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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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langsam unheimlich. Sonst kümmerst du dich doch einen Dreck um mich.«
    »Zum Teufel!« brüllte Yuri. Seine Geduld war zu Ende. » habe ich dir doch eben schon gesagt! Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich geschlagen und deinen Fernseher zertrümmert habe. Da versuche ich einmal, nett zu dir zu sein, und du läßt mich nicht!«
    »So kenne ich dich schon eher«, entgegnete Connie. »Okay! Bring mir das Eis, wenn du dich dann besser fühlst! Und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich die Pizzaschachtel mitnehmen.«
    Erleichtert, aber immer noch aufgebracht, hob er die leere Verpackung auf und brachte sie in die Küche. Dann holte er den Eisbecher aus dem Gefrierfach, nahm einen Löffel aus der Schublade, trug beides zurück in Connies Zimmer und reichte es ihr.
    Connie litt unter ihrem Übergewicht; mühsam rappelte sie sich in eine halb sitzende, halb liegende Position hoch und nahm das Eis und den Löffel entgegen. »Der Becher war schon auf«, stellte sie fest und sah Yuri fragend an.
    »Ich habe vorhin einen Löffel probiert«, log Yuri. Connie schnaufte. »Du hast mich nicht gefragt«, beschwerte sie sich.
    Yuri antwortete nicht. Statt dessen musterte er konzentriert das Telefon neben dem Bett seiner Frau. Daß Connie – vorausgesetzt, sie aß ihr Eis – womöglich die Notarztzentrale anrief und ihre bald eintretenden Anfangssymptome schilderte, hatte er nicht bedacht. Er mußte sich unbedingt etwas mit dem Telefon einfallen lassen und verhindern, daß sie mit einem Arzt sprach.
    »Ich rede mit dir!« fuhr Connie ihn an. »Du weißt doch, daß ich es nicht mag, wenn andere in meinem Essen herumstochern.«
    »Es war nur eine Kostprobe«, versuchte Yuri sie zu beruhigen. »Nur einmal?« hakte Connie nach. »Du hast den Löffel nicht ein paarmal rein und raus gebohrt?«
    »Ich habe einmal probiert«, versicherte Yuri. »Mach doch den Deckel auf, und sieh nach!«
    Connie murrte vor sich hin und zog an der Lasche. Die makellos glatte Oberfläche der Eiskrem kam zum Vorschein. Yuri zermarterte sich das Hirn, aber es fiel ihm einfach kein Vorwand ein, unter dem er Connie das Telefon wegnehmen konnte, ohne ihr Mißtrauen zu erregen. »Man sieht ja gar nicht, daß du probiert hast«, stellte Connie fest.
    »Es war ja auch nur ganz wenig«, murrte Yuri. »Verdammt noch mal, vergiß es! Iß endlich dein Eis!«
    »Okay«, gab Connie sich geschlagen. »Dann hau ab, und laß mich in Ruhe!«
    »Gerne«, entgegnete Yuri. »Du mußt mich nur rufen, dann hole ich den leeren Becher.«
    Connie zog ihre nicht lädierte Augenbraue hoch und starrte Yuri mißtrauisch an. Dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu. »Vielleicht rufe ich, vielleicht auch nicht.« Rückwärts ging Yuri in Richtung Tür. Bevor er sie halb hinter sich zuzog, beobachtete er, wie Connie sich geistesabwesend den ersten Löffel Eis in den Mund schob. Zurück in der Sitzecke, stellte er fest, daß er vom äußersten Ende des Sofas in Connies Zimmer spähen konnte. Viel sah er zwar nicht, aber immerhin hatte er das Fußende des Bettes und ihre Zehenspitzen im Blick.
    Es schien ihm, als ob die Zeit stehenblieb. Daß er nicht sicher sein konnte, ob Connie ihr Eis auch wirklich aß, machte ihn schier verrückt; doch da sie einmal angefangen hatte, sprach viel dafür, daß sie auch weiteraß. Der Film wollte einfach nicht enden, obwohl die Musik mehrmals zu einem scheinbar finalen Crescendo anschwoll. Er hoffte, daß Connie nach dem Film ins Bad gehen und ihm die Gelegenheit geben würde, das Telefon von ihrem Nachttisch zu holen.
    Er mußte eine Dreiviertelstunde ausharren, dann war der Film endlich zu Ende, und Connie tat ihm den Gefallen. Eilig stieß er die Tür auf. Auf dem Boden neben dem Bett stand der leergegessene Eisbecher, aus dem der Löffel ragte.
    Leider war die Tür zum Bad einen Spaltbreit offen. Im Fernsehen lief ein Werbespot, ansonsten brannte in dem Zimmer kein Licht.
    Mit rasendem Herzen steuerte Yuri den Nachttisch an. Obwohl er ins Bad lugen konnte, sah er Connie nicht. Er nahm das Telefon und zog an dem Verbindungskabel, um herauszufinden, wo sich die Wandsteckdose befand. Das Kabel führte hinter den mit schmutzigem Geschirr und zahlreichen Gläsern vollgestapelten Nachttisch. Als er nach dem Stecker tastete, stieß er gegen den Tisch. Einige Gläser fielen um und krachten zu Boden. Der Lärm übertönte sogar den lauten Werbespot im Fernseher. Da er sicher war, daß Connie im nächsten Augenblick die Badezimmertür

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