Flachmann war schon lange leer gewesen, und er hatte so einen Brand auf einen Schluck Wodka gehabt, daß er unmöglich noch bis zu seiner Ankunft in Brighton Beach hatte warten können, wo er lebte.
    Es war nach elf Uhr abends, als er die überfüllte Kneipe betrat. Der Raum war düster und laut; von den Wänden hallten die Bässe des Heavy-Metal-Sounds von Skrewdriver wider. Die meisten Gäste waren

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