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Anthrax

Anthrax

Titel: Anthrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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aufreißen würde, riß er die Schnur mit Gewalt aus der Wand. Durch sein brutales Zerren brachte er ein weiteres Glas zu Fall. Er bückte sich und hob den leeren Eisbecher auf. Wie er befürchtet hatte, flog die Badezimmertür auf, und Connies massige Gestalt füllte den Türrahmen. Sie putzte sich gerade die Zähne. »Was war das für ein Lärm?« fragte sie und hielt sich die Hand vor den Mund, um keine Zahnpasta auf den Boden zu kleckern. Die Zahnbürste umklammerte sie mit ihrer riesigen Faust.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Yuri und hoffte das Beste. »Wahrscheinlich irgendwas im Fernsehen.« Das Telefon versteckte er mit der linken Hand hinter seinem Rücken, in der rechten hielt er den Eisbecher. »Ich bin nur gekommen, um den leeren Becher zu holen«, sagte er und hielt ihn Connie demonstrativ entgegen.
    Connie starrte ihn mißtrauisch an, sagte aber nichts. Dann schob sie die Zahnbürste in den Mund, begann erneut zu putzen und ging zurück ins Bad.
    Erleichtert verließ Yuri den Raum und eilte in die Küche. Als erstes versteckte er das Telefon unter der Spüle. Dann wusch er den Eisbecher aus und warf ihn in den Müll. Das gleiche tat er mit dem Löffel, dem Schälchen, das er zum Mischen benutzt hatte, und der Gabel. Mit zittrigen Händen nahm er ein neues Glas aus dem Schrank und schenkte sich einen weiteren Wodka ein. Er mußte unbedingt ruhiger werden. Es ärgerte ihn, daß seine Nerven derart mit ihm durchgingen.
    Schwerfällig ließ er sich auf dem Sofa nieder. Leider hatte er keine Ahnung, wie lange er dort würde ausharren müssen. Was wohl passierte, wenn Connie einschlief, bevor die ersten Symptome auftraten? Vielleicht wachte sie dann gar nicht mehr auf. Er machte sich Sorgen.
    Nervös sah er auf die Uhr. Von dem Pestizidverstäuber war auch weit und breit nichts zu sehen. Dabei hatte Curt ihm das Spezialfahrzeug für diese Nacht versprochen. Yuri fragte sich, was es für Operation Wolverine bedeutete, wenn sein Kompagnon nicht Wort hielt.
    Trotz seiner Sorgen schlief er schließlich ein. Als er eine halbe Stunde später aufwachte, wußte er sofort, was ihn geweckt hatte. Connie rief nach ihm, doch sie klang seltsam. Offenbar konnte sie den Buchstaben ›R‹ nicht richtig aussprechen. Sie klang betrunken.
    Yuri stand auf und schwankte so sehr, daß er sich einen Augenblick an der Sofalehne festhalten mußte, bevor er mit wackeligen Beinen das Schlafzimmer seiner Frau ansteuerte. Er schob die Tür auf. Connie lag auf der Bettruine. Als er ihren Blick sah, wußte er, daß etwas mit ihr geschehen war. Anstatt ihn wie sonst finster und herausfordernd ins Visier zu nehmen, stand ihr die Panik ins Gesicht geschrieben. »Was ist los?« fragte Yuri.
    »Irgend etwas stimmt nicht mit mir«, brachte Connie hervor. Sie hatte Probleme, die Worte zu formen. »Was ist denn nun schon wieder?« fragte Yuri und tat so, als ob er wütend war.
    »Ich habe Magenkrämpfe«, erwiderte Connie. »Gerade mußte ich mich übergeben. Ich glaube, das Eis ist mir nicht bekommen.«
    »Falls dir etwas nicht bekommen ist, dann wohl eher die Pizza«, entgegnete Yuri. »Mir wird immer schlecht, wenn ich Anchovis esse.«
    »Es ist ja nicht nur der Magen.«
    »Was hast du denn sonst noch?« fragte Yuri ungeduldig.
    »Ich kann nicht mehr fernsehen«, klagte Connie. Sie hatte Probleme, das ›F‹ über die Lippen zu bringen. »Ich sehe doppelt. Ich sehe zwei Fernsehapparate.«
    »Dann stell das Ding doch endlich ab!« rief Yuri. »Du solltest schlafen. Es ist spät.«
    Aber Connie konnte eben nicht schlafen. »Ich bin viel zu aufgekratzt. Außerdem habe ich Angst. Wieso sehe ich doppelt?«
    »Vielleicht solltest du dein geschwollenes Auge abdecken«, schlug Yuri vor.
    Connie legte sich die Hand aufs Auge! »Wie ist es jetzt?« fragte Yuri.
    »Besser«, erwiderte Connie. »Jetzt sehe ich nur einen Fernseher.«
    »Wenn sonst noch etwas ist, kannst du mich rufen«, sagte Yuri und ging zurück zur Tür.
    »Es ist noch etwas«, brachte Connie lallend hervor. »Ich habe Durst. Meine Kehle ist total ausgetrocknet.«
    »Dann hol dir ein Glas Wasser«, rief Yuri und wollte die Tür schließen.
    »Ich habe Angst aufzustehen«, versuchte Connie ihn zurückzuhalten. »Eben war mir ganz schwindelig. Ich wäre fast hingefallen.«
    »Kein Wunder – so fett, wie du bist«, konstatierte Yuri. »Bitte, hol mir ein Glas Wasser.«
    Yuri fragte sich, ob der Durst auf die Einnahme des Toxins zurückzuführen war. Er hatte keine Ahnung. Doppeltsehen und

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