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Anthropofiction

Anthropofiction

Titel: Anthropofiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon E.Stover und Harry Harrison
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eine gewisse Aussicht versprach, die Menschen warnen zu können. Er vermochte nicht zu fliehen, solange sich an dem gegenwärtigen Zustand nichts änderte. Er begriff das und fand sich damit ab; er gab es auf, in seinem Gefängnis auf und nieder zu spazieren. Aber bestimmte Dinge hatten die Zelle verlassen: Nahrungsreste, Körperausscheidungen – und Graves Leichnam. Wenn er starb, dessen war Eisenberg sicher, würde man auch seinen Körper entfernen. Außerdem waren einige Dinge, welche in die Säulen gelangten, auch wieder herausgekommen, das wußte er genau. War nicht anzunehmen, daß die X-Geschöpfe sich von nutzlosem Ballast befreien, ihn die Wahini-Säule hinabspülen würden? Davon war er fest überzeugt.
    Gut, also würde sein Körper ins Meer geraten. Es gab eine Chance, daß man ihn fand. Wie aber ließ sich eine Nachricht geben? Er besaß kein Schreibmaterial, nur den eigenen Körper.
    Aber die gleiche Improvisation, die ihm zu seinem primitiven Kalender verholfen hatte, ermöglichte ihm auch das Schreiben einer Nachricht. Er konnte sie mit einem Zehennagel in die Haut ritzen. Zog er die Wunden immer wieder nach und verhinderte ihre Heilung, würden dauerhafte Spuren bleiben. Auf diesem Weg unterzog er sich einer ständigen Tätowierung.
    Die Buchstaben mußten groß sein; der Raum auf Brust und Bauch war begrenzt, ausführliche Berichterstattung ausgeschlossen. Er sah sich zu einer kurzen, einfachen Warnung gezwungen. Wäre er noch gesun den Geistes gewesen, sicher wäre ihm eine geschicktere Formulierung gelungen – aber dazu reichte es nicht mehr.
    Nach einiger Zeit hatte er seine Brust- und Bauchgegend mit zittrigen tätowierten Worten bedeckt. Er war abgemagert und von ungesunder Hautfarbe; die Narben stachen häßlich hervor.
     
    Sein im Pazifik treibender Leichnam wurde von einem Portugiesen gefunden, der die Nachricht nicht verstand, den Körper aber der Hafenpolizei von Honolulu auslieferte. Dort fotografierte man ihn, nahm die Fingerabdrücke und schrieb einen Bericht. In Washington wurde er anhand der Fingerabdrücke identifiziert, und William Eisenberg, Wissenschaftler, Mitglied zahlreicher erlesener Forschungsgemeinschaften, hochentwickeltes Exemplar des Homo Sapiens, wurde nochmals offiziell für tot erklärt, und man verband mit seinem Namen ein neues Geheimnis.
    Bei dieser Gelegenheit übertrafen die Korrespondenzler auf der Kriechspur der Bürokratie sich selbst, so daß sogar ein Exemplar jenes Berichts, anliegend die Fotografien, mit einer Anfrage auf dem Schreibtisch von Kapitän Blake landete. Er wurde überreicht unter Berücksichtigung seiner Beteiligung an diesem Fall, mit der Bitte um Stellungnahme.
    Kapitän Blake grübelte dutzende Male über den Abzügen. Die Botschaft war klar genug leserlich: SEHT EUCH VOR – DIE SCHÖPFUNG DAUERTE ACHT TAGE. Aber was bedeutete sie?
    Eines war sicher – Eisenberg trug diese grobe Tätowierung nicht am Körper, als er von der Mahan verschwand.
    Der Mann hatte noch längere Zeit gelebt, nachdem er von dem Kugelblitz erfaßt worden war – soviel stand fest. Und er hatte etwas herausgefunden. Aber was? Der Bezug zum ersten Abschnitt der Schöpfungsgeschichte war nicht zu übersehen, aber auch nicht sehr aufschlußreich.
    Blake quälte sich umständlich mit der Formulierung der Stellungnahme.
    »… vertieft die Nachricht das Geheimnis mehr als sie zur Klärung beiträgt. Inzwischen neige ich zu der Annahme, daß die Wassersäulen mit den La-Grange-Kugelblitzen in irgendeinem Zusammenhang stehen. Die Patrouillen bei den Säulen sollten abgebrochen werden, da die Gefahr zu groß ist. Sollten sich neue Gelegenheiten oder Methoden ergeben, Klarheit über die Natur der Säulen zu gewinnen, müßten sie gründlich und energisch durchgeführt werden. Leider muß ich mitteilen, daß ich in dieser Hinsicht zur Zeit keine Vorschläge unterbreiten kann …«
    Er erhob sich vom Schreibtisch und trat an ein kleines Aquarium, das in einer Aufhängung, die es in der Horizontale hielt, unter dem Bullauge baumelte, und scheuchte die beiden Goldfische darin mit dem Finger auf. Er bemerkte die Quantität des Wassers und wandte sich zur Tür der Speisekammer.
    »Johnson, Sie haben das Becken wieder zu sehr gefüllt. Pat versucht wieder herauszuspringen.«
    »Ich bringe das in Ordnung, Kapitän.«
    Der Steward kam mit einem Becher aus der Speisekammer. (›Möchte wissen, warum der Alte diese blöden Fische hält. Er hat doch kein Interesse an ihnen – soviel

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