Anthrax
stimmt nicht. Es ist gelbbraun oder bernsteinfarben.«
»Yuri Davydov hatte offenbar nicht damit gerechnet, von seinen Mit-Verschwörern ermordet zu werden«, nahm Laurie den Faden wieder auf. »Vermutlich haben die Leute von der People’s Aryan Army ihn für überflüssig gehalten, nachdem sie ihren Anteil an dem Pulver, das sie für Anthrax hielten, in Empfang genommen hatten. Den Wortfetzen, die wir aufschnappen konnten, war zu entnehmen, daß die People’s Aryan Army sogar das gesamte Pulver für sich haben wollte. Aber Yuri Davydov hatte seinen Teil wohlweislich bereits in den Pestizid-Verstäuber gefüllt, so daß die PAA-Leute nicht mehr an den Stoff herankamen.« Die drei Männer sahen sich an und nickten. »Das stimmt voll und ganz mit den Fakten überein, die uns inzwischen bekannt sind«, stellte Ken Alden fest. »Diesmal scheinen wir noch mal mit einem blauen Auge davongekommen zu sein«, meldete sich Robert Sorenson zu Wort und streckte sich.
»Mehr kann ich dazu nicht sagen. Außer vielleicht, daß das, was wir gerade erlebt haben, ein Beweis dafür ist, daß all unsere bis heute durchgeführten Inszenierungen und Übungen im Hinblick auf einen eventuellen Bioterroranschlag zu wünschen übriglassen. Unser Abschirmdienst konnte den Anschlag nicht vereiteln, und unser Krisenkommando konnte die Verbreitung des Staubs nicht unterbinden.«
Jack und Laurie sahen sich an und sprangen spontan auf, um sich in die Arme zu fallen. Nach all der Anspannung und der Angst, die sich nach den endlosen Stunden in dem dunklen Kerker bei ihnen angestaut hatte, freuten sie sich irrsinnig über die guten Nachrichten. Sie umarmten sich und lachten und konnten nicht umhin, regelrechte Freudentänze aufzuführen.
»Wenn Sie soweit sind, würden wir uns gern mit Ihnen über die People’s Aryan Army und deren mutmaßliche Anführer unterhalten«, sagte Robert Sorenson. »Das FBI kümmert sich ab sofort mit äußerster Dringlichkeit um die Festnahme und strafrechtliche Verfolgung dieser Leute.«
Epilog
Donnerstag, 21. Oktober, 13.30 Uhr
»Versuch’s mit einem anderen Sender!« schlug Curt vor. Steve beugte sich nach vorn und drehte am Radio-Tuner, bis er einen einigermaßen klaren Sender gefunden hatte.
Sie saßen in einem alten Ford-Transporter, den Steve unter Angabe eines falschen Namens für fünfhundert Dollar gekauft hatte. Sie waren etwa achtzig Kilometer von New York City entfernt, empfingen die Radiosender der Stadt immer schwächer. Als sie vor einer halben Stunde ihren Transporter bestiegen hatten und auf der Interstate 80 in Richtung Westen losgefahren waren, hatten sie eine Kurzmeldung gehört. Viel konnten sie daraus nicht entnehmen. Es war lediglich gemeldet worden, daß es einen ernstzunehmenden Biowaffenanschlag auf Lower Manhattan gegeben hatte, der eine Massenpanik verursacht habe. Als sie die Meldung gehört hatten, waren Curt und Steve in Jubel ausgebrochen und hatten im Freudentaumel immer wieder ihre Hände gegeneinandergeklatscht. »Wir haben es geschafft!« ertönte ihr Gebrüll. Allmählich brannten sie jedoch auf weitere Details; aber sie konnten einfach keinen Sender finden, der weitere Berichte über den Zwischenfall brachte.
»Wahrscheinlich hat die Regierung eine Nachrichtensperre verhängt«, vermutete Curt. »Sie wollen doch immer verhindern, daß die Öffentlichkeit die Wahrheit erfahrt. Denk nur an Waco oder Ruby Ridge. Sogar die Identität des Mörders von John F. Kennedy haben sie geheimgehalten.«
»So wird es wohl sein«, stimmte Steve zu. »Die Regierung hat Schiß, die Öffentlichkeit zu informieren.«
»Mann, war das super!« brüstete Curt sich. »Eine perfekt organisierte militärische Operation!«
»Es hätte nicht besser laufen können«, pflichtete Steve ihm bei. Curt betrachtete die vorbeiziehende Landschaft, die im Schein der herrlichsten Herbstfarben erstrahlte. Sie waren im westlichen Teil des Bundesstaates New York und näherten sich der Grenze zu Pennsylvania. »Was für ein schönes Land!« seufzte er und umklammerte das Steuer ein wenig fester. Dann lachte er. Er fühlte sich großartig und so aufgekratzt, als hätte er zehn Tassen Kaffee getrunken. »Willst du in Jersey zum Mittagessen anhalten, oder wollen wir bis Pennsylvania durchfahren?« fragte Steve. »Ist mir egal«, erwiderte Curt. »Ich bin so aufgeregt, daß ich sowieso keinen Hunger habe.«
»Ich auch nicht«, stimmte Steve mit ihm überein. »Aber ich würde mir gern mal die Hände waschen –
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