Anthropofiction
warum mußten sie untergehen? Warum existierte die Menschheit, aber jene Rasse nicht mehr?
Vielleicht war er der Antwort sehr nahe. Vielleicht hatte Nieheimer ihn in der vorangegangenen Nacht darauf gestoßen.
Endlich wurde er schläfrig, und er war auf einmal froh, daß dieser Planet keinen Mond besaß, der in seine himmelwärts gerichteten Augen hatte scheinen können.
Am frühen Morgen erwachte er und spürte kühlen Regen auf dem Gesicht. Er räumte seine Decken zusammen und schlug das Einmannzelt auf, wie er es sofort hätte tun sollen. Dann schlief er wieder ein.
Ab der Tag anbrach, regnete es noch immer. Er war fest entschlossen, den Tunnel dennoch erneut aufzusuchen. Aber weder allein noch zu Fuß.
Das Fahrzeug der Expedition, speziell für unbekanntes schwieriges Gelände bei jedem Wetter geeignet, überwand die Hügelkette zwischen dem Lager und dem Eingang zum unterirdischen Gewölbe unter heftigem Schütteln und Stoßen. Nieheimer, der Student, saß am Steuer, während Millar bemüht war, den in aller Frühe eingenommenen Imbiß bei sich zu halten. Das Fahrzeug mochte gewiß für rauhes Gelände gebaut sein, aber sein Magen nicht.
»Warum haben Sie die anderen nicht mitgenommen? Sie hätten gewollt, glaube ich«, meinte Nieheimer, plötzlich das Steuerrad herumreißend, um einigen großen Felsbrocken auszuweichen. Millar stürzte fast vom Sitz, als die Maschine ins Schleudern geriet.
»Hat keinen Sinn«, antwortete er. »Es paßt nur eine Person in die Kapsel. Ich gehe allein hinab.«
»Na, nun hören Sie mal. Ich dachte, ich könnte mit.«
»Im Prinzip habe ich nichts dagegen, aber man kann nie wissen, in welchem Zustand sich die unteren Gewölbe befinden. Ein paar hunderttausend Jahre sind nicht eben gestern.«
Sie erreichten den Tunnel. Es regnete immer noch, und kleine Bäche wuschen den Rand des Eingangs frei. Wasserrinnsale stürzten in die Höhle, und der Boden saugte alles auf wie ein Schwamm. Ein Bächlein unterspülte die Schwelle, und ein großer Brocken Erdreich rutschte vor den Augen der Männer den Hang hinab.
Nieheimer schaltete die Scheinwerfer an und lenkte das Fahrzeug in den Tunnel. Das Prasseln des Regens auf dem Dach verstummte. Die Wände warfen das Brummen des Motors verstärkt zurück, aber dies Geräusch war längst nicht so gespenstisch wie beim ersten Besuch das Echo von Millars Schritten. Schnell brachten die Männer den Tunnel hinter sich.
Vor dem ersten Tor ließen sie das Fahrzeug stehen und setzten den Weg zu Fuß fort. Insgesamt waren es acht Tore. Jede der acht Schwellen war hüfthoch, sank aber beiderseits bis in Fußhöhe ab. Den Weg mit den Taschenlampen ausleuchtend, stiegen sie darüber hinweg. In der Halle dahinter leuchtete wieder das Licht auf, als sie eintraten.
Millar ließ Nieheimer an dieser Stelle zurück.
»Fotografieren Sie diese Räumlichkeiten«, ordnete er an, »und alle Einzelheiten, die Ihnen wesentlich erscheinen. Sie wissen, worum es geht. Wenn Sie fertig sind, versuchen Sie festzustellen, wie alt das Gewölbe ist.« Er deutete auf die dichten Reihen von Markierungen an der Wand. »Falls ich eine Stunde vor Sonnenuntergang noch nicht zurück sein sollte, gehen Sie zum Lager und geben Nachricht. Verstanden?«
Nieheimer nickte. Er machte ein enttäuschtes Gesicht.
Millar stieg in die Kapsel. Er untersuchte das Innere sorgfältiger als beim ersten Mal und leuchtete jeden Winkel aus. Die Kapsel war innen gänzlich ausgepolstert; sonst gab es nichts zu sehen.
Möglicherweise war die Kapsel nur ein Behälter für ein unterirdisches Versorgungsnetz und nicht zur Personenbeförderung bestimmt. Millar richtete sich auf und wandte sich an Nieheimer, der neben der Rinne stand. »Ich weiß nicht, wie man das Ding starten soll. Ich finde keine Kontrollen.«
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, fiel die Öffnung der Kapsel zu, und Nieheimer verschwand aus dem Blickfeld. Ein lautes Klicken war zu hören. Es gab kein Licht in der Kapsel außer dem der Taschenlampe, und Millar war froh, daß er nicht zur Klaustrophobie neigte. Langsam setzte das Gefährt sich in Bewegung, jedoch in eine Richtung, die Millar nicht erwartet hatte. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Polsterung.
Der Boden neigte sich, und er erkannte, daß die Kapsel abwärts schoß. Millar kämpfte um das Gleichgewicht und tastete nach einem Halt. Es gab keinen.
Er kroch nach der anderen Seite und spürte, daß es der obere Pol der Kapsel war. Abrupt ließ das Gefühl des
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