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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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Hügels verschmolz, als hätten beide sich über Äonen hinweg miteinander ihren Weg durch den Boden gefressen. Nach kurzer Untersuchung fand Millar, daß dies in der Tat der Fall sein mußte. Die dicke schwarze Fassung war an der Innenseite praktisch unzerstörbar. Dieinnere Fläche gab nicht nach, als Millar eine Probe entnehmen wollte. Aber das Material zerbröckelte, als er die Außenseite berührte. Millar war erstaunt, und er empfand Respekt vor den Erbauern dieser Stadt. Sie hatten ihre Kunst gut beherrscht. Den Tunneleingang, so schien es, hatten sie erfolgreich mit der natürlichen Oberfläche des Hügels verbunden, über ihren Untergang hinaus.
    Wo sind jene großen Könige nun? dachte Millar.
    Er löste die Taschenlampe vom Gürtel und betrat den Tunnel. Er war sehr geräumig und vermochte ein Personenfahrzeug ohne Schwierigkeiten aufzunehmen. Der Durchmesser schien sich auch nicht zu verringern, als Millar seinen Weg einwärts fortsetzte.
    Als Millar mehrere hundert Meter zurückgelegt hat te, versuchte er die Strecke abzuschätzen, und stellte fest, daß der Tunnel einen rechtsseitigen Verlauf nach unten nahm, wie eine weitgeschwungene Spirale. Als er sich noch einmal umblickte, war der Eingang außer Sicht, und kein Licht mehr bis auf das der Taschenlampe, in dem er nur die gleichmäßigen schwarzen Wände sah.
    Das Geräusch seiner Schritte verlor sich in der Tie fe, eilte ihm voraus und warf ein Echo zurück. Auf einmal fühlte Millar sich sehr, sehr einsam. Da war ein Hauch von Zeit und Zeitlosigkeit, von Jugend und Alter, von Vergangenheit und Gegenwart, und dazu erklangen Echo um Echo seine Schritte, eine andauernde beharrliche Melodie wiederkehrender Töne.
    Wie weit er ging, oder wie weit er dem Verlauf des spiralenförmig in die Tiefe führenden Tunnels folgte, vermochte er nicht zu sagen. Er traf auf keine Abzweigungen, ein Umstand, der ihn erleichterte; in einem ganzen Tunnelnetz hätte er sich auf dem Rückweg verirren können. Einmal wurde das Licht der Taschenlampe trübe, und er mußte in der Dunkelheit die schwachen Batterien austauschen, ehe er den Weg fortsetzen konnte.
    Schließlich, wie auch immer, kam er zu einem Ende. Plötzlich versperrte eine Wand den Gang in seiner ganzen Breite. In der Wand, deren größten Teil es einnahm, befand sich ein quadratisches, massives Portal – es war verschlossen. Aber seitlich an der Wand war ein Rad, und darunter, mit ihm verzahnt, eine Reihe von Hebeln. Millar erkannte, daß es sich um einen Öffnungsmechanismus handelte. Einer der Hebel fehlte; er fand ihn zu seinen Füßen auf dem Boden liegen. Während er den Hebel an seinen Platz steckte, begann das Rad sich zu drehen; zu seiner Überraschung bewegte es sich mit einer für das offenbar vorhandene Gewicht enormen Leichtigkeit.
    War hier kein anderes Schloß notwendig gewesen, als dieser einfache Mechanismus, oder handelte es sich um einen Test?
    Die Luft drang zischend in eine über dem Tor entstehende Öffnung, als ob sich dahinter ein Vakuum befände; wie sich später herausstellte, war dies der Fall. Das Vakuum mußte große Ausdehnung besitzen, denn Millar fühlte die Atmosphäre heftig eindringen wie einen Wasserfall, und hörte das Röhren, mit dem der Luftstrom den Tunnel herabschoß. Er setzte sich, um sich zu entspannen, da er möglicherweise lange warten mußte.
    Seine Annahme erwies sich als richtig. Er hatte seine Verpflegung verzehrt und erneut die Batterien der Taschenlampe ausgetauscht, ehe das Tor, nachdem der Druckausgleich hergestellt war, sanft aufschwang. Auf der anderen Seite fand er in kurzer Entfernung ein zweites, gleichartiges Tor, ebenfalls geöffnet, und dahinter noch eine ganze Reihe solcher Tore.
    Und hinter dieser Reihe von Portalen befand sich ein großer Raum. Er war rechteckig und langgestreckt, seine Ausmaße übertrafen die einer Bahnhofshalle. Millar trat von einer der Langseiten ein; nur Sekunden vergingen, und plötzlich war Licht da, dessen Quelle er nicht entdecken konnte, aber der Raum wurde völlig ausgeleuchtet. Er schaltete die Taschenlampe aus und befestigte sie wieder am Gürtel. Dann begann er mit der Untersuchung der Halle.
    Der am meisten beeindruckende Gegenstand der Halle befand sich am Fuß der gegenüberliegenden Wand. Eine halbrunde Rinne war dort über die ganze Länge der Wand verlegt und verschwand zu beiden Seiten in Torbogen. Und in der Rinne ruhte, wie ein Schiff im Dock oder wie eine Kugel im Pistolenlauf, ein großes kapselartiges

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